Aufruf zu Wertschätzung und Versöhnung
P. Bernhard Bürgler, Provinzial der Zentraleuropäischen Provinz, zum Ignatiusfest: "Versöhnung stiften" (c) SJ-Bild/Christian Bargehr
Eine Zeit des Umbruchs, der Veränderungen
P. Bernhard Bürgler, Provinzial der Zentraleuropäische Provinz, ruft in einem Schreiben auf der Website der Jesuiten dazu auf „Versöhnung zu stiften“. Aus zahlreichen Gespräch, die er im vergangen Jahr geführt habe, nehme er vor allem ein Thema mit: „Viele von uns Jesuiten spüren und erleben auch in ihrer Arbeit sehr deutlich, dass wir in einer Zeit des Umbruchs, der Veränderung leben. Selbstverständlichkeiten und Sicherheiten, aus denen wir bisher gelebt haben, und die auch unser Lebensgefühl in unserer Berufung als Jesuiten geprägt haben, sind auf einmal in Frage gestellt. Diese Veränderungen betreffen nicht nur die Welt, in der wir leben, sondern auch uns selbst. Als einzelne Jesuiten, aber auch als Ordensgemeinschaft.“
Als Folge des Umbruchs und der Verunsicherung nehme er auch eine zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft wahr, die auch vor der Kirche und auch vor dem Orden nicht halt mache.
Gemeinsam unterwegs
Eine Spur zur Antwort auf die Herausforderung findet P. Bernhard Bürgler in der 36. Generalkongregation: „Sie sagt: ‚Wir sind Gefährten in einer Sendung der Versöhnung und Gerechtigkeit.‘ Gefährten zu sein bedeutet, dass wir gemeinsam unterwegs sind und gemeinsam um den Weg und die Zukunft ringen, so wie es schon die ersten Gefährten getan haben. Es bedeutet, dass es jenseits unserer unterschiedlichen Meinungen, die wir haben mögen, etwas gibt, das uns zusammenhält und erst zu Gefährten macht: Unsere Berufung, Christus nachzufolgen und uns immer tiefer mit ihm zu verbinden. Ohne diese persönliche, spirituelle und geistliche Dimension unserer Berufung, jenseits von unserer oft sehr erfolgreichen Arbeit und unserem Gemeinschaftsleben, scheint mir ein Dienst an der Versöhnung kaum möglich.“
Für Provinzial P. Bernhard Bürgler sei es beeindruckend und berührend, dass „es der Dienst an der Versöhnung ist, der unsere Weise des Vorangehens und das Ziel aller Auseinandersetzungen bestimmen kann.“ Und ergänzt in seinem Schreiben: „Sich in den Dienst der Versöhnung stellen zu lassen und in eine Welt voller Spannungen und Ungerechtigkeit gesandt zu sein, um Versöhnung zu stiften, ist für uns Jesuiten vielleicht (noch) ungewohnt als Bestimmung unserer eigentlichen Berufung. Was heißt das konkret für unsere große Provinz? Für unsere Werke und Arbeiten? Für unsere Kommunitäten und auch für uns selbst?“
Bei all den Fragen und Herausforderungen sehe der Provinzial, dass in dem Dienst an der Versöhnung eine tiefe Inspiration auf die Herausforderungen der Zeichen der Zeit liege.
P. Christian Marte, Leiter des Jesuitenkollegs in Innsbruck, ruft zu mehr Wertschätzung für Institutionen und Politik auf. (c) SJ-Bild/Christian Ender
P. Christian Marte: Mehr Wertschätzung für Institutionen und Politik
P. Christian Marte, Leiter des Jesuitenkollegs in Innsbruck, forderte in seiner Predigt beim Ignatiusfest in der Innsbrucker Jesuitenkirche mehr Wertschätzung für Institutionen und Politik. Er sehe mit „Sorge, wie mit den Menschen in der Öffentlichkeit umgegangen wird, die sich in der Politik engagieren.“ Zu viele Medien-Berichte, Leserbriefe und politische Diskussionen gehen nach Ansicht des Jesuiten über berechtigte Kritik hinaus.
Der Gründer des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola (1491-1556) habe gewusst, dass Institutionen für ein Gemeinwesen wichtig sind: Es gehöre zu den „nobelsten Aufgaben von Menschen“, sich in Schulen, Spitälern, in Verwaltung, Polizei und Justiz, beim Militär, Roten Kreuz oder auch in Einrichtungen der Kirche zu engagieren. „Darum warne ich mit aller Schärfe, die ich als Jesuit aufbringen kann, vor einer Geringachtung der staatlichen Institutionen, auch der Europäischen Union“, sagte P. Marte.
Großzügig sein, sich für andere einsetzen
Marte gab neben Wertschätzung für seine Mitmenschen und für tragende Institutionen zwei weitere Ratschläge, wie man vor Gott „reich“ werden könne: großzügig sein und sich für andere einsetzen. Er rief zur Großzügigkeit im Umgang miteinander auf, auch in den „kleinen Ärgerlichkeiten“, im Verzeihen, auch sich selbst gegenüber – so wie auch Gott großzügig zu den Menschen sei.
„Christ ist man für andere“, begründete Marte seinen dritten Appell, sich motiviert durch den Glauben für andere einzusetzen. „Jede und jeder von uns hat Spielräume zum Guten hin. Anderen zu helfen: das tut auch unserer Seele gut. Ein gutes Wort für andere: das tut auch uns selbst gut.“ Zum gelebten Einsatz für andere gehören laut Marte auch Schritte hin zu einem einfacheren Lebensstil. Das sei wichtig für die Umwelt und „uns selbst tut es auch gut“.
Das Ignatianische Jahr dauert vom 20. Mai 2021 (Verwundung von Ignatius bei Pamplona) bis zum 31. Juli 2022 (kirchlicher Festtag von Ignatius).
Das Ignatianische Jahr 2021/2022
Begonnen hat das Ignatianische Jahr am 20. Mai 2021 – 500 Jahre nach der Verwundung von Ignatius bei der Verteidigung von Pamplona gegen französische Truppen, die zu einer radikalen Hinwendung zu Gott führte. Der Abschluss des Jubiläumsjahres wurde am 31. Juli 2022 zum kirchlichen Festtag von Ignatius von Loyola gefeiert.
Weiterlesen:
Provinzial zum Ignatiusfest: Versöhnung stiften
Quelle: kathpress; www.jesuiten.org
[renate magerl]