Prioritäten setzen - das rechte Maß finden
P. Franz Jalics im Gespräch. Foto: SJ-Bild
1. Die erste Priorität gilt dem Schlaf. Wer ausgeschlafen ist, hat bessere Laune, tut sich in der Arbeit und beim Gebet leichter und hat auch in Krisen größere Kraftreserven, um diese zu bewältigen. Es ist notwendig, dem Körper ausreichend Schlaf zuzugestehen, um hellwach zu sein.
2. Die zweite Priorität gilt der Bewegung. Es ist wichtig den eigenen Körper zu lieben, auf ihn zu achten und ihn mit gesunder Nahrung zu versorgen. Es ist notwendig, dem Körper die lebenswichtige Bewegung zu geben, die er braucht: Sport, Spaziergang, Dauerlauf, Gymnastik oder was es eben sein mag. Das betrifft ganz besonders Menschen, die ihre Arbeitszeit am Schreibtisch verbringen.
3. Die dritte Priorität ist das Gebet. Vom Johann B. Metz stammt das Diktum „Die kürzeste Bedeutung von Religion ist Unterbrechung“. Für Ignatius von Loyola, Begründer des Jesuitenordens, war das Gebet die wichtigste Viertelstunde seines Tages. Es braucht Unterbrechungen, um Stille und Zeit für sich selbst zu finden. Zeit zum Meditieren ist hilfreich, um ein gutes Gleichgewicht zwischen Innen- und Außenwelt zu finden.
4. Die vierte Priorität ist die Zeit für Mitmenschen. Es ist wichtig Beziehungen zu pflegen, Menschen in der Familie, in der Arbeit, in Freundschaften, in der Gesellschaft Zeit zu schenken. Es handelt sich dabei nicht um allzu viel Zeit, aber man muss sie ganz umsonst schenken, um gut zusammenleben zu können.
5. Die fünfte Priorität ist die Arbeit, die noch immer genügend Zeit einnimmt. Es ist wichtig, auf einen angemessenen Umfang zu achten und einer möglichst sinnhaften Tätigkeit nachzugehen. Andere Prioritäten dürfen ihretwegen nicht vernachlässigt werden.
Die Prioritäten wollen Körper und Geist in Balance halten. Es ist wichtig, sich Prioritäten bewusst zu machen und zu pflegen. Achten Sie auf Maß und Balance bei den Prioritäten - nichts darf zu kurz kommen.
P. Franz (Ferenc) Jalics wurde 1927 in Budapest geboren. Er trat nach seinem Abitur Ende der 40er Jahre dem Jesuitenorden bei und studierte Philosophie und Theologie in Deutschland, Belgien und Argentinien. In Buenos Aires wurde er 1959 zum Priester geweiht. Er war geistlicher Begleiter der dort studierenden Jesuiten und begann, Exerzitienkurse zu geben. P. Jalics berichtet von mehreren eindringlichen Gotteserfahrungen in seinem Leben. Aus dieser spirituellen Erfahrung entwickelte er seine kontemplativen Exerzitien. 1984 gründete Jalics im deutschen Gries, Wilhelmsthal, ein eigenes Exerzitien-Haus, das er bis 2004 führte. Durch sein 1994 erstmals erschienenes Buch „Kontemplative Exerzitien. Eine Einführung in die kontemplative Lebenshaltung und in das Jesusgebet“ wurde Jalics weit bekannt. Dieses Buch wurde inzwischen in mehrere Sprachen übersetzt und gilt als bedeutendes Werk zur praxisorientierten Einführung in die Kontemplation.
P. Franz Jalics lebt in seiner Geburtsstadt Budapest.
[hwinkler]