Fake-News am frühen Oster-Morgen
Gespräche in der Osternacht (Foto: fkaineder)
"Sie hielten diese Reden für Geschwätz“, heißt es im Lukasevangelium. Ist es bloß eine Wunschvorstellung der maßlosen Enttäuschten, eine erfundene Geschichte? Am Ostermorgen begleiten wir eine Frau auf dem Weg hinaus zum Grab und erleben, wie aus vermutetem Geschwätz eine alles verändernde Wahrheit wird. Wir schauen auf Maria Magdalena. Sie ist mit Maria, der Mutter Jesu, und mit Johannes unter dem Kreuz gestanden. Sie ist dabei gewesen, als die führenden Männer des Volkes den Elenden verlacht haben, der vor ihren Augen qualvoll verstarb. Den Jüngern ist nach dem Tod Jesu ebenfalls elend zumute. Den Rest des Abends und den ganzen Sabbat verbringen sie hinter verschlossenen Türen in panischer Angst, dass auch nach ihnen gesucht wird, nach den Männern aus Galiläa.
Eine hat sich nicht versteckt
Eine von ihnen, die auch aus Magdala in Galiläa stammt, hat sich nicht versteckt. Sie ist am frühen Morgen des ersten Wochentages zum Grab gegangen. Maria aus Magdala kommt und sieht, dass der Stein weggerollt ist. Sie sieht nur den weggerollten Stein und vermutet, man habe den Leichnam weggebracht. Sie läuft schnell zurück zu den Jüngern, die nun ihrerseits zu laufen beginnen. Auch wenn in den nächsten Versen nur von Petrus und Johannes die Rede ist, so ist Maria Magdalena doch mitgelaufen, denn gleich treffen wir sie wieder beim leeren Grab. Zunächst erleben wir, wie Petrus und Johannes im Grab nur die Leinenbinden sehen und das Tuch, das zusammengebunden an einer anderen Stelle liegt. Vom Jünger Johannes heißt es: Er sah und glaubte. Ob sich Petrus, der praktisch veranlagte Fischer, nur Gedanken gemacht hat, was denn die Leinenbinden bedeuten und wer das Tuch dort hingelegt habe? Sehr nüchtern bemerkt der Evangelist: „Sie kehren nach Hause zurück“.
Foto Sr. Beatrix Mayrhofer in Druckqualität (Foto: mschauer)
Einer Frau wird das Evanglium anvertraut
Wir bleiben bei Maria Magdalena im Garten, denn bald kommt die große Wende, das alles entscheidende Aber. Weinend sucht sie den Herrn und meint, den Gärtner zu sehen. Aber vor ihr steht Jesus und nennt sie beim Namen. Die Angesprochene wird zur Erkennenden. Die Verzweiflung der Jünger auf der Flucht, weg von der Schädelhöhe, wandelt sich im Garten am Ostermorgen zum großen Staunen, zu einem nie mehr verstummenden Bekenntnis: Maria von Magdala darf es als erste verkünden: „Ich habe den Herrn gesehen.“ Während im Garten ganz am Anfang der Schöpfungsgeschichte der Frau die Schuld gegeben wird am Versagen, wird nun einer Frau das Evangelium anvertraut. Maria Magdalena soll zu den Brüdern gehen und ihnen verkünden: Der Herr ist wahrhaft auferstanden! Jesus sendet sie. Sie wird zur Apostelin. „Geh zu meinen Brüdern!“, sagt er. Jetzt und nur hier nennt Jesus seine Jünger auch Brüder.
Die Familie Gottes wächst
Im Osterlicht beginnt die Familie Gottes zu wachsen. Einige Jahre später wird Paulus an die Galater schreiben: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus.“ (Gal 3,28) Im Osterwasser der Taufe werden wir alle zu Schwestern und Brüdern. Das ist keine Täuschung und schon gar kein Geschwätz. Auch wenn es einigen schwer fällt zu glauben, dass der Auferstandene einer Frau die frohe Botschaft von Ostern anvertraut hat.
(Ostergedanken von Sr. Beatrix Mayrhofer – zu hören in der Sendung "Lebenskunst - Begegnungen am Sonntagmorgen" auf Ö1 ab 7.05 Uhr am Ostersonntag)
[fkaineder]