Nachhaltige pädagogische Qualität: Der 6. LeiterInnentag der KKTH
(c) Ordensgemeinschaften Österreich/rsonnleitner
„Nichts ist beständiger als der Wandel“, erinnerte Michaela Hajszan, wissenschaftliche Leiterin des Charlotte Bühler Instituts in Wien, zu Beginn ihres Referates. Die Kinderpsychologin, die über „Qualitätsentwicklung – visionär und individuell“ sprach, wies darauf hin, dass sich Wissen ständig verändere; und das sei auch der Grund, warum man permanent Qualität entwickeln müsse. Hand in Hand gingen damit auch andere Veränderungen einher: So habe sich die Gesellschaft durch Multikulturalität und durch Mehrsprachigkeit verändert und erfordere jetzt individuelle Begleitung – was wiederum eine Veränderung der PädagogInnen und ihrer Ausbildung bedinge.
Melanie Mutter von den Ordensgemeinschaften Österreich begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 6. LeiterInnentags der KKTH. (c) Ordensgemeinschaften Österreich/rsonnleitner
Qualitätsentwicklungsprozess bringt Chancen
Ein Qualitätsentwicklungsprozess brauche Zeit; die Chance lägen in verbesserten Bildungsbedingungen für die Kinder und in einer Professionalisierung und Stärkung der Fachkräfte. Ein guter Qualitätsentwicklungsprozess bedeute, dass Kinder optimale Bedingungen für ihre individuelle Entwicklung vorfinden und ihnen vielfältige Bildungsmöglichkeiten offenstehen. Voraussetzung für den Beginn einer Qualitätsentwicklung sei das systemische Nachdenken über die eigene berufliche Praxis. Dabei helfen einige Fragen: Wo stehe ich? Wo stehen wir als berufliche Einrichtung? An welchen konkreten Beispielen können wir unsere Selbsteinschätzung festmachen? Und letztendlich: Wie profitieren die Kinder davon?
Michaela Hajszan, Leiterin des Charlotte Bühler-Institutes Wien: "Die wichtigste Frage bleibt: Wie profitieren die Kinder davon?" (c) Ordensgemeinschaften Österreich/rsonnleitner
Interessant sei auch, wie Kinder „Pädagogische Qualität“ sehen. Hajszan bezog sich hier auf eine deutsche Studie, die 79 Kinder zwischen 4 bis 6 Jahren befragt hatte. Das Ergebnis: Kinder wünschen sich Individualität und Zugehörigkeit. Sie möchten als Individuum akzeptiert werden, und wenn es nur ist, dass ihr „Nein“ nicht ignoriert wird, gleichzeitig suchen sie die Gemeinschaft. Sie möchten als Kompetenz erlebt werden; sie erforschen die Welt, und das soll man ihnen auch zutrauen. Zu guter Letzt ist den Kindern auch Autonomie und Partizipation wichtig; sie möchten die Möglichkeit zur Selbst- und zur Mitbestimmung erfahren.
Nachhaltige Qualitätsverbesserungen
Das Fazit: Qualitätsvolle Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung werden individuell im Team entwickelt und berücksichtigen möglichst viele Prinzipien für Bildungsprozesse. Sie vernetzen möglichst viele Bildungsbereich und haben sowohl einzelne Kinder als auch die Gesamtgruppe im Blick. Voraussetzung ist auch, dass sie im Bildungsalltag verankert sind und kontinuierlich während des gesamten Kindergartenalltags bzw. des Bildungsgeschehens umgesetzt werden.
Die Leitungsaufgaben bestünden darin, einerseits voranzugehen, das heißt Visionen zu entwickeln, Entwicklungsräume zu öffnen und Erfahrungen zu ermöglichen. Und andererseits zu organisieren, also Abläufe erstellen und Ressourcen bereitstellen. Ein dritter Punkt sei das Begleiten bzw. Coachen: Das Team soll unterstützt und wertgeschätzt werden, indem man MitarbeiterInnen fördert, berät und stärkt.
Teresa Kerschenbaumer: Sicherheit im Kindergarten
Den zweiten Vortrag des Vormittags hielt Teresa Kerschenbaumer, Sicherheitsexpertin für Kindergärten in der AUVA Wien. Zwar gäbe es seit 2010 eine verpflichtende Unfallversicherung für Kinder, dennoch laute das vorrangige Ziel, von Anfang an Risiken zu minimieren. Unfallprävention geschehe daher nach dem TOP-Prinzip:
- Technisch-Baulicher Schutz, der bereits bei der baulichen Planung beginnt;
- Organisatorischer Schutz, der sich u.a. mit der Aufsichtspflicht oder der Abholsituation auseinandersetzt; und zu guter Letzt der
- Personenbezogene Schutz, der sich mit der Kompetenz der Pädagogen, der Eltern, aber auch der Kinder auseinandersetzt.
Teresa Kerschenbaumer, Sicherheitsexpertin für Kindergärten in der AUVA Wien: "Das vorrangige Ziel ist, von Anfang an Risiken zu minimieren." (c) Ordensgemeinschaften Österreich/rsonnleitner
Die Sicherheitsexpertin ging zum Abschluss ihres Referates von der Theorie in die Praxis, indem sie Fotos von tatsächlich bei Inspektionen vorgefundene sicherheitsbedenkliche Situationen in Kindergärten zeigte und Verbesserungsvorschläge brachte.
Der Nachmittag des 6. LeiterInnentags stand ganz im Zeichen von Workshops, in denen sich die TeilnehmerInnen aktiv mit der Tagungsthematik auseinandersetzten.
[rsonnleitner]