900 Jahre Prämonstratenser – Stift Schlägl, Stift Geras und Stift Wilten feiern Jubiläumsjahr
Prämonstratenser weltweit und in Österreich
Der Prämonstratenserorden ist heute weltweit mit etwa 1.300 männlichen und weiblichen Mitgliedern und rund 80 selbstständigen Klöstern vertreten, davon die Hälfte in Übersee. Vor allem in Belgien und den Niederlanden werden die Prämonstratenser nach ihrem Gründer auch "Norbertiner" genannt. 65. Generalabt ist seit 2018 der Belgier Jos Wouters (61). Der weibliche Zweig sind die Prämonstratenserinnen, der dritte Orden die sogenannten Prämonstratenser-Tertiaren.
In Österreich gibt es derzeit drei Prämonstratenser-Abteien – das Mühlviertler Stift Schlägl mit 36 und das Waldviertler Stift Geras sowie das Innsbrucker Stift Wilten mit jeweils 17 Chorherren. Zum Festtag des Heiligen Norbert – Nobertisonntag – feierten die drei Stifte das Jubiläumsjahr.
Stift Geras: Jubiläumsausstellung GottesGeist und MenschenWerk
Traditionellerweise wird die Festmesse vom Abt des Stiftes Zwettl, P. Johannes Maria Szypulski o.cist., zelebriert. Im heurigen Jubiläumsjahr feierten alle drei konföderierten Stifte des Waldviertels gemeinsam, so begleiteten auch Abt Thomas Renner OSB aus dem Stift Altenburg und Prälat Conrad Müller o.praem. aus dem Stift Geras die Festmesse.
Anlässlich des 900-Jahr-Jubiläums der Prämonstratenser wurde im Stift Geras die Ausstellung „GottesGeist und MenschenWerk“ eröffnet. Die Ausstellung selbst ist eine Entdeckungsreise durch bewegte Zeiten, Katastrophen, Hoffnung und Glaube.
„Von Premontré ausgehend wirken die Brüder und Schwestern des Prämonstratenserordens bis heute in Europa und in der ganzen Welt. Ihre Klöster bilden jeweils eine Kirche im Kleinen und verweisen so auf das Vorbild der Apostel und der Urgemeinde in Jerusalem. Somit gilt es, damals wie heute, Kirchen aus Steinen zu bauen, um diese mit Leben zu füllen und Menschen zu versammeln, die Christi Geist in die Zukunft tragen. Tradition und Gegenwart beleuchten konkrete Ausstellungsgegenstände aus vergangenen Jahrhunderten und aus der Jetztzeit“, heißt es auf der Website des Stiftes Geras.
Ebenfalls mit 6. Juni wurden auch der klösterliche Heilkräutergarten wieder eröffnet. Nach längerer Umbauphase konnte der „Natur im Garten-Schaugarten“ wieder revitalisiert werden. Das Wissen um Heilkräuter wurde und wird im Stift Geras in den letzten Jahrzehnten durch Kräuterpfarrer Hermann-Josef Weidinger o.praem. und Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger o.praem. mit viel Begeisterung weitergegeben.
Stift Schlägl: Festwochenende zu 900 Jahre Prämonstratenser
Mit einer musikalischen Feierstunde (5. Juni) und einem Festgottesdienst (6. Juni) feierten die Prämonstratenser von Stift Schlägl das 900-Jahr-Jubiläum ihres Ordens.
„Wir sind berufen, den Menschen zur vollen Menschwerdung zu verhelfen und alles daranzusetzen, dass der Aufbau einer menschenfreundlichen Welt gelingt", so der Schlägler Abt Lukas Dikany in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung der Diözese Linz.
„Der Hl. Norbert ist mir ein Beispiel in der unermüdlichen Gottsuche und in der Ernsthaftigkeit der Umkehr, der Ausrichtung seines Lebens auf Jesus Christus. Für Norbert war nicht alles klar, als er sich innerlich auf den Weg machte, Christus nachzufolgen", erläuterte der Abt. Diese Gottsuche helfe auch, den suchenden Menschen heute als Klostergemeinschaft gut zu begegnen. Dikany: "Viele Menschen verstehen sich gerade im religiösen Bereich als Pilger, die spirituelle Erfahrung sammeln und weitergehen".
Stift Wilten: Pontifikalamt zum 900-Jahr-Jubiläum
Am Norbertisonntag, dem 6. Juni 2021, wurde in der Stiftskirche Wilten mit Hauptzelebrant Kurienkardinal Marc Ouellet ein Pontifikalamt zum 900-Jahr-Jubiläum des Prämonstratenser-Ordens gefeiert. Die Wiltener Sängerknaben, unter der Leitung von Johannes Stecher, sangen die Credomesse von Wolfgang Amadeus Mozart.
Kardinal Marc Ouellet bei seiner Predigt in der Stiftskirche Wilten (C) Stift Wilten/Sigl
Kardinal Marc Ouellet ging in seiner Predigt auf das Ur-Charisma, die Geschichte und die Zukunft des Prämonstratenserordens ein: „Vor neunhundert Jahren hat der Hl. Norbert mit den Prämonstratensern einen Orden im Dienst des Evangeliums und der Erneuerung gegründet. Die Prämonstratenser machen sich in ihrem Jubiläumsjahr die Geschichte und den Geist ihres Charismas wieder zu eigen, in der Spur der vom Zweiten Vatikanischen Konzil gewollten und heute von Papst Franziskus geforderten Erneuerung.“
Norbert von Xanten – der Gründer des Prämonstratenser-Ordens
Als Adeliger, zum Viktorstift in Xanten am Niederrhein gehörig und gut ausgebildet, konnte Norbert von Xanten mit einer hohen kirchlichen Karriere rechnen und genoss das Leben. Ein erschütterndes Erlebnis im Jahr 1115, im Alter von gut 30 Jahren, verstand er als Anruf Gottes, ein radikaleres Leben zu beginnen. Er lebte zunächst als Einsiedler und zog dann als Wanderprediger umher. Er konnte dabei oftmals auch bei Streitigkeiten Frieden stiften.
Wegen seiner Verkündigung und seines Beispiels schlossen sich ihm Menschen an, die sein Leben teilen wollten. Norbert wurde schließlich mit seinen Gefährten sesshaft. In kurzer Zeit entstanden zahlreiche Klöster für Frauen und Männer. 1126 erhielt Norbert in Rom vom Papst die Bestätigung der prämonstratensischen Lebensweise nach der Regel des Hl. Augustinus.
Im Sommer 1126 wurde Norbert zum Bischof für Magdeburg bestellt. 1128 übergab er die Leitung des Prämonstratenserordens seinem ersten Gefährten Hugo. Intensiv setzte sich Norbert für die Erneuerung des kirchlichen Lebens ein.
Am 6. Juni 1134 starb Norbert. Er blieb in Erinnerung als großer Verkünder des Gotteswortes und als Friedensstifter. Norbert wird auch als Heiliger der Eucharistie verehrt, da ihn eine große Wertschätzung der hl. Messe und der Gegenwart Jesu im Sakrament ausgezeichnet hatten.
Quellen: kathpress, Stift Geras, Stift Schlägl, Stift Wilten
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[renate magerl]