„Maßlos oder maßvoll – wohin steuert unsere Gesellschaft?“
(v.ln.r.): Zukunftsforscher Peter Zellmann, Landeshauptmann a.D. Erwin Pröll, Moderator Michael Battisti, Priorin Sr. Franziska Madl und Olympiasieger Toni Innauer diskutierten zum Thema „Maßlos oder maßvoll – wohin steuert unsere Gesellschaft?". (c) Volkskultur NÖ
„Wir kämpfen den Kampf unseres Lebens – und sind dabei zu verlieren“, zitiert Moderator Michael Battisti (ORF NÖ) UN-Generalsekretär Antonio Guterres, der mit diesen Worten im Rahmen der Weltklimakonferenz COP27 vor den Folgen der Erderwärmung warnte und die Staaten zum Handeln auffordert. Dieses Zitat leitet das Thema des Kamingesprächs gut ein: Leben wir maßvoll oder maßlos? Wo ist die Grenze? Wohin steuern wir? Diese Fragen und noch viel mehr diskutierten die vier hochkarätigen Gäste im Rahmen des „Kamingesprächs on Tour“ der Volkskultur Niederösterreich.
"Wir haben eine Sehnsucht in uns, die unendlich ist", so Sr. Franziska Madl, Priorin der Dominikanerinnen Wien, bei dem Kamingespräch. Hier im Bild mit Olympiasieger Toni Innauer. (c) Volkskultur NÖ
Eine unendliche Sehnsucht in uns
Sr. Franziska Madl, Piorin der Dominikanerinnen Wien und Vorstandsmitglied der Österreichischen Ordenskonferenz, stellt zu Beginn fest, dass zum Wesen des Menschen etwas Unersättliches gehöre. „Wir haben eine Sehnsucht in uns, die unendlich ist. Wir alle haben Bedürfnisse, aber es geht um maßvolle Bedürfnisse. Und das üben wir im Orden“, so die Ordensfrau. Olympiasieger Toni Innauer ist der Meinung, dass das richtige Maß mittlerweile vielerorts abhandengekommen ist: „Ein maßvoller Lebensstil ist wichtig. Das gelingt nicht immer, aber am Ende des Lebens soll die Bilanz stimmen.“ „Im Wesentlichen muss man spüren, worauf es ankommt“, stimmt Landeshauptmann a.D. Erwin Pröll zu.
„Wie lebe ich mein Leben, damit ich es vor mir und vor Gott vertreten kann?“, ist laut Sr. Franziska Madl eine der wesentlichsten Fragen im Leben, denn: „Ich bin verantwortlich für das, was ich tue. Und wir tragen auch für andere Verantwortung.“
Der Festsaal der Raiffeisenbank Fischamend war bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Kamingespräch kann am 16. November 2022, ab 21.00 Uhr auf ORF Radio Niederösterreich nachgehört werden. (c) Volkskultur NÖ
Wo ist die Ehrfurcht vor der Schöpfung?
„Wir haben die Grenzen des Wachstums und die Grenzen der Menschheit nicht erkannt“, ist Landeshauptmann a.D. Erwin Pröll überzeugt und erläutert: „Wir haben dank technischer Möglichkeiten Berge versetzt, aber wir sind zu spät draufgekommen, dass sich die Natur rächt. Die Ehrfurcht vor der Schöpfung ist verloren gegangen.“
Zukunftsforscher Peter Zellmann warnt uns alle vor Verallgemeinerungen wie etwa „WIR müssen…“ oder „DIE haben…“. Dieses Relativeren sei laut ihm gefährlich, denn „will ich etwas verändern, muss ich bei mir selbst anfangen. Und bekannterweise sind Veränderungen bei mir selbst am schwierigsten“.
Wege zum Glück
Auf die Frage nach den Beweggründen, in den Orden einzutreten, antwortet Sr. Franziska Madl: „Da war eine Sehnsucht nach mehr. Ich habe gemerkt, da fehlt irgendwas in meinem Leben. Ich bin auf die Suche gegangen und habe es gefunden.“ Zum Thema Sehnsucht, Zufriedenheit und Glück weiß auch Zukunftsforscher Peter Zellmann viel zu sagen: „Die Wege zum Glück sind so unterschiedlich, wie die Menschen selbst. Diese Wege zur Zufriedenheit müssen in uns selbst schlummern. Zukunft passiert nicht, sie wird von uns gestaltet.“
Zum Nachhören
DAs Kamingespräch wird am Mittwoch, 16. November 2022, ab 21.00 Uhr auf ORF Radio Niederösterreich ausgestrahlt oder kann hier nachgehört werden.
Die Kamingespräche sind eine Diskussionsplattform der Volkskultur Niederösterreich – einem Betrieb der Kultur.Region.Niederösterreich. Alle Kamingespräche sind auf www.volkskulturnoe.at nachzuhören.
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[renate magerl]