Wir verbrauchen umgerechnet 1,75 Erden pro Jahr
Die Weltbevölkerung hat heute die natürlichen Ressourcen der Erde verbraucht (c) magdalena schauer
„Niemals hat die Weltbevölkerung mehr über ihre Verhältnisse gelebt. Wir verbrauchen umgerechnet 1,75 Erden pro Jahr. Die Übernutzung der natürlichen Ressourcen geht zu etwa 60 Prozent auf das Konto der überschüssigen CO2-Emissionen, die nicht mehr in natürliche Kreisläufe zurückgeführt werden“, kritisieren Umweltorganisationen wie Greenpeace, WWF und Global 2000. Sie fordern konkrete Maßnahmen zur Erreichung der Pariser Klimaziele.
Jedes Jahr ist die Erde früher erschöpft
Das Global Footprint Network errechnet den Erdüberlastungstag, auch Welterschöpfungstag, jedes Jahr. Nach seinen Angaben rückt dieser Tag immer weiter vor. 1971, im ersten Jahr des globalen Überkonsums, fiel er noch auf den 21. Dezember. Im vergangenen Jahr hatte er am 1. August gelegen. In diesem Jahr ist er erstmals in den Juli vorgerückt, und zwar auf den 29. Juli.
Der Erdüberlastungstag bedeutet, dass die Menschheit zu diesem Zeitpunkt so viele Ressourcen von der Erde beansprucht hat, wie alle Ökosysteme im gesamten Jahr erneuern können. Die Gesamtheit der Menschen verbraucht also Jahr für Jahr mehr Acker- und Weideland, Fischgründe und Wald, als ihr rechnerisch zur Verfügung steht. Und sie stößt weit mehr CO2-Emissionen aus, als die Wälder und Ozeane der Welt aufnehmen können.
Welterschöpfungstag in Österreich bereits im April
Österreicher und Österreicherinnen verbrauchen mit ihrem Lebensstil jährlich über drei Planeten. Der Welterschöpfungstag fand heuer folglich bereits früher statt, nämlich am 9. April. Würden alle Menschen auf der Welt so leben wie in der Europäischen Union, wären bereits am 10. Mai alle Ressourcen aufgebraucht.
Motto der Ordensgemeinschaften 2020: Das #einfache Leben
Die österreichischen Ordensgemeinschaften, die Ordensschulen und ordensnahe Werke zeigen eine unglaubliche Vielfalt an verschiedensten Initiativen die sich umweltbewusst mit der Erde auseinander setzen: Schöpfungsverantwortung stand in Klöstern schon immer im Mittelpunkt. Sie zeigen, wie man ressourcenschonend wirtschaften und leben kann. „Der Gedanke der Schöpfungsverantwortung ist ihnen in die DNA geschrieben. Das ist auch der Grund, warum sie über Jahrhunderte bestehen konnten.“ Erklärt Abt em. Christian Haidinger, Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs
Schöpfungstaggszeit: Schöpfungsverantwortung als Mittelpunkt in Klöstern
Der 1. September wurde bereits 1989 vom ökumenischen Patriarchen Dimitrios zum Tag des Gebetes für die Schöpfung erklärt. 2015 erklärte Papst Franziskus den 1. September auch für unsere Kirche zu einem Gebetstag zur Bewahrung der Schöpfung. „Der Schöpfungstag am 1. September hat eine wichtige Signalfunktion. Er ist eine stete Erinnerung daran, dass die Ordensgemeinschaften auch weiterhin umweltpolitische Verantwortung übernehmen müssen“, unterstrich Haidinger. Sich die Erde untertan zu machen bedeute in keinem Fall sie auszubeuten. Denn Schöpfung beinhalte mehr als nur ‚Natur‘, „das ist die bewusste Zuordnung der Welt auf Gott und die Wahrnehmung der Welt als Mitwelt. Schöpfung geht bedingungslos Hand in Hand mit unserem christlichen Glauben.“
Klimaaktionstag im Stiftsgymnasium Melk
Das Gymnasium des Benediktinerstifts Melk hat im Mai 2019 einen Klimaaktionstag mit 900 SchülerInnen in Anlehnung an die „Fridays for Future“ veranstaltet. Ein ganzer Tag wurde dem Thema Umweltschutz gewidmet. Klimaexperten, Biobauern und eine Mitarbeiterin der Jane Goodall Foundation, die sich für das Überleben der letzten Schimpansen einsetzt diskutierten mit den SchülerInnen: „Unsere über 900 Schüler hatten die Gelegenheit an einem äußerst vielfältigen Programm teilzunehmen, welches von Vorträgen im Kolomanisaal über Workshops und Elektroautofahren reichte. Den emotionalen Höhepunkt bildete der Demostrationszug vom Prälatenhof bis zum Rathausplatz, wo nochmals die Anliegen der Jugend zusammengefasst wurden." Berichtete ein Sprecher des Gymnasiums.
