Auf der Suche nach der Lebensantwort
Sr. Ingrid Sturm finanziert mit Hilfe von Spenden jungen Erwachsenen ein Studium und ermöglicht ihnen einen Besuch in Österreich. (c) privat
Ein ruhiges Leben kam für die 73-jährige Ordensfrau aus Leonding in Linz eigentlich nicht in Frage. Nach ihrer Ausbildung zur Kindergärtnerin und Pastoralassistentin drängte sie es, in die Mission nach Brasilien zu gehen. Doch das musste erst mal warten. Mit 18 Jahren ist sie in den Orden der Kreuzschwestern in LInz eingetreten und arbeite gemäß ihrer Ausbildung und Leidenschaft mit Kindern - im Kindergarten und als Erzieherin.
1995 lernte sie im Rahmen eines Praktikums für Sozialarbeit bei P. Georg Sporschill, der sich schon damals vehement für die Verbesserung der Lebensumstände rumänischer Straßenkinder einsetzte, die Not in Rumänien kennen. Sie sollte sie nicht mehr loslassen. Der alte Traum von der Mission kehrte zurück. Sr. Ingrid Sturm begann, Rumänisch zu lernen.
Ein Jahr nach dem Praktikum wurde sie schließlich für einen Einsatz nach Rumänien entstandt. Ihre Aufgabe war es, dort einen Pfarrkindergarten aufzubauen.
Sr. Ingrid Sturm besucht alte Menschen in ganz bescheidenen Verhältnissen. Dennoch ist die Freude über die Begegnung spürbar. (c) privat
Ein Schlüsselerlebnis kurz nach ihrer Ankunft überzeugt sie restlos von der Notwendigkeit eines Einsatzes in Rumänien, der ihre Berufung werden sollte: In einer desolaten Hütte am Rande eines Dorfes entdeckte sie ein neugeborenes Kind. Sofort dachte sie an das Weihnachtsgeschehen: Christus zeigt sich in diesem Kind in dieser notdürftigen Unterkunft. "Diese Erfahrung verlangte von mir eine Antwort - eine Lebensantwort, die ich bis heute ehrlich versuche zu geben", sagt sie heute über die "Nachwirkung" dieser Begegnung.
Fußball ist für die jungen Burschen im Waisenhaus Spaß und Ausgleich und ein wenig „Normalität“. (c) privat
Seit 2000 wechseln die Aufenthalte in Rumänien und Österreich einander ab, in der Regel fährt Sr. Ingird monatlich nach Rumänien und hilft dort, wo sie gebraucht wird: Unterstützt etwa Familien, die von der Gesellschaft '"vergessen" wurden, kümmert sich um Essen, um Schulhefte oder auch darum, Jugendliche zu einem Studium zu motivieren. Hier ist auch Bewusstseinsbildung bei den Eltern nötig.
Sie kümmert sich auch kranke und behinderte Menschen, die im Rumänien nur unzureichend medizinisch versorgt werden und darüber hinaus kaum Besuche bekommen. In Jasi unterstützt sie ein Waisenhaus, in Butea ein Altenheim.
Diese beständige Hilfe ist vor allem auch dewegen möglich, weil sich Sr. Ingrid in der Zeit, wo sie in Österreich lebt, unermüdlich für ihren Einsatz in Rumänien stark macht: Sie sammelt Spenden bei Vorträgen, Filmabenden, Schul- und Pfarrbesuchen, bringt Statements bei Gottesdiensten ein, verkauft Kunstgegenstände, die in Rumänien hergestellt wurden, pflegt Kontake zu ehrenamtlichen Helfer*innen und ermöglicht Ferienprogramme für Kinder und Jugendliche aus Rumänien in Österreich.
Für das „Haus der Begegnung“ – ein Sozialprojekt – wurden Bodenplatten geliefert. (c) privat
Haus der Begegnung
Ein aktuelles Projekt von Sr. Ingrid Sturm ist das Gemeindezentrum in Finate in der Region Maramures. Die Gemeinde ist geprägt von Arbeitslosigkeit und Armut. Junge Menschen haben wenig Perspektiven und alte Menschen vereinsamen. Das „Haus der Begegnung“ ist als Sozialprojekt und soziales Zentrum gedacht und soll durch das Schaffen äußerer und innerer Lebensräume Lebensfreude erfahrbar werden lassen. Es soll Arbeitsplätze in der Region schaffen und soziale Kontakte aktivieren.
Konkret geplant sind ein Kinder- und Jugendtreff, Veranstaltungen für alte und vereinsamte Menschen, Familienfeiern, Veranstaltungen für Vereine und Organisationen sowie ein Second-Hand-Laden. Sieben Gästezimmer können für Urlaube, Geschäftsreisen oder im Rahmen von Feiern gemietet werden. Die Küche wird für Caterings, Nächtigungen und Feste zur Verfügung stehen.
Durch die geplanten Begegnungsmöglichkeiten für verschiedene Generationen soll auch der „Landflucht“ von jungen Erwachsenen entgegengewirkt werden.
Durch die Corona-Pandemie sind viele Möglichkeiten, Spenden zu sammeln, ausgefallen und das Bauprojekt verzögerte sich nun um eineinhalb Jahre. Zwei Drittel des Projektes sind bis jetzt umgesetzt und gelungen. Jetzt fehlt nur noch die Finanzierung des letzten Drittels. „Wir tun, was wir tun können“, sagt Sr. Ingrid. Ihr inneres Motto, das sie auch lebt, lautet: „Nur nicht aufgeben, dranbleiben, koste es, was es wolle!“
Die Not der Menschen geht ihr sehr zu Herzen, sie schaut nicht weg. Dieser unermüdliche Einsatz macht manchmal mürbe, die Dankbarkeit der Menschen in Rumänien ist dafür umso größer.
Wer Sr. Ingrid unterstützen möchte, kann dies über die Missionsstelle der Diözese Linz tun.
Quelle: Diözese Linz
[elisabeth mayr]