Abtei Münsterschwarzach boykottiert Facebook und Instagram
Der Abteischlüssel des über 1200 Jahre alten Klosters steht für die Aktion. (c) Abtei Münsterschwarzach
Die Benediktiner in Münsterschwarzach üben mit einem Kurzboykott von Facebook und Instagram Kritik an Hasskommentaren. Bis zum Gedenktag des heiligen Benedikt am 11. Juli wollen die unterfränkische Abtei, deren Gymnasium und alle Betriebe der Vier-Türme GmbH keine Beiträge posten, wie das Kloster am Donnerstag, 2. Juli 2020, ankündigte. Grundsätzlich widersprächen Hasskommentare sowie die Untätigkeit des Konzerns dem christlich-benediktinischen Menschenbild, erklärte Abt Michael Reepen zum stummen Protest.
Die Abtei Münsterschwarzach sowie alle Betriebe der Vier-Türme GmbH und das Egbert-Gymnasium werden bis nach dem Gedenktag das heiligen Benedikt, dem 11. Juli, auf Facebook und Instagram "offline sein" und keine Beiträge posten. Da die abteieigenen Seiten keine bezahlte Werbung schalten, möchte das Kloster so ein eigenes Zeichen gegen den Umgang der Facebook-Group, zu der auch Instagram gehört, mit Hasskommentaren setzen. Grundsätzlich widersprechen solche Kommentare sowie die Untätigkeit von Facebook dem christlich-benediktinischen Menschenbild, begründet Abt Michael Reepen OSB den stummen Protest.
Schlüssel als Symbol
Deutlich wird das auch an den Profilbildern der Seiten. Sie tragen in den kommenden Tagen das Logo des traditionsreichen Abteischlüssels, dem Symbol für die Offenheit der Benediktinerabtei. "Wir Mönche stehen entschieden hinter dieser Aktion", bekräftigt Abt Michael. Als Teil der Kongregation der Missionsbenediktiner von St. Ottilien steht die Abtei für eine weltweite Vernetzung und setzt sich in zahlreichen Projekten für die Achtung der Würde aller Menschen ein. Anlässlich des 1.200-jährigen Jubiläums im Jahr 2016 wurde daher das Motto "Be open!" mit dem Symbol des oben erwähnten Schlüssels gewählt, welches seitdem als Leitspruch verfolgt wird. "Unser Motto in der Abtei Münsterschwarzach 'be open' und der Abteischlüssel zeigen, dass wir genau hinschauen wollen welche Türe wir öffnen und welche wir schließen, wo wir mitmachen und wo nicht" so Abt Michael weiter.
Doch nicht erst seit 2016 ist die Gleichbehandlung aller Menschen Grundlage benediktinischen Lebens. So schreibt der Ordensgründer bereits im zweiten Kapitel der Benediktsregel: "Denn bei Gott gibt es kein Ansehen der Person" und betont damit die Gleichwertigkeit aller Menschen in Gottes Augen. Gerade vor diesem Hintergrund möchte die Abtei Münsterschwarzach mit ihrem eigenen Facebook-Boykott ihre Haltung gegen Hasskommentare und menschenverachtendes Handeln unterstreichen.
Abtei Münsterschwarzach
Die Abtei Münsterschwarzach zählt zu den bedeutensten Abteien im deutschsprachigen Raum. Gegründet wurde sie im Jahr 816 und bestand zunächst bis zur Aufhebung 1803 im Zuge der Säkularisation. 1913 wurde sie durch die Missionsbenediktiner wiederbesiedelt. Im Bistum Würzburg hat sich die Abtei als geistliches Zentrum zu einer festen Institution entwickelt. Zum Konvent gehören 117 Mönche, von denen einige in abhängigen Häusern in Übersee oder anderen Klöstern der Kongregation leben. Bekannt ist die Abtei auch als Heimat des Bestseller-Autors Anselm Grün.
Quellen: Abtei Münsterschwarzach, katholisch.de
[martin gsellmann]