Guter Start der Kur- und Bildungshäuser
Seit zwei Wochen wieder offen: Das Kloster Wernberg in Kärnten. (c) OG
„Der Shutdown kam für uns zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: Mitten in der Hauptsaison, in Zeiten bester Auslastung, mussten wir von heute auf morgen zusperren“, erinnert sich der Friedrich Kaindlstorfer, Geschäftsführer der beiden Curhäuser der Marienschwestern in Bad Kreuzen und Bad Mühllacken in Oberösterreich. Zur Erinnerung: Am 15. März 2020 wurde das erste COVID-19-Maßnahmengesetz vom Nationalrat beschlossen und damit der Kundenverkehr in den Hotelleriebetrieben untersagt. Der Gäste- und Kurbetrieb in den Curhäusern musste von einem Tag auf den anderen eingestellt werden – „eine Herausforderung für alle, Gäste und Mitarbeiter."
Positive Erfahrung
Auch für das Kloster Wernberg hieß es ab 15. März, den Bildungs- und Nächtigungsbetrieb sowie die Klosterpforten zu schließen, „für meine Mitschwestern und mich eine völlig neue Erfahrung“, so Sr. Pallotti Findenig, Provinzoberin der Wernberger Schwestern. „Wir sind kein kontemplativer Orden und kennen die Situation nicht, nicht hinausgehen zu können.“ Nachdem ein Großteil der 55 Missionsschwestern zur Risikogruppe gehört, wurde besonders auf die Einhaltung der Schutzmaßnahmen geachtet – mit Erfolg, "wir hatten und haben bis heute keinen Covid-19-Fall im Kloster."
Auch wenn die Umstände ungewohnt waren, konnten die Schwestern der Situation auch etwas Positives abgewinnen: „Plötzlich gab es viel Zeit für Gebete und (Wort-)Gottesdienste, das war eine schöne Erfahrung." Und als es bei der Caritas Kärnten zu einem Engpass an Schutzmasken kam, haben die Schwestern kurzerhand damit begonnen, selber welche zu nähen. Bis Ende April haben sie mit ihren selbstgenähten Masken viele MitarbeiterInnen versorgt.
Kurzarbeit
In den Curhäusern stand der Betrieb weitestgehend still. Die MitarbeiterInnen waren alle schon im März auf Kurzarbeit geschickt worden, „eine Kündigung wäre für uns zu keiner Frage in Frage gekommen.“ Kurzarbeit gab es auch im Kloster Wernberg, "anders wäre es finanziell nicht gegangen", so Sr. Pallotti, „es gab ja überhaupt keinen Umsatz.“
Für beide sei klar, dass der finanzielle Verlust der vergangenen Monate nicht aufgeholt werden könne. Kaindlstorfer: „Wir rechnen bis Jahresende mit einem Minus von 700.000 Euro in der Bilanz. Dieses Geld muss man mal haben - vor allem mit dem wochenlangen Umsatzausfall." Er gehe davon aus, dass es dieses Jahr ohne entsprechende Hilfen für etwa ein Viertel der Hotelleriebetriebe eng werden könne. Anspruch auf staatliche Hilfe haben weder die Curhäuser noch das Kloster Wernberg, da beide Körperschaften öffentlichen Rechts sind.
Die beiden Curhäuser der Marienschwestern im Mühlviertel ziehen jedes Jahr viele natur- und gesundheitsbewusste Gäste an. (c)
Abwarten
Aber jetzt wartet man bei den Curhäusern mal ab, was das Jahr noch so bringe – in der derzeitigen Situation sei vieles nicht planbar. „Die Buchungslage ist gut, die Nächtigungszahlen steigen - vor allem der Herbst ist schon gut gebucht. Man merkt, dass viele Leute dieses Jahr einfach alles nach hinten verschoben haben, auch Urlaube", so Kaindlstorfer.
Im Kloster Wernberg blickt man rosig in die Zukunft. Bis auf zwei Reisende aus den Niederlanden habe niemand seinen Aufenthalt storniert.
Erste Gäste
„Natürlich war die Freude groß als es hieß, man darf wieder aufsperren“, sagt Kaindlstorfer, obwohl diese nicht ganz ungetrübt war. „Wir haben nicht gewusst, wie die Gäste auf die Sicherheitsmaßnahmen (Anm.: Schutzmasken, Sicherheitsabstand etc.) reagieren werden bzw. ob schlussendlich überhaupt welche kommen.“
In den Sozialen Medien wurde die "Wiedereröffnung" groß gefeiert. (c) Curhaus Bad Kreuzen | FB
Die Sorgen stellten sich als unbegründet heraus, „die Gäste gehen sehr bedacht und verantwortungsvoll mit den Themen „Sicherheit und Hygiene“ um. Auch die Stimmung war sofort gut. Ein gutes Zeichen für unser Haus, nämlich, dass sich die Gäste wohlfühlen!"
Ähnliches berichtet auch Sr. Pallotti. Zeitgleich mit der Wiedereröffnung startete schon ein erster Klosterfastenkurs mit 13 TeilnehmerInnen, prägend das erste Aufeinandertreffen im Speisezimmer: „Der Moment, als ich ins Speisezimmer kam und wieder mal Gäste beim Abendessen sitzen zu sehen - was für eine große Freude, endlich wieder Menschen bei uns im Haus zu haben!“
Sie habe auch ganz stark gemerkt, wie wichtig das Kloster für die (Stamm-)Gäste sei, nämlich ein Ort, an dem diese immer wieder zurückkommen. „Darüber sind wir einfach nur dankbar.“
[elisabeth mayr]