Videoserie: Ein #einfach digitaler Sommer
Sr. Gudrun Schellner und Elisabeth Mayr im Garten der Franziskanerinnen in Wien. (c) Magdalena Schauer
Sr. Gudrun empfing uns im Garten der Schwestergemeinschaft in Wien-Simmering, wo von den Schwestern frisches Gemüse gepflanzt und geerntet wird. Der Sommer 2020 sei für sie natürlich anders, aber "auch schon die ganze Zeit davor." Sie unterricht in einem Gymnasium und mit den Kindern nicht direkt reden zu können sondern nur über Zoom sei einfach anders: "Dort keine Kinder oder Jugendlichen verloren gehen zu lassen oder auf ihre Fragen und Sorgen nicht eingehen zu können ist echt herausfordernd." In Gesprächen merke sie auch bis heute die große Bandbreite zwischen den einzelnen SchülerInnen: diejenigen, die total überfordert sind und diejenigen, denen total fad ist. Viele wissen auch nicht recht, wie es weitergehen wird.
International unterwegs
Als Leiterin der Gemeinschaft war sie bis vor der Krise immer viel international unterwegs. Die Franziskanerinnen haben weltweite Niederlassungen und sind gut vernetzt. In einem "normalen" Sommer wäre sie jetzt wahrscheinlich irgendwohin unterwegs, im Sommer 2020 finden alle Treffen in Wien - mittels Zoom - statt: "Ich hatte gerade ein Treffen, drei Tage hintereinander, eine Schwester aus den USA, eine aus Brasilien, eine aus dem Sudan und eine hier in Wien." Auch wenn der Vorteil klar auf der Hand liegt - "Es ist natürlich viel billiger!" - sind Online-Meetings anstrengender und die Aufmerksamkeitsspanne ist viel kürzer. Aber auch dort könne man kreativ sein, so habe sie letztens etwa versucht, bei den Gebeten Musik einzuspielen, weil gemeinsames Singen nicht geht und "das hat gut funktioniert", freut sich Sr. Gudrun.
Zeit für Menschen nehmen
Die Franziskanerin hat sich in jedem Sommer Zeit dafür genommen, etwas "für Leute zu machen. Vorher konnte ich einige Male im Sudan aushelfen." Dieses Jahr kam überraschend die Anfrage aus Wien, ob sie nicht bei der Telefonseelsorge mithelfen möchte, dort werden Freiwillige Helfer für den Nachtdienst gesucht. Sie hat zugesagt und nimmt viel von der Arbeit für sich mit: "Das ist eine Tätigkeit, die mich zurzeit sehr bereichert. Mein Blick weitet sich - und je enger das Umfeld ist, desto wichtiger wird diese Weite." Sei lerne viel über die Ängste und Sorgen der Menschen. "Viele haben Angst vor der Zukunft und fragen mich 'wann wird Corona aus sein?'. Wenn sie glauben, dann fragen sie Gott. Wenn sie nicht glauben - wir wissen keine Antwort", lächelt sie.
Die Stimmung war gut und auch das Wetter hat gehalten. (c) Magdalena Schauer
Geplantes Gemeinschaftsleben
Das Leben in Gemeinschaft während der Lockdowns sei schön gewesen, erinnert sich Sr. Gudrun. "Wir haben uns aber die möglichen Konfliktfelder im Vorfeld bewusst gemacht. Zum Glück haben wir alle ein eigenes Zimmer und ein großes Haus mit kleinem Garten - aber ständig zusammen sein, das sind wir dann auch so nicht gewohnt." Die Schwesterngemeinschaft habe auch gleich von Beginn an Gebete und Wortgottesdienstfeiern digital gefeiert und den Menschen in der Pfarre Gelegenheit zum Mitfeiern gegeben: "Hier haben wir Kontakt zu anderen gehaben und das ist sehr gut angenommen worden."
Umarmen - geht das schon?
Der Weg zurück in die Normalität habe auch so manche Unsicherheiten mit sich gebracht. "Ich erinnere mich an einen Geburtstag einer Schwester nach den Lockdown. Wir umarmen uns eigentlich immer und die Schwestern hat dann bei der Feier auch gefragt 'Geht das jetzt schon? Jetzt glaub ich dürfen wir schon?'", schmunzelt Sr. Gudrun.
[elisabeth mayr]