Gemeinschaft, Spiritualität und Struktur prägt Ordensleute heute
Sr. Christine Rod über das Ordensleben im Kathpress-Interview: "Wir versuchen, spirituelle Menschen zu sein." (c) ÖOK/msb
Das Ordensleben per se sei zwar ein Lebensentwurf, der unter die Kategorie "Minderheitenprogramm" fällt, aber mit vielen weit darüber hinausgehenden Impulsen, etwa im Blick auf Spiritualität oder auch die Struktur des Alltags. "Wir versuchen, spirituelle Menschen zu sein und wir haben eine gemeinsame Lebenskultur und einen Rhythmus dafür", so Sr. Christine. "Ich muss mir nicht jeden Tag neu überlegen: Mag ich heute beten, oder bin ich vielleicht schon zu müde dafür? Wann habe ich heute Zeit für die Meditation? Wir haben eine Struktur dafür, die - wie jede gute Struktur - kein einengendes Korsett, aber doch ein hilfreicher Rahmen ist, um Arbeit, Freizeit, Beziehungen und Gebet in eine Balance zu bringen und das zu leben, was mir wirklich wichtig ist."
Frage nach Strukturen gerade aktuell
Die Frage nach Strukturen für das Leben sei aktueller denn je, so die Ordensfrau: "Gerade in Corona- und in den damit verbundenen Homeoffice-Zeiten war ein unendlich gestiegenes Maß an Eigenständigkeit und auch Alleinsein gefordert. Dazu kam noch ein vielerorts steigender beruflicher Druck, der so manche ohne Struktur und Unterbrechung hat arbeiten lassen und bis an den Rand ihrer Lebenslust und ihrer Belastbarkeit gebracht hat." Ein bewusst gestalteter Tagesablauf mit Zeiten der Ruhe und des achtsamen Hinhörens - "wie wir ihn in den Orden haben" - könne als spannende Alternative gesehen werden.
Relevanz der Orden verdeutlichen
Bei den anstehenden "Ordenstagungen" vom 21. bis 24. November in Wien-Lainz soll die vielfältige Relevanz der Orden verdeutlicht und auch reflektiert werden. Die Ordensleute beraten über aktuelle Entwicklungen im Spitals- und Pflegewesen, im Bereich der Ordensschulen, der Kulturgüter und in den Missionsorden. Es gibt auch wieder einen "Ordenstag Young".
Der eigentliche "Ordenstag" am Dienstag, 22. November, in der Konzilsgedächtniskirche Lainz ist in besonderer Weise dem Generalthema "gegenwärtig & bedeutsam" gewidmet. Nach einleitenden Worten von Sr. Christine Rod sollen zwei Impulse zur Diskussion einladen: Es referieren zum Generalthema die Linzer Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar und Br. Thomas Hessler, Leiter des Europaklosters Gut Aich.
Prof. Csiszar stammt aus Rumänien, hat sich in verschiedenen theologischen Fachrichtungen bereits etabliert und kann auch auf eine Ausbildung in Existenzanalyse und Logotherapie verweisen. U. a. ist sie auch als theologische Beraterin für die serbisch-orthodoxe Kirche (in Serbien) tätig. Sie wird fach- und grenzüberschreitende Aspekte in die Frage nach dem Bedeutsamen und Gegenwärtigen von Ordensleben heute einbringen.
"Drei Ös" als Herausforderungen
Br. Thomas Hessler ist seit Oktober 2021 Administrator des Europaklosters Gut Aich. Anlässlich seiner Wahl hatte Hessler betont, dass er sich vor allem als "Brückenbauer in Zeiten größer werdender Differenzen aufgrund gesellschaftlicher, ökologischer und kirchlicher Umbrüche" verstehe. "Die drei Ös - Ökologie, Ökonomie und Ökumene - sind Herausforderungen unserer Zeit, die wir nur im Miteinander lösen können", so der Ordensmann.
Beim "Ordenstag" wird es zudem auch Gespräche in Kleingruppen geben, in denen die Ordensleute ihre eigenen Lebenserfahrungen mit den angesprochenen Themen der Vorträge in Verbindung bringen können.
Preis der Orden 2022
Ebenfalls auf dem Programm steht die Verleihung des "Preises der Orden 2022". Gesucht wurden wieder "Projekte und Initiativen aus dem Umfeld der Orden, die kirchlich und gesellschaftlich relevant und wirksam sind". Der Preis ist mit insgesamt mit 12.000 Euro dotiert. Sr. Rod zeigte sich im Kathpress-Interview sehr zufrieden darüber, wie sich der Preis in den vergangenen Jahren etabliert hat. Abgeschlossen wird der Ordenstag mit einer Eucharistiefeier.
Österreichische Ordenskonferenz hat sich bewährt
Eröffnet werden die Ordenstagungen am Montagnachmittag, 21. November, mit der Generalversammlung der Österreichischen Ordenskonferenz. Im Rahmen der Generalversammlung wird auch der neue Vorstand der Ordenskonferenz gewählt. Seit knapp drei Jahren gibt es die "Österreichische Ordenskonferenz" als strukturellen Zusammenschluss bzw. Dachverband der heimischen Frauen - und Männerorden. Nach außen firmiert die Ordenskonferenz unter der Marke "Ordensgemeinschaften Österreich" als gemeinsame Interessenvertretung. Diese enge strukturell und personelle Zusammenarbeit zwischen Frauen- und Männerorden hat sich laut Sr. Rod bestens bewährt. Die Generalsekretärin hob positiv die schlanke Struktur und das große Vertrauen zwischen dem Vorstand und dem operativen Team hervor.
Das Interview führte die Kathpress im Rahmen der Ordenstagungen 2022.
[elisabeth mayr-wimmer]