„Sich immer wieder zur richtigen Zeit einmischen!“
"Für mich ist jeder Tag ein besonderer Tag, ein Tag des geweihten Lebens." Sr. Monika M. Pfaffenlehner ist Ordensfrau der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut im Kloster Wernberg in Kärnten. (c) privat
Tag des geweihten Lebens
Am 2. Februar ist der „Tag des geweihten Lebens“. Papst Johannes Paul II. hat diesen Tag im Jahr 1997 eingeführt, um die Wertschätzung von Orden und anderen Gemeinschaften geistlichen Lebens zu fördern. An diesem Tag soll das Ordensleben im Mittelpunkt stehen. Das Medienbüro der Ordensgemeinschaften Österreich hat mit Sr. Monika Maria Pfaffenlehner CPS über die Bedeutung dieses Tages, über das Ordenscharisma und über ihre persönliche Berufung gesprochen. Sr. Monika ist Ordensfrau der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut im Kloster Wernberg in Kärnten. Sie selbst ist Geistliche Leiterin und für Apostolat und Berufungspastoral zuständig.
Sr. Monika, was bedeutet der Tag des geweihten Lebens für Sie persönlich?
Sr. Monika Maria Pfaffenlehner: Es ist für mich eigentlich ein Tag wie jeder andere. Und trotzdem ist dieser Tag wichtig, denn es braucht manchmal Zeiten, an denen besser in den Blick genommen wird, was es bedeutet, ein geweihtes Leben zu führen.
Persönlich mag ich die zwei Gestalten Simeon und Hanna aus dem Evangelium vom 2. Februar sehr: Diese Erwartung, die Sehnsucht und das Vertrauen, dass sich ihnen die Verheißung erfüllt. Als Pädagogin habe ich diese Szene oft mit den Kindern nachgespielt. Es war jedes Mal faszinierend und erfüllend zu sehen, wie die Augen der Kinder leuchten. Diese tragende Rolle im wahrsten Sinne des Wortes nachzuspielen, das hat mich auch persönlich immer sehr berührt.
Für mich ist jeder Tag ein besonderer Tag, ein Tag des geweihten Lebens. Leben ist etwas so Kostbares und Wertvolles.
Wie wird der Tag des geweihten Lebens in Ihrer Gemeinschaft gefeiert?
Sr. Monika: Wir feiern am Abend einen Gottesdienst, zuvor findet eine Kerzensegnung bei uns im Innenhof des Klosters statt. Da kommen jedes Jahr Menschen aus der Umgebung und lassen Kerzen für Friedhöfe, für das Haus, für kleine Kapellen usw. hier bei uns segnen. Diese schöne und gute Tradition können wir zum Glück auch in Pandemiezeiten beibehalten.
Die Ordensfrauen vom Kloster Wernberg feiern am Tag des geweihten Lebens gemeinsam mit Menschen aus der Umgebung eine traditionelle Kerzensegnung. (c) Missionsschwestern vom kostbaren Blut
Was war Ihre persönliche Berufung Ordensfrau zu werden?
Sr. Monika: Bereits mit 16 habe ich das erste Mal diese Idee gehabt, in einer geistlichen Gemeinschaft zu leben und Glauben und Leben miteinander zu teilen. Und auch die Sehnsucht in andere Länder zu gehen, zum Beispiel als Entwicklungshelferin, war recht präsent. Damals haben Freunde das noch abgewunken und gemeint: „Das ist doch nichts für dich.“ Ich habe es in diesem Augenblick für mich ad acta gelegt, aber der Gedanke kam immer wieder.
Das Leben nahm so seinen Lauf, ich habe sehr schöne Freundschaften gehabt und war überzeugt: „Ja, jetzt weiß ich was ich will!", und dann kamen doch wieder Zweifel auf. Da war eine Sehnsucht in mir, die ich nicht so richtig greifen konnte. Die Sehnsucht nach einer tiefer gelebten Spiritualität wurde stärker und stärker. Ich wollte frei werden für mehr und war mir sicher: Es wird der Zeitpunkt kommen, wo ich es spüre. In der Zeit des Suchens und Spürens habe ich mir eine Auszeit oder besser gesagt eine herausfordernde Bergwoche in den Tiroler Bergen gegönnt. Auf dem Rückweg gemeinsam mit dem damaligen Abt von Seitenstetten machten wir einen Halt im Kloster Wernberg. Und da war dieser Augenblick: Es war wirklich Liebe auf den ersten Blick. Ich wusste in diesem Moment: „Ich bin gefunden worden, obwohl ich gar nicht richtig gesucht habe.“ Das war genau an meinem 20. Geburtstag am 18. Juli. Wir haben auf meinen Geburtstag angestoßen und anschließend unsere Heimreise fortgesetzt.
