Wiener Ordensspitäler fahren Betrieb wieder hoch
Keine einfache Rückkehr zu Vor-Corona-Zeiten möglich
„Der schrittweise Übergang zu einem Regelbetrieb erfolgt mit konsequenten Einhalten der Sicherheitsvorkehrungen, um Patienten und Mitarbeitende bestmöglich vor einer Infektion mit Covid-19 zu schützen“, sagt Prim. Dr. Manfred Greher, Sprecher der Plattform der Wiener Ordensspitäler, bei einem Online-Pressegespräch. Voraussichtlich werde man im Juni wieder den Vollbetrieb erreichen.
Auslastung beinahe um die Hälfte reduziert
Auch in den Ordensspitälern hatte es aufgrund der Regierungs-Verordnungen seit dem 12. März einen Ausnahmezustand gegeben: "Alle verschiebbaren Operationen blieben vorläufig ausgesetzt und die planbaren Eingriffe deutlich reduziert, um für einen Höhepunkt der Pandemie gerüstet zu sein", erklärte Greher. Konkret gab es laut dem Ordensspital-Sprecher nach einer durchschnittlich 90-prozentigen Auslastung im Jänner und Februar nur noch 50 Prozent Ende März. Nur dringend notwendige Fälle wie etwa in der onkologischen Versorgung wurden in dieser Zeit weiter behandelt. Deutlich habe man dabei gesehen, wie wichtig die Trägervielfalt für ein funktionierendes und sicheres Netz der öffentlichen Gesundheitsversorgung sei, so der Sprecher.
Auch in der Behandlung der an Covid-19 erkrankten PatientInnen konnte man auf einen gemeinsame Intensivbettenverwaltung zugreifen und war so immer über die aktuellen Kapazitäten informiert: " Das war insofern wichtig, da auch in den Ordensspitälern Patienten mit Covid-19 erstversorgt wurden, um sie dann in die spezialisierten Einrichtungen des KAV zu bringen." Wäre die Corona-Welle den Befürchtungen entsprechend voll angekommen, wären die Ordensspitäler "darauf vorbereitet gewesen, selbst größere Zahlen von betroffenen Patienten zu versorgen".
Keine uneingeschränkte Rückkehr zum Spitalsalltag vor Corona möglich
Es gäbe vorerst keine uneingeschränkte Rückkehr zum Spitalsalltag vor Corona, so Prim. Greher. Und: „Das Hochfahren des Betriebs ist weit schwieriger als die Vollbremsung im März, weil unter einschränkenden Bedingungen ein sicherer Betrieb für alle Beteiligten organisiert werden muss. Wir wollen die Versorgung steigern, ohne das Infektionsrisiko zu erhöhen."
Umgesetzt werde dies u.a. durch Zugangskonzepte wie Checkpoints fürs Fiebermessen, die Erhebung von Symptomen und Corona-Tests, eine ausführliche Vorbereitung von OP-Patienten, regelmäßige Testungen der Mitarbeiter, durch Begrenzung der Besucher auf einen pro Patient und Tag inklusive entsprechender Symptom-Kontrolle sowie die Einhaltung von Abstandsregeln, die sowohl für die Morgenbesprechungen oder im Speisesaal als auch für die Anordnung der Patientenbetten gilt. Die Folge: "Nicht immer sind daher alle Betten belegbar", verdeutlichte Greher. Ebenso hätten die Ordensspitäler jedoch auch ihre digitalen Angebote oder etwa die Online-Beratungen "deutlich ausgebaut". Insgesamt sei der Aufwand durch die neuen Arbeitsroutinen gestiegen, "wir brauchen für die Versorgung insgesamt mehr Raum und Zeit", so der Spitals-Sprecher.
Durch die Einsatzbereitschaft mit allen Ressourcen habe es in den Ordensspitälern keine Kündigungen oder Kurzarbeit gegeben, "wir konnten alle Mitarbeitenden weiter halten und beschäftigen", so Greher. Da jedoch Erträge wie etwa durch Kostenerstattungen für Operationen ausfielen, sei die Zeit wirtschaftlich "besonders herausfordernd" gewesen.
Hoffnung auf neue Finanzierungsvereinbarung
Greher wies im Rahmen des Pressegesprächs auf die heuer auslaufende Finanzierungsvereinbarung zwischen den Ordensspitälern und der Stadt Wien. Nach der 2012 erstmals getroffenen Übereinkunft für vier Jahre sei diese 2017 in weiterentwickelter Form fortgesetzt worden und habe sich "für beide Seiten gut bewährt": Die Spitäler erhielten dadurch "mittelfristige Planbarkeit", die Stadt Wien hingegen ein "sehr attraktiven Preis" für die gebotenen Leistungen, seien die Ordensspitäler doch allesamt Non-Profit-orientiert. Verhandlungen über eine Weiterführung nach 2020 würden derzeit laufen und sollten "noch vor dem Sommer" zu einem Ergebnis kommen, berichtete Greher.
