Den Unterschied ausmachen in Welt und Kirche
Seit 1. Mai im Amt: Sr. Christine Rod MC, die neue Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz . (c) Magdalena Schauer
Die Langfassung des Interviews finden Sie in den Ordensnachrichten.
ON: Sie waren zu Beginn der Corona-Krise noch in Israel. Wie waren Ihre Eindrücke ?
Sr. Christine: Unwirklich! Langsam kamen die Nachrichten zu Corona immer näher, nach und nach schlossen die Geschäfte und dann hieß es vom Trägerverein des Gästehauses, dass alle Volontäre zurück nach Europa müssten. Und so bin ich vier Wochen zu früh wieder in Österreich angekommen.
Am 4. Mai haben Sie den Dienst in der Österreichischen Ordenskonferenz angetreten. Wie ware der Empfang?
Es war aufregend! Ich war ein halbes Jahr in Israel und sechs Jahre zuvor im internen Dienst meiner Gemeinschaft. Und jetzt steige ich wieder in das Berufsleben ein. Viele der handelnden Personen habe ich von meiner Tätigkeit im Kardinal König Haus her gekannt, einige noch nicht. Es war ein herzlicher Empfang in der Ordenskonferenz, der für die MitarbeiterInnen zugleich der Beginn nach der Corona-Zeit war.
Sr. Christine Rod: Die Orden sollen "präsent, relevant und wirksam" sein. (c) Magdalena Schauer
Was ist IhreMotivation, sich auf eine solche neue Arbeitssituation einzulassen?
Die Orden sind gerade in Mitteleuropa nicht nur in guter Verfassung und ich habe dennoch die Hoffnung: Es lohnt sich! Sie sind nach wie vor wichtig aber mit dem, was sie im Namen Gottes für Kirche und Welt tun, unverzichtbar. Ich habe diesen Zugang für mich in vier Absichtserklärungen zusammengefasst: 1. Die Orden in ihren Übergängen und Umbrüchen begleiten. 2. Zusammenrücken, Vernetzung, Interessens- und Informationsaustausch. 3. Initiativen und Impulse setzen, damit die Orden ihren Sendungsauftrag leben können. 4. Die Ordenskonferenz will dazu beitragen, dass die Orden und ihre Einrichtungen in der Kirche und Gesellschaft präsent, relevant und wirksam sind und bleiben.
Was sind diese Umbrüche konkret, und wie stellen Sie sich die Begleitung vor?
Die Umbrüche nehmen wir als Gesellschaft, Kirche und natürlich als Orden wahr. Wir spüren einen Bedeutungsverlust. Kirchensoziologen sprechen sogar von „Verflüssigung“. Auch die Zahlen sagen es uns, sie sind nicht alles, sie zeigen uns aber etwas. Das kann man schon als kollektive Kränkung erfahren, man darf aber gleichzeitig nicht darin verharren, sondern diese Situation ist als Chance zu ergreifen, um zu fragen: Was ist eigentlich unser Auftrag hier und heute? Vielleicht anders als zur Zeit Gründung, aber doch!
Zusammenrücken, Vernetzen sind wichtige Schlagwörter in der Zusammenarbeit. (c) Magdalena Schauer
Ist damit auch das Sich-Loslösen von Aufgaben gemeint?
Im kirchlichen Bereich wird oft gesagt: „Wir wissen ja nicht, was unser Engagement bewirkt.“ Ich rede mir dann immer den Mund fusselig, es muss nicht alles zählbar, aber es muss erkennbar und erfahrbar sein. Und das ist der Unterschied. Welchen erkennbaren Unterschied können wir machen? Wir haben Werke, viele ältere Ordensleute und damit einen beschränkten Handlungsspielraum. Daher müssen wir fragen: Welche Handlungsspielräume haben wir noch? Es gibt sie!
Was können wir also tun, um in Kirche und Gesellschaft präsent, relevant und wirksam zu werden?
Das ist keine romantische Angelegenheit. Ich denke als Organisationsentwicklerin systemisch. Man braucht Zusammenschlüsse und eine systemische Klugheit, wie z. B. die Bildung der Vereinigung von Ordensschulen Österreich. Ein anderes Beispiel ist SOLWODI: Ordensfrauen haben erkannt, dass eine soziale Herausforderung ihr Handeln braucht. Eine Gemeinschaft hat Schwestern gestellt, eine andere ein Haus zur Verfügung gestellt, viele Orden haben sich finanziell beteiligt, auch Männerorden. Ein drittes Beispiel ist das Freiwillige Ordensjahr. Auch damit sind Orden wieder ins „Gerede“ gekommen, sind Thema geworden.
[martin gsellmann]