Zu Hause bin ich dann wieder arbeiten gegangen, aber es hat so gekribbelt in mir. Ich habe mir also die Telefonnummer vom Kloster Wernberg rausgesucht und angerufen. Kurz darauf bin ich als Urlaubsgast für drei Tage hingefahren. Und nach diesen drei Tagen war ich mir ganz sicher! Alles hier hat mich angesprochen: die Gespräche mit den Schwestern, der Blick in die Bibel und auch die Natur, die Schöpfung. Mit Blick auf die nahgelegene Drau habe ich zu mir selbst gesagt: „Monika, spring rein und schau, ob dich das Wasser trägt!“ Ende September bin ich dann eingetreten.
Ihre Ordensgemeinschaft ist ja vielseitig engagiert – wo sind die Missionsschwestern vom Kostbaren Blut überall im Einsatz?
Sr. Monika: Wir sind eine sehr internationale Gemeinschaft. Darauf sind wir stolz und dankbar, weil es den Blick über die eigenen Grenzen hinaus weitet - diese Vielfalt der Kulturen auch mit Blick auf die Kirchen, denn Kirche wird ja überall anders gelebt.
Wir sind ein Missionsorden. Mission gehört zum Wesen unserer Berufung. Unsere Mitbegründerin betonte stets, dass jede Schwester bis zum letzten Tag Missionarin ist, egal was sie körperlich noch leisten kann.
Wir sind über 700 Schwestern weltweit, leben in 13 Provinzen in 19 Ländern.
Die Sorge für Frauen und Kinder war ein wichtiges Anliegen unseres Gründers. Er hatte ein ganzheitliches Verständnis von Mission, dazu gehörten für ihn Landwirtschaft, Kirche, Schule und ein Krankenhaus. In Europa hat sich durch das Älterwerden der Auftrag etwas geändert. Älterwerden mit Würde und Wertschätzung ist nun etwas ganz Zentrales. Natürlich ist es nach wie vor wichtig nach vorne zu sehen und zu überlegen, wo brauchen die Menschen uns heute. Ich selbst bin in der Erwachsenenbildung in unserem Gästehaus tätig, das beinhaltet Fastenkurse, spirituelle Begleitung etc. und komme hier ins Gespräch mit den Menschen.
Im Sommer ist unser Haus voll mit Familien, die bei uns Urlaub machen. Manchmal sind sogar die Vierjährigen die ersten beim spirituellen Morgenimpuls.
Zusätzlich bin ich als ehemalige Leiterin des Kindergartens auch dorthin noch gut verbunden und ich bin auch im Pfarrgemeinderat tätig. Ich habe ein vielseitiges Arbeitsfeld ohne Ende. Manchmal sage ich lachend zu mir selbst: Improvisation und Flexibilität sind mein viertes und fünftes Gelübde.
Der Altar in der Kirche, gestaltet von einer Künstlerin, besteht aus 52 aufeinander gelegten Glasplatten und in der Mitte ein mundgeblasener Streifen mit dem Blutsstropfen, der die symbolische Verbindung zum Namen der Ordensgemeinschaften herstellt: Missionsschwestern vom Kostbaren Blut. (c) Missionsschwestern vom kostbaren Blut
Was macht das Ordenscharisma Ihrer Ordensgemeinschaft aus?
Sr. Monika: Der Name „Missionsschwestern vom Kostbaren Blut“ ist zunächst etwas sperrig und erzeugt oft ein bisschen Befremdung. Die lateinische Bezeichnung, von der sich auch unser Ordenskürzel CPS ableitet, ist noch schwieriger: Congregatio Preziosi Sanguinis. Ein Stammgast hat das mal umformuliert und gemeint: CPS – Collosal Praktische Schwestern. Das trifft es ziemlich gut.
Kurz gesagt und umgangssprachlich ausgedrückt ist es ein „Nichtsdestotrotz“, das was uns Schwestern ausmacht. Unser Leitspruch „Heilbringende und erlösende Liebe Christi zu uns Menschen im Alltag leben“ besagt, dass wir in unserer ganzen Begrenztheit, Verletztheit und Erlösungsbedürftigkeit schauen, wie wir Zeichen der Hoffnung und Zuversicht sein können.
Das Blut das in unserem Namen steckt, ist für uns alle ein Zeichen des Lebens. Für Afrikanerinnen und Afrikaner ist Blut der Lebenssaft und sie verbinden Freude, Leidenschaft und Hoffnung damit. Das Thema Blut ist auch im Altar unserer Kirche aufgegriffen: Eine Künstlerin hat diesen Altar bestehend aus 52 Glasplatten entworfen. In der Mitte befindet sich ein mundgeblasener Streifen mit dem Blutstropfen.
Gott öffnet in Jesus sein Herz und nimmt uns immer wieder in diese Liebe, in diese Hingabe hinein. Gerade in heutigen Zeiten müssen wir schauen, wo es Hoffnungslosigkeit gibt und wo wir diese in Liebe und Solidarität umwandeln können. Wenn man auf das Leben Jesu schaut, gibt es vieles was nicht zu verstehen ist. Und hier gilt es „Nichtsdestotrotz“ zu schauen: Wozu fordert mich mein Leben heraus? Ich persönlich habe schon viele gesundheitliche Herausforderungen auf mich nehmen müssen. Ich habe immer auf die Warum-Frage verzichtet und mich stattdessen darauf konzentriert zu fragen: Wozu fordert mich das heraus? Das ergibt eine neue Lebensqualität.
