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Berufungsg'schicht: Mein „Ja“ zu diesem Abenteuer

Sr. Helena Fürst erzählt in der neuen Berufungsg'schicht vom Quo vadis? über ihren Weg in die Gemeinschaft der Elisabethinen in Linz, die sie nach einigen Suchen und langem Ringen gefunden hat.

 Bei der intensiven Suche nach dem Sinn und einem "Mehr an Leben" emtdeckte Sr. Helena die Gemeinschaft der Elisabethinen in Linz. (c) privatBei der intensiven Suche nach dem Sinn und einem "Mehr an Leben" emtdeckte Sr. Helena die Gemeinschaft der Elisabethinen in Linz. (c) privat

»Mein Weg in den Orden der Elisabethinen ist bestimmt kein typischer Berufungsweg. Ich bin 1991 in Bern, in der Schweiz geboren. Meine Mutter ist katholisch und mein Vater protestantisch-evangelisch. Für beide hat die jeweilige Konfession in ihrem Leben kaum eine Rolle gespielt. Dennoch ließen sie meinen Zwillingsbruder und mich evangelisch taufen, wir besuchten den Religionsunterricht und wurden konfirmiert. Jedoch blieb der Glaube in unserer Familie meist nur ein Randthema.

Eine Suche

In der Pubertät begann für mich eine intensive Suche nach Sinn und einem „Mehr an Leben.“ Zuerst interessierte ich mich für den Buddhismus doch während meiner Ausbildung zur Krankenschwester fand ich wieder zurück zum christlichen Glauben und schließlich, nach langem Suchen, entschied ich mich, zum katholischen Glauben zu konvertieren. Dies wurde in der Familie anfangs mit Skepsis aufgefasst. Doch da in unserer Familie Toleranz großgeschrieben wird, konnten schließlich alle meinen Weg akzeptieren. Schon damals, ich war 18 Jahre alt, faszinierten mich Klöster und das Ordensleben. Ich begann, immer wieder einzelne Ordensgemeinschaften zu besuchen, Kontakte zu Ordensleute zu pflegen und auch die Möglichkeiten des Mitlebens zu nutzen.

Schließlich lernte ich nach einigen Jahren über die Franziskaner, die Elisabethinen in Linz kennen. Nach meinem zweiten Besuch spürte ich: Das könnte der Ort sein, da könnte ich hinpassen – verdrängte aber diesen Gedanken (oder war es ein Gefühl?) schnell wieder. Denn ich wusste sofort, was das für Konsequenzen haben würde: Auswandern! 800 km weit weg von zu Hause! Dafür hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht den Mut. Also fuhr ich wieder zurück in die Schweiz und entschied mich, Exerzitien zu machen, um all diesen Fragen und Befürchtungen Platz und Raum zu geben.  In diesen Tagen des Betens und Schweigens wurden mir schließlich die Zusage und der Mut geschenkt, mein „Ja“ zu diesem Abenteuer zu sagen.

Sr Helena am Krankenbett

Ein Wagnis

Diesen Schritt zu tun, war alles andere als einfach. Ich musste vieles loslassen: meine Familie, meine Heimatstadt, mein Land, meinen Freundeskreis, mein ehrenamtliches Engagement in der katholischen Jugendarbeit, meine geliebte Arbeitsstelle als Krankenschwester auf der Geburtenstation und vieles mehr. Meine Eltern weinten, als ich ihnen von meiner Entscheidung erzählte. Geahnt – oder besser: befürchtet – hatten sie es schon länger, dass ihre Tochter einmal den Weg ins Kloster einschlagen könnte, aber nun vor „vollendete Tatsachen“ gestellt zu werden, war trotzdem ein großer Schock.
In den Wochen und Monaten vor dem Eintritt gingen mir immer wieder Fragen und Bedenken durch den Kopf: Ist das nicht zu Riskant? Lohnt sich das wirklich? Ich hatte doch ein tolles Leben mit großen Freiheiten, reiste viel, war gerne mit Freunden unterwegs und sehr zufrieden. Warum zog es mich doch auf so einen „ver-rückten“ Weg? Mich? Ich war doch gar nicht so fromm...
Doch spürte ich: Du musst es wagen, um herauszufinden, ob dieses Leben mich zu mehr Fülle führen würde. Mir war klar: Wagte ich es nicht, würde ich irgendwie an meinem Leben vorbei leben. Und seit den Exerzitien wusste ich: Gott geht mit!

Ein Abenteuer

Im Herbst 2019 habe ich mich bei den Schweizer Behörden abgemeldet, ein Abschiedsfest gefeiert, meine Sachen gepackt und bin ich in Linz bei den Elisabethinen eingetreten. Doch dies war nicht der Abschluss dieses Weges, sondern erst der Startschuss: Während meiner Postulats- und Noviziatszeit arbeite ich einige Stunden als Krankenschwester auf der Palliativstation im Ordensklinikum der Elisabethinen. Meine Arbeit bereitet mir nach wie vor viel Freude und für mich ist es wichtig „bei den Menschen“ zu sein.An den übrigen Tagen habe ich Unterricht und auch Zeit, die ich selber gestalten kann. Erfüllend ist für mir auch das Mitwirken bei einigen unserer Veranstaltungen; sei es der monatliche Gedenkgottesdienst oder die Mitgestaltung der Exerzitien im Alltag.

Das Leben im Orden ist und bleibt ein ständiges Suchen, Wagen, Vortasten und Ausprobieren –  mit einem liebenden Gott an meiner Seite.«

Sr. Helena Fürst

Quelle: Quo vadis?


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[kerstin stelzmann]

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