Provokateurin des Glaubens
Sr. Restituta Kafka war eine "Provokateurin des Glaubens, des Widerstands und der Versöhnung, die den Kreislauf der Liebe wieder in Gang brachte" - so bezeichtnete Sr. Judith Beinhauer ihre 1943 von den Nazis ermordete Mitschwester aus der Ordensgemeinschft der Franziskanerinnen von der christlichen Liebe in ihrer Gedenkrede. Beinhauer unterstrich einige Gemeinsamkeiten, die Franz Jägerstätter und Sr. Restituta Kafka verbinden: So seien beide aus einfachen Verhältnissen gekommen und hätten bewiesen, dass ein klarer Verstand und eine natürliche Religiosität ausreichten, um die verbrecherischen und antichristlichen Absichten des Nationalsozialismus zu durchschauen. Für beide sei der aktive Widerstand gegen den Nationalsozialismus kein Opfer, sondern eine fraglose und unumkehrbare Selbstverständlichkeit gewesen, von der sie weder Freund noch Feind abbringen konnte und die den Tod nicht fürchtete. Beide hätten Zeichen gegen den Krieg und den Fahneneid auf den Verbrecher Hitler gesetzt.
Beide seien anfangs auch in ihrer eigenen Kirche verkannt und kritisiert worden, "weil sie ihre religiöse Überzeugung nicht auf apolitische verborgene Gebete beschränkten, sondern ebenso durch politisch wirksame Taten des Widerstands zum Ausdruck brachten, und weil sie - anders als viele allzu diplomatische Kirchenvertreter - zum schreienden Unrecht nicht schweigen konnten", wie Beinhauer ausführte.
Den Glauben fördern, schützen und verteidigen stelle in einem glaubensfeindlichen, indifferenten oder fanatisierten Umfeld immer ein prophetisches Zeichen des Widerspruchs und Widerstands dar, wie Sr. Restitutas Leben und Sterben bezeuge. Das Todesurteil gegen Sr. Restituta sei ein unverblümtes Signal der Einschüchterung an die Adresse der katholischen Kirche gewesen.
Sr. Restituta Kafka wurde 1998 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
[rsonnleitner]