Letztlich gelte es dabei auch die "erheblichen Mehrkosten" aus den Corona-Sicherheitsvorkehrungen zu berücksichtigen und ein gleiches Gehaltsniveau für die Mitarbeiter wie jenes in den städtischen Spitälern zu gewährleisten - "damit keine Zweiklassengesellschaft bei den Beschäftigten der Gesundheitsberufe entsteht". Zuletzt hatten die Wiener Ordensspitäler 5.140 Mitarbeitende, davon 3.020 in Voll- und 2.120 in Teilzeit. Die sieben Standorte sind auch wichtige Standorte der Ärzteausbildung, durch die Beschäftigung von 75 Turnusärzten in Basisausbildung. 49 Allgemeinmediziner, 149 Fachärzte und 110 Pflegekräfte schlossen hier im vergangenen Jahr ihre Ausbildung ab.
Jede fünfte stationäre Behandlung betroffen
In einzelnen Fachgebieten haben Ordensspitäler innerhalb der Wiener Spitalslandschaft eine herausragende Bedeutung in der Patientenversorgung: So wurden 2019 bei den Barmherzigen Brüdern 22 Prozent aller Grauer-Star-Augenoperationen, 60 Prozent der laparoskopischen radikalen Prostataentfernungen oder 22 Prozent der akuten Schlaganfallversorgungen durchgeführt. Das Franziskus-Spital ist ein wichtiges Zentrum u.a. für Hernien-Operationen, das Herz-Jesu-Krankenhaus für Implantationen künstlicher Gelenke, das St. Josef Krankenhaus die mittlerweile größte Geburtsklinik Wiens mit im Vorjahr 3.417 Geburten und Versorger von 30 Prozent aller Brustkrebs-Patientinnen.
Im Orthopädischen Spital Speising werden 31 Prozent der Knie- und Hüftgelenksersatz-OPs, während die Barmherzigen Schwestern auf Darmoperationen, Harnblasenentfernung und auf Therapien für Menschen mit Essstörungen spezialisiert sind. Im Krankenhaus Göttlicher Heiland findet ein Siebtel aller gefäßmedizinischen Eingriffe sowie auch aller Leistenbruch-OPs statt, zudem ist das Spital ein wichtiges Zentrum für Akutgeriatrie und Palliativmedizin.
Was alle Wiener Ordensspitäler verbindet, ist zudem das Engagement bei verschiedenen karitativen Projekten. Teils werden auch nichtversicherte Patienten ohne E-Card - im Jahr 2019 waren es 15.000 - unentgeltlich versorgt, es gibt Essensausgaben, Kooperationen mit Sozialinitiativen wie dem "Neunerhaus" oder spezielle Projekte und Unterstützungsangebote wie etwa für jugendliche Mütter.
Die Wiener Ordensspitäler
Die sieben Non-Profit-Spitäler haben einen öffentlichen Versorgungsauftrag und werden von der öffentlichen Hand unterstützt. Sie erbringen ihre Versorgungsleistungen im Auftrag der Stadt Wien und in sehr enger Kooperation mit ihr. Bezeichnend ist für sie die Kombination von privater Trägerschaft durch Ordensgemeinschaften oder Stiftungen mit einem gemeinnützigen Versorgungsauftrag. Wiens Ordensspitäler sind für alle Menschen offen, unabhängig von ihrem Versicherungsstatus oder ihrem religiösen oder ethnischen Hintergrund.
1) Barmherzige Brüder Krankenhaus (2. Bezirk), Franziskus Spital Landstraße (3. Bezirk) und Franziskus Spital Margareten (5. Bezirk), Herz-Jesu Krankenhaus (3. Bezirk), Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien (6. Bezirk), Orthopädisches Spital Speising (13. Bezirk), St. Josef Krankenhaus (13. Bezirk), Göttlicher Heiland Krankenhaus (17. Bezirk)
Wiener Ordensspitäler als Arbeitgeber
Wiens Ordensspitäler sind mit rund 5.140 Mitarbeitenden (2019) ein wichtiger Arbeitgeber. 3.020 davon arbeiteten Vollzeit, 2.120 Teilzeit. Die Häuser spielten darüber hinaus auch als Ausbildner eine wichtige Rolle: Sie beschäftigten 75 Turnusärzte in Basisausbildung. Zusätzlich wurden 49 Allgemeinmediziner und 149 Fachärzte ausgebildet. 262 Studierende leisteten das Klinisch-Praktische Jahr (KPJ) ab. Eine Pflegeausbildung haben im vergangenen Jahr 110 Personen abgeschlossen.
Kontakt für Rückfragen:
Mag. Roland Bettschart;
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Quelle: Wiener Ordensspitäler, Kathpress
[elisabeth mayr]