„Gerhard Weis Ehrenring“ für Journalistin Gabriele Neuwirth
Ehrenpreis als Würdigung für Gabriele Neuwirth (c) Kathpress/ Klingen
Der „Gerhard Weis Ehrenring“, trägt den Namen des im Sommer 2019 verstorbenen früheren ORF-Generalintendant und langjährigen journalistischen Leiters der KMA, Gerhard Weis. Überreicht wurde der Ehrenring am Dienstagabend von KMA-Generalsekretär Gerhard Tschugguel im Rahmen des „Franz von Sales-Essens“, zu dem KMA und Publizistenverband ins Wiener Franziskanerkloster geladen hatten.
Kriterien für die Verleihung des Ehrenrings, der künftig alle drei Jahre verliehen werden soll, seien laut Tschugguel neben einer hohen handwerklichen Professionalität und einem „hohen ethischen Anspruch“ des jeweiligen Trägers bzw. der Trägerin auch der „persönliche 110-prozentige Einsatz“ für Nachwuchsjournalisten. All diese Kompetenzen bringe Neuwirth mit, verwies Tschugguel auf ihre engagierten Einsätze mit und für Studierende etwa bei der „Langen Nacht der Kirchen“ oder bei KMA-Publikationen zur Nationalratswahl. „Neuwirth war aber immer bereit alles zu geben. Das hat noch jeder zu schätzen gewusst und es daher nicht als Härte empfunden.“
„Ethisch-moralische Grundierung“
Der frühere ORF-Journalist Gerhard Klein, der die Funktion des journalistischen Leiters der KMA im vergangenen Dezember übernommen hat, würdigte seinerseits Gerhard Weis als „Gesellschaftsseismograph“, der nicht nur über ein großes Gespür für Themen verfügt habe, sondern dem auch der journalistische Nachwuchs zeitlebens wichtig gewesen sei. Außerdem habe Weis immer Wert auf die ethisch-moralische Grundierung sowohl der Politik als auch des Journalismus gelegt, die Klein mit einem Wort des jüngst verstorbenen Theologen Johann Baptist Metz als „Compassion, die Fähigkeit zur Mitleidenschaft“ zusammenfasste.
Persönlich habe er von Weis viel gelernt, räumte Klein ein: Vor über 30 Jahren sei Weis es gewesen, der ihn „in den ORF gelockt und dort auf mich aufgepasst“ habe. „Mich gefördert, gefordert und - manchmal auch überfordert. Glücklicherweise“, so Klein.
Geprägt habe ihn u.a. die Formulierung von Gerhard Weis, der ORF sei „keine Bedürfnisanstalt, sondern der Rundfunk der Gesellschaft“ - und vor diesem Hintergrund möge man als Journalist nicht nur darüber nachdenken, was beim Publikum gut ankomme, sondern auch, worauf es ankomme. „Die Zuseherinnen und Zuseher waren für ihn nicht bloß Konsumenten, sondern Bürgerinnen und Bürger. Denen man auch etwas zumuten sollte.“
„Schreibt’s nicht so fad“
Eine „etwas andere Laudatio“ auf Neuwirth hielt indes bei der Veranstaltung die KMA-Nachwuchs-Journalistin Martina Raab. Sie präsentierte Würdigungen Neuwirths durch ihre eigenen Studierenden. Neuwirth habe ihnen u.a. „Achtung vor dem Journalismus und vor dem ‚Kleinen Mann‘ auf der Straße“ mitgegeben, aber auch Disziplin, Leidenschaft, Genauigkeit und die Freude am Beruf der Journalistin verkörpert, so Raab.
In ihren Dankesworten unterstrich Neuwirth noch einmal, was ihr an journalistischen Tugenden neben einer exakten Beherrschung des Handwerks wichtig sei: Dies sei u.a. die tatsächliche Kenntnis des Gegenstandes, über den man schreibe, die wertschätzende Haltung den beteiligten Personen gegenüber - aber auch das Gespür für gutes Erzählen. Und so schreibe sie den Nachwuchsjournalisten stets ins Stammbuch: „Schreibt’s nicht so fad!“
Biografische Notizen
Gabriele Neuwirth wurde 1947 im steirischen Wildon geboren. Von 1968 bis 1985 war sie als Redakteurin des steirischen Sonntagsblattes tätig war. Anschließend ging sie nach Wien, wo sie Politikwissenschaft, Entwicklungspolitik, Philosophie und Zeitgeschichte studierte und gleichzeitig als freie Journalistin für diverse Tageszeitungen schrieb.
1992 war sie Mitbegründerin der Tageszeitung „täglich alles“ und leitete hier das Ressort Innenpolitik, ehe sie von 1994 bis 1998 dieselbe Funktion bei der Wiener Redaktion der Tyrolia-Wochenzeitung „präsent“ übernahm. Von 1998 bis zu ihrer Pensionierung mit Jahresbeginn 2009 war sie Redakteurin bei der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ im Ressort Politik/Sozialpolitik.
Verband katholischer Publizistinnen und Publizisten
Seit 2005 ist Neuwirth Vorsitzende des Verbands katholischer Publizistinnen und Publizisten - heute einer der größten journalistischen Zusammenschlüsse in Österreich mit rund 400 Mitgliedern. Parallel dazu war und ist Neuwirth in zahlreichen weiteren Funktionen engagiert, darunter seit 1994 als Lehrende und Mitgestalterin der Katholischen Medien Akademie (KMA), u.a. mit den Schwerpunkten journalistische Medienethik und Vermittlung der journalistischer Methoden sowie als Betreuerin des KMA-Magazins „Werksatz“. Im Juli 2018 wurde ihr der Professorentitel verliehen.
Die Katholische Medien Akademie startet im Frühjahr wieder einen Kurs für Jungjournalisten: Bis 25. März können sich Interessierte um einen Ausbildungsplatz zum neuen Drei-Semester-Kurs „Beruf Journalist“ schriftlich bewerben. Die auf 60 Kurstage angelegte Ausbildung kann studienbegleitend absolviert werden und wird mit einem Zertifikat abgeschlossen.
Quelle: kathpress/Religion ORF
[mschauer]