Abtprimas Gregory Polan OSB zu Besuch im Stift Kremsmünster
Abtprimas Gregory Polan besucht den Konvent im Stift Kremsmünster. (c) Stift Kremsmünster/Stefan Kerschbaumer
Berufung von jungen Menschen fördern
Zum Auftakt einer mehrtägigen Reise durch Österreich ist am vergangenen Freitag, den 1. Juli, der oberste Repräsentant aller Benediktinermönche weltweit, Abtprimas Gregory Polan OSB, im Stift Kremsmünster eingetroffen. Der als Nachfolger von Notker Wolf 2016 in sein Amt gewählte Amerikaner wurde begleitet durch Kremsmünsterer P. Bernhard Eckerstorfer OSB, der als Rektor die benediktinische Hochschule Sant’Anselmo in Rom leitet. Am Freitag Abend sprach der Abtprimas zum Abschluss vor der Sommerpause bei „Mehrwert Glaube. Polan, der vor seiner Wahl zum Abtprimas Abt seines Heimatklosters Conception Abbey (Missouri) und als Spezialist für die Psalmen Professor für das Alte Testament war, erzählte aus seiner Lebensgeschichte und stellte seine Aufgaben für den Orden vor. Regelmäßig besuche er die Klöster rund um den Globus und diene in allen Fragen zu den Benediktinern und ihren Bildungseinrichtungen dem Heiligen Stuhl als Ansprechpartner. Beim gemeinsamen Austausch berichtete der Abtprimas, dass es zwar heute weniger Mönche gebe als noch vor zehn Jahren, aber gleichzeitig überraschenderweise mehr Klöster neu gegründet wurden als geschlossen werden mussten. Er rief dazu auf, im eigenen Umfeld, wie in der eigenen Pfarre, Berufungen zu fördern und junge Menschen zu ermutigen, gerade auch einen geistlichen Weg als Priester oder in einem Orden zu wählen. Er sehe das als große Aufgabe der Gemeinden, so der Abtprimas. In seinen Worten war eine große Hoffnung für eine gute Zukunft des benediktinischen Mönchtums weltweit zu spüren, das mit seinem Sinn für Gemeinschaft, Liturgie und Gastfreundschaft sehr viel zu den Fragen unserer Zeit beizutragen habe.
v.l.n.r.: Abtprimas Gregory Polan, Abt Ambros Ebhart, P. Bernhard Eckerstorfer. (c) Stift Kremsmünster/Stefan Kerschbaumer
15 Jahre "Treffpunkt Benedikt"
Diese Zuversicht strahlte auch das Jubiläum 15 Jahre „Treffpunkt Benedikt“ aus, zu dem am Samstag, den 2. Juli, bei strahlendem Sonnenschein zahlreiche junge Leute gekommen waren. 15 Jahre, 150 monatliche Treffen, großes Engagement vieler Menschen, unzählige Begegnungen zwischen Menschen und mit Gott wurden gefeiert – reiche Früchte des im Jahr 2007 gemeinsam mit jungen Leuten von Abt Ambros und P. Bernhard initiierten Treffpunkt Benedikt. Bei seinem Vortrag im Rahmen dieses Festes stellte Abt Gregory ausgehend von der Heiligen Schrift und den Wendungen im eigenen Leben auf eine sehr persönliche Weise das Thema der Berufung in den Mittelpunkt. Dabei nahm er sich Zeit, auf die vielen Fragen mit geistlichem Tiefgang einzugehen, die ihm die jungen Menschen stellten. Er gab ihnen mit auf den Weg, dass es für sie heute wichtig sei, bei Entwicklungen in unserer Gesellschaft, die dem Evangelium widersprechen, mutig und kritisch zu sein. Um die eigene Berufung leben zu können, brauche es gute Freunde, viel Geduld, Ausdauer und vor allem die Begegnung mit Christus im Gebet und der Stille, um sein Wort zu hören. So könne sich die Berufung jeden Tag weiter entfalten. Das sei für ihn das Schönste an seiner Berufung, so der Abtprimas weiter. Gerade in den Umwegen ließe sich die sanft leitende Hand Gottes erkennen. Nach Anbetung mit Beichtgelegenheit und Messe unter freiem Himmel in den Stiftsgärten klang der Tag mit einem Grillabend aus.