Mit dem CO2 Rechner der Jesuitenmission individuellen Ausgleich für Flüge errechnen
Flüge verursachen klimaschädigende Gase. Leidtragende sind alle, aber vor allem die Menschen im globalen Süden. Mit dem CO2-Rechner der Jesuitenmission kann man seinen individuellen Ausgleich für Flugreisen errechnen, spenden und damit Öko-Projekte in Indien und Kambodscha unterstützen. Die Jesuiten laden damit alle ein, dem Aufruf von Papst Franziskus zu „einer neuen und universellen Solidarität“ zu folgen: Solidarität mit jenen, die am schlimmsten unter den Auswirkungen der menschgemachten Klimakrise leiden.
Sich der Faszination der Schöpfung in Klostergärten bewusst werden
In den Vollmondnächten im Juli und August 2019 laden mehrere Klöster zu attraktiven "Langen Nächten der Klostergärten" ein. In den Klostergärten von Klösterreich spiegelt sich die Faszination der Schöpfung wider. Es sind inspirierende Orte der Ruhe und inneren Einkehr - und es sind Orte, an denen sich das alte botanische Wissen vieler Ordensgemeinschaften eindrucksvoll entfaltet.
Klimapilgern
„An other world is not only possible, she is on her way. On a quiet day, I can hear her breathing.” (Arundhati Roy) ist das Motto der KlimapilgerInnen in Österreich, unter die sich auch viele Ordensleute wie auch der scheidende Leiter des Medienbüros der Ordensgemeinschaften, Ferdinand Kaineder, immer wieder mischen. Pilgern ist zunächst innere spirituelle Haltung. Durch das Gehen wird diese Haltung bewusster gelebt und innere Wandlung in Gang gesetzt.
Klimapilgern führt die Notwendigkeit einer Wandlung nicht nur auf der persönlichen und spirituellen Ebene vor Augen, sondern auch auf der gesellschaftlichen Ebene. Die Klimapilger machen sich auf den Weg im Bewusstsein, dass sie vor konkreten gesellschaftlichen Herausforderungen nicht die Augen schließen. Eine Haltung, durch die die Suche nach Lösungen und Antworten für mehr Klimagerechtigkeit neue Ansätze entdecken kann.
Hackschnitzel im Kloster: Benediktiner leben umweltbewusst
In der Benediktinerabtei nahe Salzburg gibt es eine Hackschnitzelheizung und eine Biogasanlage. Sie versorgen die Abtei und das umliegende Dorf inklusive der Privathaushalte. Auch wenn es am Anfang Skepsis gab, ob denn ein Kloster als Energieversorger funktionieren könnte. In diesem sechs Minuten langen Video des Medienbüros der Ordensgemeinschaften erklärt der Abt von Michaelbeuern, warum ausgerechnet Klöster Vorbilder in Sachen Umweltschutz sein müssen. Abt Johnnes Perkmann sagt: "Ordensgemeinschaften müssen ökologisch wirtschaften, durch ihren vorhandenen Grundbesitz haben sie die Verantwortung, diesen ökologisch gerecht zu verwalten.. Für uns gilt das Evangelium und die Verantwortung sich als Maßstab Gott gegenüber schöpfungsgerecht zu verhalten."
Das umweltbewusste Kloster Michaelbeuern. Film (c) magdalena schauer
Wir sind Greta: Podiumsgespräch zu klimapolitischen Themen und Herausforderungen
Das Begegnungszentrum Quo Vadis war in der Langen Nacht der Kirchen am 24. Mai 2019 Ort eines Podiumsgespräches, zu dem Christlich geht anders, die Katholische Jungschar Österreich und die Ordensgemeinschaften geladen haben: „Vorleben, reden und informieren ist ganz entscheidend“, sagt Philipp Molitor von den #FridaysForFuture-Demonstrationen. „Das Paradigma von einem technokratischen Welt- und Menschenbild muss überwunden werden hinein in ein sozial-ökologisch-spirituelles Weltbild“, betont Ferdinand Kaineder als Sprecher der Ordensgemeinschaften: „Die Kernfrage heute lautet: Wie geht Reduktion? Es gilt, die Lebensqualität im Weniger wieder neu zu entdecken. Da kann die Lebenserfahrung und der Blick der Ordensleute dabei helfen, die sich einem einfachen Lebensstil verschrieben haben.“
[mschauer]