Das neue Motto der Ordensgemeinschaften Österreich für die kommenden Jahre lautet „präsent.relevant.wirksam. für ein gutes Leben aller“. Was bedeutete dieses Motto für Sie?
Sr. Monika: Präsent heißt für mich wirklich versuchen gegenwärtig im Hier und Jetzt zu leben, mich den Herausforderungen des Lebens immer wieder zu stellen und es heißt für mich auch wach und aufmerksam zu sein. Greifbar zu sein und mich nicht zu verschanzen.
Relevant heißt „wichtig sein“, vor allem für den gesellschaftlichen und kirchlichen Kontext. Und damit verbunden ist die Aufforderung, immer wieder Prioritäten zu setzen und die Frage nach der gelebten Solidarität in der Gemeinschaft und über die Grenzen hinweg.
Beim Begriff „wirksam“ denke ich an einen Workshop mit Sr. Christine Rod, wo sie die Frage stellte: „Was wollen wir bewirken?“ Diese Frage hat mich nicht mehr losgelassen. Im Gegensatz zu der Frage: „Was wollen wir tun?“, wird hier ein Vertrauen, eine gute Gelassenheit vorausgesetzt, dass wir uns mit aller Leidenschaft einzubringen haben und letztendlich vieles nicht in unseren Händen liegt.
Für mich als Ordensfrau und für unsere Ordensgemeinschaft ist es eine zentrale Aufgabe, sich immer wieder zur richtigen Zeit einzumischen. Die Fähigkeit zum Dialog und zur Versöhnung in schwierigen Situationen – das gehört ganz stark in unser Charisma hinein.
Das Interview führte Renate Magerl
Ordensgemeinschaften Österreich
In Österreich gibt es derzeit 107 weibliche und 87 männliche Ordensgemeinschaften. Rund 4.500 Ordensfrauen und -männer wirken im Land. Die rund 250 Ordensschulen werden von mehr als 52.000 Schülerinnen und Schülern besucht. In den 23 Ordensspitälern werden pro Jahr rund 1,8 Millionen Patientinnen und Patienten behandelt. Es gibt 500 heimische Ordensarchive bzw. -bibliotheken mit vier Millionen Büchern.
Feierlichkeiten zum Tag des geweihten Lebens 2022:
Leider werden auch in diesem Jahr viele Feierlichkeiten in den Diözesen aufgrund der Coronamaßnahmen nur eingeschränkt statt finden können oder fallen überhaupt aus.
In der Erzdiözese Wien lädt Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn am Mittwoch, den 2. Februar 2022, um 16.00 Uhr zu einer Ponitfikalvesper in den Dom zu St. Stephan ein. Einbezogen in die Vorbereitungen der Synode 2021_2023 lautet das Thema: "Syn", auch und gerade zwischen Instituten des geweihten Lebens und der Erzdiözese Wien.
Diözesanbischof Dr. Josef Marketz lädt zum Tag des geweihten Lebens Ordensleute der Diözese Kärnten zu einem Gottesdienst und zur Begegnung am Samstag, den 5. Februar 2022, um 15.00 Uhr ins Bischofshaus ein.
In der Diözese Linz wird es keine eigene Feier zum Tag des geweihten Lebens geben. Man beteiligt sich anlässlich des Gebets- und Gedenktages gegen Menschenhadel an der Liturgischen Feier am 8. Februar 2022, um 18.15 Uhr im Neuen Dom in Linz.
In der Diözese Eisenstadt wird Diözesanbischof Ägidius Zifkovics am Sonntag, den 30. Jänner 2022, um 15.00 Uhr in die Basilika Loretto zur Pontifikalvesper einladen. Im Anschluss an die liturgische Feier werden die Jubilarinnen und Jubilare der burgenländischen Ordensgemeinschaften geehrt.
In der Erzdiözese Salzburg wurde die bereits geplante Veranstaltung wieder abgesagt. "Die Angst vor Ansteckung mit COVID-19 sei zu groß", so die Diözesanvorsitzende der Erzdiözese Salzburg Generaloberin Sr. M. Margaretha Tschische.
Der geplante Ordenstag wurde in der Diözese St. Pölten bereits wieder abgesagt. Es wird aber eine Vesper am Sonntag, den 30. Jänner 2022, um 15.30 Uhr in Maria Taferl im kleinen Rahmen gefeiert.
In der Diözese Graz Seckau beginnen die Feierlichkeiten am 2. Februar 2022 um 17.30 Uhr mit einer Anbetung in der Abendkirche der Stadtpfarrkirche Graz. Im Anschluß daran findet eine Kerzensegnung im Brunnenhof statt. Abschließend feiert Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl die Hl. Messe in der Stadtpfarrkirche Graz, wo er auch die Jubilarinnen und Jubilare besonders würdigen wird. Auch die Ordensgemeinschaften, in den Regionen der Steiermark, laden zum Tag des geweihten Lebens zu einem Gottesdienst ein.