Weltfrauentags-Serie Tag 7: Gegensatz von Alt und Jung
Den Jüngeren gehört die Zukunft ist P. Roth 1969 überzeugt. (c) Schauer
2/1969: P. Herbert Roth SJ, Frankfurt am Main„Der Gegensatz Alte-Junge: Die älteren Ordensleute meinen, sie hätten ein für allemal den Geist Gottes erkannt. Die jüngeren wieder glauben oder tun so, als hätte Gottes Geist die ganze Zeit her bis heute geschwiegen und als wäre nur die Gegenwart „erleuchtet“. Die Älteren betonen die Unveränderlichkeit Gottes und die Makellosigkeit der Kirche. Sie sehen in einem Dogma etwas Unverrückbares und Vollendetes- auch wenn es in seiner Aussageform der heutigen Zeit nicht mehr verständlich ist. Die Jugend wieder betont das historische Werden und fürchtet die Verkapselung. Und wer überbrückt diese Gegensätze? Nur ein ehrlicher, echter Dialog zwischen alt und jung. Beide müssen bereit sein, einander anzuhören, das Gehörte zu erwägen und in die eigene meinung, die ja auch nicht fix und fertig ist, einzubeziehen. Die Zukunft gehört der Jugend! Wir müssen sie den Weg zur Aufgeschlossenheit ohne Heuchelei führen.“
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2020: P. Martin Leitgöb, Provinzvikar der Redemptoristenprovinz Wien-München
„Die eine oder andere Leserin, der eine oder andere Leser wird sich bei dem Zitat des Jesuitenpaters Herbert Roth aus dem Jahre 1969 wahrscheinlich denken: Heute ist es in unserer Kirche mit den Zuschreibungen an Alt und Jung genau umgekehrt. Auch im Bereich der Ordensgemeinschaften herrscht oft diese Ansicht: Die meisten Älteren fürchten sich, dass sich die Kirche in sich verkapselt, die wenigen Jüngeren scheinen das Unveränderliche und Unverrückbare geradezu zu suchen und sich in ihm einzunisten.
Doch ist es wirklich so? Es gibt auch genug Gegenbeispiele! Und überhaupt: Etikettierungen werden den davon betroffenen Menschen nicht gerecht, und sie helfen uns in der Kirche und in den Ordensgemeinschaften nicht weiter. Wie schwer ist es, eine Etikette, die man einmal aufgrund eigener Verhaltens- und Denkmuster von anderen angeheftet bekam, wieder loszukriegen!
Herbert Roth spricht im zweiten Teil des zitierten Textes von der Notwendigkeit des Dialogs. Damit spricht er gewiss etwas Richtiges an. Allerdings gehört es zur Struktur eines Dialoges, dass es dabei weiter um die Einen und die Anderen geht. Ich würde das Zuhören mehr betonen. Zuhören – nicht, um möglichst schnell eine Antwort zu geben oder ein Urteil zu fassen. Zuhören vielmehr, um zu verstehen und sich womöglich an der Andersheit der anderen Position zu erfreuen und sie als Ergänzung zur eigenen zu sehen.
Ich schreibe diesen Kommentar kurz vor dem 200. Todestag des hl. Klemens Maria Hofbauer am 15. März dieses Jahres. Dem berühmten Redemptoristen und nachmaligen Stadtpatron von Wien wurden zeitlebens und nach seinem Tode auch viele Etiketten angeheftet. Mir geht immer mehr auf, dass alle diese Etiketten nicht zutreffen, weil ich immer deutlicher die Authentizität seines Menschseins erkenne. Dies würde ich mir auch in der Kirche und in den Ordensgemeinschaften wünschen: Versuchen wir doch, das Authentische in dem oder der anderen zu erkennen und zu fördern! Dann gehört uns allen gemeinsam die Zukunft!
P. Martin Leitgöb
Zum Weiterlesen: Unsere Weltfrauentags-Serie
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Weltfrauentags-Serie Tag 3: Rolle und Aufgaben einer Oberin von Sr. Margartha Tschische |
Weltfrauentags-Serie Tag 2: Reflexion einer Achtundsechzigerin von Sr. Beatrix Mayrhofer |
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[elisabeth mayr]