Videoserie: Ein #einfach diensteifriger Sommer
"Priester ist man immer, egal ob Corona herrscht oder nicht!", sagt P. Vaclav Sladek im Interview. (c) magdalena schauer
Priester ist man ohne Auszeit
P. Vaclav Sladek ist Kreuzherr mit dem Roten Stern. Seine Gemeinschaft wohnt mitten in Wien und betreut Wiens bekannteste Kirche nach dem Stephansdom: Die Karlskirche. So konnte Elisabeth Mayr den jungen Priester auch vor einem der beliebtesten Touristenpanoramas im Sommer interviewen, der Karlskirche mit den Palmen.
Kaum in Wien angekommen, begann quasi der Lockdown. Wie diese Erfahrung für ihn war, fragte Mayr. Darauf betont P. Sladek, dass sich grundsätzlich nichts geändert hätte, da er als Priester immer alles für die Gläubigen in seiner Kirche tun würde, egal wie die Umstände aussehen. Ansonsten sei er nicht der Typ, der es den ganzen Tag im Haus aushalte, regelmäßig spazieren zu gehen musste einfach sein. Doch zu Fuß machte er keine kleinen Runden, sondern sei immer so zehn bis zwölf Kilometer gegangen und habe dabei sogar acht Kilogramm abgenommen.
Erstarktes Interesse am Bußsakrament
Interessant fand er das aufbrandende Interesse am Beichten in der Krisenzeit. P. Sladek ist Seelsorger für die tschechische Gemeinde in Wien. Deren Kirche ist Maria am Gestade - die gleiche Kirche, vor der uns P. Hans Hütter am Montag von seinem "einfach #anderern Sommer" pantomimisch erzählt hat. . P. Sladek bemerkte, dass im Corona-Lockdown anders als zuvor, jede Woche mindestens drei bis vier Personen zu ihm gekommen seien, mit der Bitte, ihnen das Bußsakrament zu spenden. Es habe zwar auch vor Corona Personen gegeben, die zur Beichte gekommen seien, aber nicht so regelmäßig. Während des Lockdowns suchten P. Sladek so zwischen 20 und 30 Personen mit diesem Ansinnen auf.
Ritterorden mit Hochs und Tiefs
Der Ritterorden der Kreuzherren geht auf eine Gründung der heiligen Agnes von Böhmen im Jahr 1233 in Prag zurück. Ursprünglich bestand die Gemeinschaft aus Laien, die zu Beginn tatsächlich einige militärische Aufgaben übernahmen; darauf weist auch ihr Kürzel O.Cr. hin, das vom Lateinischen Ordo militaris Crucigerorum cum rubea stella abstammt. Die Kreuzherren übernahmen den Schutz und die Befestigung der Judithbrücke (der späteren Karlsbrücke) in Prag. In der Nähe bauten sie ihr Kloster und ein Spital, und bald bestand die Hauptaufgabe der Gemeinschaft in der Krankenpflege und in der Gründung eigener Spitäler; in ihrer Blütezeit unterhielten sie in Böhmen, Mähren und Schlesien bis zu 60 Krankenhäuser. Noch im 18. Jh. wirkten im Orden auch Laienbrüder, später allerdings nur mehr Priester, die bis heute Pfarren betreuen und in der Seelsorge tätig sind.
Die Gemeinschaft blickt also auf eine sehr wechselvolle Geschichte mit vielen Hochs und Tiefs zurück. Am schwersten traf sie aber, dass 1950 alle Klöster von der kommunistischen Regierung der damaligen Tschechoslowakei aufgehoben wurden, was fast das Ende der Gemeinschaft bedeutet hätte. 1990 wagte der damalige Großmeister Ladislav Sirový mit der auf sieben Mitglieder zusammengeschmolzenen Gemeinschaft einen Neuanfang. Heute gehören 20 Patres und zwei Novizen dem Orden in Prag und in Wien an.
[magdalena schauer]