Osterlicht und Kinderlachen – 10 Jahre KKTH
(c) Ordensgemeinschaften Österreich/Magdalena Schauer (Pressefoto zum Download)
In ihrem Festvortrag stellte Frauenorden-Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer die Frage: „Hat meine christliche Grundausrichtung, hat mein Glaube etwas zu tun mit meinem pädagogischen Wirken?“ Diese Frage hat die Ordensfrau sicherlich ihr Leben lang begleitet. Mayrhofer ist nicht nur Theologin, sondern auch Psychologin und Pädagogin. Rund 20 Jahre lang war sie Direktorin des Gymnasiums im Schulzentrum Friesgasse der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau in Wien.
Was bedeutet es also heutzutage für Christinnen und Christen, als Pädagogin und Pädagoge tätig zu sein? Die Medien würden es ja immer häufiger verkünden: Die Menschen haben mit Ostern als einem kirchlichen Fest fast nichts mehr zu tun. Wer weiß denn noch, was da überhaupt gefeiert wird.
(c) Ordensgemeinschaften Österreich/Magdalena Schauer
Pädagogik aus der Kraft des Taufwassers
Doch gerade das sei die Herausforderung: In der Osternacht werden die Menschen gefragt, ob sie am Glauben festhalten wollen, ob sie die Taufe annehmen und aus ihr leben wollen. „Und für uns pädagogisch Tätige: ob das Osterlicht hineinleuchtet in unseren Kindergarten, in unser tägliches Dasein und Mitgehen mit den jungen Menschen, die uns anvertraut sind. Osterlicht und Kinderlachen - könnte es sein, dass das eine mit dem anderen etwas zu tun hat?“, bot Mayrhofer Anlass zum Nachdenken. Ihre klare Antwort: „Christliche Pädagoginnen und Pädagogen wirken nicht nur im eigenen Namen, sondern im Namen dessen, auf den sie getauft sind.“ Pädagogik aus der Kraft des Taufwassers, im Licht der Osterkerze.
Für jeden pädagogisch verantwortlichen Menschen heißt das: Mir sind Menschen anvertraut, die erlöste Geschöpfe Gottes sind. Jedes Kind ist Gottes geliebtes Geschöpf. Jedes Kind ist heilig. Und weil jedes Kind so viel wert ist, ist es uns nicht gleichgültig. Jedes Kind ist auch die Mühe des Erziehens wert. Mayrhofer: „Wer mit Kindern arbeiten darf, kann immer wieder die kreative Kraft unseres Gottes erahnen.“
Rudolf Luftensteiner, Sr. Karin Kuttner, Florian Bauer (vlnr) vom Vorstand der KKTH
(c) Ordensgemeinschaften Österreich/Magdalena Schauer
Erziehen ist Dienst
Erziehen sei ein Dienst, aber nicht im Sinne eines Dienstleistungsbetriebes oder im Sinne eines Sich-Ausnützen-Lassens. Sondern das bedeute die Bereitschaft der PädagogInnen, sich hinzubeugen zu einem Kind, das Hilfe braucht, das seine jugendlichen Sorgen anvertrauen will. Beugen können, nicht müssen, weil der Rücken gerade ist und nicht krumm vom Buckeln.
Auch als Pädagogin und Pädagoge darf man manchmal von Zweifel geplagt sein. Aber wir wissen auch: für unsere Erlösung ist Jesus vom Ölberg zum Kalvarienberg gegangen. „Wir brauchen und wir bekommen einen Erlöser, gerade auch als Erziehende“, zeigt sich Präsidentin Mayrhofer als Theologin und als Pädagogin überzeugt. „Wir müssen wegen der Versäumnisse, auch der Schuld, die wir in unserem Beruf auf uns laden, nicht verzweifeln, wir müssen sie auch nicht allein wieder gut machen. Es gibt Verzeihung und Versöhnung. Und: Es gibt die Notwendigkeit des Erziehens, weil wir eben unvollkommene Menschen sind.“ Und in der Oster-Pädagogik gilt: „Nach dem Scheitern gibt es einen neuen Anfang.“
(c) Ordensgemeinschaften Österreich/Magdalena Schauer
Erziehende im Namen der Freiheit
Am Ostermorgen schenke der Auferstandene seinen Jüngern den Atem des Geistes. „Den Hauch des Geistes – wer möchte leugnen, dass wir seiner in der Erziehung so sehr bedürfen“, so Mayrhofer. „Wer wünscht sich nicht einen Kindergarten, einen Hort, von dem die Eltern sagen: Dort herrscht so ein guter Geist. Wir sind getauft auf den Geist der Freiheit, wir sind Erziehende im Namen der Freiheit.“
Bildungseinrichtungen, in denen Menschen wirken, die an den dreifaltigen Gott glauben, sind daher Orte, an denen die Einmaligkeit entdeckt und gefördert, die Vielfalt bejaht und gepflegt wird, das Verzeihen und Versöhnen einander geschenkt wird, in denen die Schöpfungsvielfalt, der Osterfriede, die Pfingstfreude erbeten werden, aufsprudeln dürfen. „Kinderlachen wird zur Klangfarbe der Erlösten“, zeigte sich Mayrhofer in ihrem Schlusswort überzeugt. „Möge es niemals verstummen!“
Mit einer Eucharistiefeier, bei der Zelebrant P. Franz Helm nochmals auf die "tiefe Dramaturgie des Ostergeschehens als Basis für den Hausbau Gottes" angesprochen hat, und einer freudigen Agape klang das Fest aus.
[rsonnleitner]