Auch in diesem Jahr nahmen wieder viele junge Menschen am "Treffpunkt Benedikt" teil. (c) Stift Kremsmünster/Stefan Kerschbaumer
Der Glaube der jungen Leute und ihre Freude sei für ihn sehr inspirierend gewesen, wie Abtprimas Gregory in der Predigt beim sonntäglichen Hochamt am 3. Juli in der Stiftskirche sagte. Eine große Schönheit habe er hier in Österreich erlebt, des Landes, der Menschen, des Glaubens, des Klosters und der Musik - es wurde die Theresienmesse von Joseph Haydn gesungen. Wie Jesus seine Jünger ausgesendet habe, so sende er auch uns Christen heute aus, ermutigte er die Gläubigen.
Am Sonntag Nachmittag kam Abtprimas Polan noch mit dem Konvent des Stiftes zusammen. Nach einem Impuls, bei dem er Einblicke in wichtige Erfahrungen aus seinem Leben und seiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit Psalmen gab, bestand die Gelegenheit Fragen zu stellen.
Persönliche Eindrücke des Treffens von fr. Jakobus Sieberer-Kefer OSB
»Der Abtprimas verglich das Leben mit einer Reise und stellte heraus, wie verschiedene Lebensreisen einen Menschen prägen.
Die Psalmen sind für Abt Gregory ein wichtiger Teil der Bibel und ebenso für sein eigenes Leben. In seinem Noviziat hat er begonnen den Psalter auswendig zu lernen, wofür er drei Jahre benötigte. Im Auftrag der Bischofskonferenz erstellte er als Professor eine neue Psalmenübersetzung, die auf dem hebräischen Urtext basiert. Bis dahin war der Psalter von der lateinischen Übersetzung, der sogenannten Vulgata, ins Englische übertragen worden. Das aber sei eine Übersetzung einer Übersetzung gewesen. Schade findet er, dass wir als Benediktiner nicht alle Verse der 150 Psalmen beten, da ja die sogenannten „Fluchpsalmen“ ausgelassen werden, der gesamte Psalter aber das gesamte Leben der Menschen mit seinen guten und schlechten Zeiten umfasse (Krieg, Katastrophen,...).
Generell gilt, dass man – im Bild gesprochen – „im Psalmengebet schwimmen“ sollte. Da im Psalter, der durch die Inspiration des Heiligen Geistes verfasst sei, alle Gefühle und Stimmungslagen des Menschen enthalten seien, könne man durch sie Gottes Wort an sich selbst entdecken. Das Psalmengebet sei ein Gebet von anderen Menschen, die diese vor rund 2500 Jahren gedichtet und gebetet haben. Die Ordensgemeinschaften und Priester beten in der Tagzeitenliturgie jeden Tag einen bestimmten Teil des Psalters für die Menschen und für die Welt. Die Stille nach den Psalmen und der Schriftlesung sei ebenso sehr wichtig, da wir uns dabei auf das Gespräch mit Gott einlassen könnten.
Nachdem sein neues Buch über die Psalmen schnell vergriffen war und neu aufgelegt wurde, arbeitet er nun an einem weiteren Projekt, einer persönlich gehaltenen Auslegung der sogenannten „Cantica“, also den hymnischen Texten des Alten und Neuen Testaments, die im Chorgebet der Mönche regelmäßig gebetet werden.
Zum Abschluss wurden einige Fragen von den Mitbrüdern an den Abtprimas gestellt. Unter anderem ging es um die Ökumene, um den synodalen Weg, um Zukunftsperspektiven in Sant‘ Anselmo, sowie um die Situation der Benediktiner weltweit und die Frage des Nachwuchses. Eine Hauptaufgabe, gerade im Blick auf zahlreiche afrikanische Gemeinschaften, ist die Ausbildung der jungen Mönche. Eine Frage betraf das „Kloster als geistliches Zentrum“. Der Abtprimas empfahl, den Glauben gemäß dem Evangelium vorzuleben und die Gastfreundschaft zu pflegen.«
Nach seinem Besuch in Kremsmünster stehen für den Abtprimas in den nächsten Tagen noch weitere Begegnungen in einigen österreichischen Benediktinerklöstern auf dem Programm, bevor es am Donnerstag wieder zurück nach Rom gehen wird.
Buchtipp:
Die Psalmen - Impulse zu den ältesten Gebeten der Bibel
Autor: Abtprimas Gregory Polan
Vier-Türme Verlag, Münsterschwarzach 2020
ISBN: 978-3-7365-0306-9
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Quelle: Stift Kremsmünster
Text: fr. Anselm Demattio OSB