Sr. Christine Rod: „Lästig", weil wir die Kirche lieben
Sprach über Frauen in der Kirche: Sr. Christine Rod, die Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz. (c) SVD
„Wir Frauen lieben diese Kirche und sind daher bereit, Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet auch die Ärmel aufzukrempeln und sich die Hände schmutzig zu machen.“ Mit diesen Worten beschrieb Sr. Christine Rod MC die Beweggründe, warum sich Frauen in Österreich für Reformen und Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche stark machen. Denn: „Wir wären nicht so lästig, wenn wir diese Kirche nicht so lieben würden!“
Christine Rod ist Mitglied eines Netzwerkes von Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen, die sich in regelmäßigen Abständen austauschen, auch zum derzeit laufenden synodalen Prozess.
Das Thema Frauen zieht sich durch
„Fast in jeder Stellungnahme der österreichischen Ordensgemeinschaften zum synodalen Prozess wurde das Frauenthema genannt. Es ist auch das einzige Thema, das sich weltweit beim synodalen Prozess durchzieht und keineswegs nur eine Frage europäischer Frauen ist“, erklärte Christine Rod. „Die Frauen, die heute in Orden eintreten, sind sehr gut gebildet, sie wollen mitreden und nicht in der dritten Reihe stehen.“
Auch bei der im Februar in Prag stattfindenden Europa-Konferenz zur Vorbereitung der Synode will sich das Netzwerk Frauen in kirchlichen Führungspositionen einbringen. In der österreichischen Delegation wird die Pastoraltheologin Regina Polak vertreten sein. Christine Rod plädiert dafür, nicht auf „den roten Knopf Weihe der Frauen“ zu drücken, sondern sich in der „Kunst des Möglichen“ zu üben. „Unser Anliegen ist das Stimmrecht für Frauen bei der Bischofssynode zur Synodalität. Bis jetzt hat nur eine Frau dort das Stimmrecht“, bedauert sie. „Wir wollen, dass Frauen zugetraut wird, ernsthaft für diese Kirche gerade zu stehen und dass sie Entscheidungsbefugnis erhalten.“
Gespräche mit Frauen in Leitungsfunktionen im Vatikan
Im Vorjahr war sie Teil einer Frauendelegation aus Österreich, die im Vatikan mit hochrangigen Frauen in Leitungsfunktionen Gespräche führte. Die Romreise kam auf Initiative von Doris Schmidauer, der Ehefrau von Bundespräsident Alexander van der Bellen zustande. Neben Christine Rod waren die Leiterinnen der Seelsorgeämtern der Diözesen Salzburg und Linz, Lucia Greiner und Gabriele Eder-Cakl sowie die kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl dabei.
Auch die Romreise im Vorjahr fand Eingang in den Vortrag. (c) Sabine Kronberger/Welt der Frauen
Gesprächspartnerinnen waren u.a. Sr. Nathalie Becquart, Untersekretärin der Bischofssynode, Sr. Alessandra Smerilli, Sekretärin im Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, Lavinia Rocchi Carrera, Generalsekretärin der Weltorganisation der katholischen Frauenbewegungen sowie Raffaella Petrini, die im Vatikan für das Management der Gebäude, Museen und Gärten zuständig ist. „Wir wollten hören, wie kann man sich als Frau in der Kurie einbringen, wie kann man etwas gestalten?“ Bei der Audienz überreichten die Frauen aus Österreich Papst Franziskus eine Ikone und Statements zum Thema „Frauen und Kirche“ mit expliziten Anliegen zur Synode.
"Nur" eine Frau?
Als Ordensfrau habe sie mehr Möglichkeiten, ernstgenommen zu werden, als andere Frauen, meinte Sr. Christine Rod. „Man spricht mir meinen Glauben nicht ab. Diesen ‚kirchlichen Garantieschein‘ muss man nützen!“ Sie habe vor ihrem Ordenseintritt selbst erlebt, wie einer kritischen Frau in der Kirche der Glaube abgesprochen, wie man gekränkt und sprachlos gemacht wird. Ihre eigene Geschichte sei eng mit der gesellschaftlichen Situation der Frau und der Kirchengeschichte in den letzten Jahrzehnten verbunden. „Ich bin als Kind in Laa an der Thaya aufgewachsen. Pfarrer war dort der spätere Weihbischof Helmut Krätzl, der zurück vom 2. Vatikanischen Konzil in unserer Pfarre zahlreiche Reformen wie Handkommunion, Deutsch als liturgische Sprache und Volksaltar umsetzte.“ Die lebhaften Diskussionen, was in der Kirche unveränderlich sei oder was sich ändern könne, habe sie schon als Kind mitbekommen und trage sie bis heute in sich.
Als Ordensfrau werde sie ernster genommen, meinte Sr. Christine Rod: „Man spricht mir meinen Glauben nicht ab." (c) SVD
Als junge Pastoralassistentin sei sie glücklich gewesen, in dieser Aufbruchsphase in der Kirche dabei sein zu dürfen. Allerdings erlebte sie auch Kränkungen und Ablehnung, weil sie „nur“ eine Frau war. „Ich habe gekämpft und mir auch den Kopf blutig geschlagen“, erinnerte sie sich bei ihrem Vortrag. „Und irgendwann habe ich beschlossen, da mach' ich nicht mehr mit.“ Doch auch als sie nach ihrem Eintritt in eine Ordensgemeinschaft einen Bereich in einem Bildungshaus leitete, holte sie das Frauenthema manchmal wieder ein. „Manche Menschen vermuteten, dass ich dort als Sekretärin oder an Rezeption arbeitete. Eine Leitungsfunktion hat man Frauen offenbar nicht zugetraut.“
Positive Entwicklungen
Hier habe sich in den letzten Jahren doch einiges bewegt, versuchte Christine Rod auch positive Entwicklungen zu sehen und nannte die Kurienreform von Papst Franziskus, die es Laien, also auch Frauen, erlaubt, bis in höchste Kurienämter aufzusteigen. Oder die Zusage der Österreichischen Bischofskonferenzen, in Zukunft mindestens ein Drittel aller Führungspositionen mit Frauen zu besetzen. „Veränderungen – Transformationen – kommen meist durch Begegnung, Gespräch und Vernetzung zustande, es kommt etwas in Fluss“, zeigte sie sich überzeugt.
Weiterlesen:
Website der Steyler Missionare
[teresa bruckner]