Sterbende trotz Covid-Vorgaben gut begleiten
Sr. Rita Kitzmüller: "Wir haben im Laufe des Pandemie-Jahres viel dazugelernt in der Krankenhausseelsorge." (c) OG
Im Interview mit der aktuellen Ausgabe von "Inpuncto", dem österreichweiten Magazin der heimischen Kirchenzeitungen, gibt die Leiterin der Krankenhausseelsorge im Ordensklinikum Linz Elisabethinen einen Einblick in ihre tägliche Arbeit auf der Palliativstation. Die Palliativstation ist seit 2005 in Betrieb, die Seelsorge dabei seit jeher ein fixer Bestandteil.
Die Covid-Vorgaben wie die Gesamtsituation seien herausfordernder als sonst, "aber wir bemühen uns, den sterbenden Menschen und ihren Angehörigen gut beizustehen", so Kitzmüller. Wenn der Wunsch besteht, mache man etwa eine Verabschiedung ein zweites Mal, um je nach Raumgröße die Personenbeschränkungen einhalten zu können". Nachsatz: "Im Laufe des Jahres haben wir viel dazugelernt."
Die Bedürfnisse der Patienten seien unterschiedlich, wies Kitzmüller hin: "Manche wünschen sich Begleitung, andere den Empfang von Sakramenten. Ich erlebe, dass viele Menschen wenig bis gar keinen Bezug zur Kirche haben, doch der Glaube an Gott ist ihnen wichtig." Es gehört zum Seelsorgeverständnis der Elisabethinen, Menschen in den unterschiedlichen Konfessionen und Wertvorstellungen zu respektieren und bestmöglich auf die persönlichen Wünsche einzugehen.
Dazu gehörten etwa auch ganz praktische Hilfestellungen, so die Ordensfrau: "In einem der täglichen Gespräche machte ich eine Frau aufmerksam darauf, dass eine Zeit kommen wird, in der sie so müde ist, dass das Sprechen schwerfallen wird. Sie soll es also nicht hinausschieben, wenn sie mit jemandem ausführlicher reden will. Sie hat dann mit jedem ihrer Kinder einzeln gesprochen. Das waren sehr tiefe Begegnungen, in dem vieles ausgesprochen werden konnte. Es war viel Dankbarkeit auf beiden Seiten spürbar. Ich war sehr berührt, wie realistisch und im Einklang mit sich selbst diese Frau dem Sterben entgegenging."
Manchmal passiere in den letzten Lebensmomenten noch Versöhnung, manchmal lasse sich diese jedoch nicht mehr realisieren. In solchen Situationen habe für sie ein "positives, dialogisches Gottesbild eine große Bedeutung", sagte die Ordensfrau: "Ich glaube an einen Gott, der mit unserer Unversöhntheit, den Lebensbrüchen umgehen kann und allem Erlösung schenkt." Selbst stehe sie freilich als Seelsorgerin mit leeren Händen da. Zur Seelsorge gehöre deshalb auch die Kunst, "Dinge offenzulassen und sie Gott hinzuhalten in dem Wissen, dass er gut, treu und groß ist".
Sterbesegen und Gedenkgottesdienst
In der Praxis sehr bewährt habe sich der Sterbesegen, bei dem auch nochmals der Dank für das Leben ausgesprochen wird. Auf der Palliativstation haben man für diese Feiern einen eigenen Meditationsraum. Kitzmüller: "Elemente bei der Verabschiedung können eine Lesung aus der Bibel, eine Geschichte, ein Gebet, ein Lied und ein Segensritual durch die Angehörigen sein. Da lasse ich mich von der eigenen Intuition leiten: Manchmal braucht es das Schweigen, dann wieder das Gespräch, damit die Stille nicht zu erdrückend wird. Oft sehe ich meine Aufgabe darin, ins Wort zu bringen, was ich wahrnehme. Ein anderes Mal bin ich den Betroffenen ein menschliches Gegenüber, das im bloßen Dasein stärkend und unterstützend ist."
Eine gute Hilfe zum Abschließen einer Begleitung seien für sie schließlich auch die monatlichen Gedenkgottesdienste für alle Menschen, die im Krankenhaus verstorben sind. Viele Angehörige hätten in den letzten Jahren das Angebot in der Klosterkirche wahrgenommen. Seit einem Jahr könnten diese Gottesdienste aber Corona-bedingt nicht mehr stattfinden, hoffte Kitzmüller auf ein baldiges Ende der Pandemie.
Quelle: Kathpress
[elisabeth mayr]