Kritik an Schulschließungen in OÖ
Clemens Paulovics ist seit Jänner 2020 Bereichsleiter für Bildung und Ordensschulen der Österreichischen Ordenskonferenz. (c) Privat
Erstmals seit 16. April ist am Mittwoch die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro Tag auf über 100 gestiegen. Der größte Anteil der 107 Erkrankungen (Stand Mittwoch, 9.30 Uhr) entfiel mit 61 auf Oberösterreich. In Folge hat die OÖ-Landesregierung in fünf Bezirken ab Freitag einen zweiten Schul-Lockdown verfügt: Alle Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen in Linz, Linz-Land, Urfahr-Umgebung, Wels und Wels-Land werden ab Freitag eine Woche lang geschlossen.
Das Schuljahr hätte mit einer Rückkehr zur Maskenpflicht, der Schließung von nur unmittelbar betroffenen Klassen und erhöhter Achtsamkeit an den Schulstandorten wohl genauso sicher abgeschlossen werden können, so Paulovics. Die Schulkinder fielen nun aber um ihre heuer ohnedies schon sehr eingeschränkten Abschlussrituale um und würden mit Gefühlen des Schreckens, der Angst und der Ohnmacht in den Sommer entlassen. Dazu käme die Unsicherheit, wie es im Herbst weitergeht.
Jüngste Erkenntnisse über posttraumatische Belastungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen infolge der Corona-Sicherheitsmaßnahmen im Frühjahr dürften bei der Entscheidungsfindung der oberösterreichischen Landesregierung keine Rolle gespielt haben, kritisierte Paulovics: "Es ist erschütternd, dass man aus dem ersten Lockdown keine neuen Ansätze für das Krisenmanagement gewonnen hat. Wenn das der Präzedenzfall für das Vorgehen der Behörden im Herbst wird, dann stehen vielen Tausenden Kindern und Jugendlichen weitere verlorene Schulmonate bevor."
Quelle: kathpress
[martin gsellmann]