Jubilar Haidinger ist gelassen und optimistisch für die Zukunft der Orden
Foto: © Magdalena Schauer
"Ein Blick in die Geschichte macht gelassen", meinte Haidinger in Bezug auf den gegenwärtigen Mangel an Berufungen. Sein 777 gegründetes "Stammkloster" Kremsmünster, das seit damals bis auf eine kurze Phase während der NS-Zeit durchgehend besteht, hatte als Folge der Reformation Mitte des 17. Jahrhunderte gar nur drei Mönche. Zum 1.000-Jahr-Jubiläum im Jahr 1777 habe es dann mit 113 Konventsmitgliedern den historischen Höchststand gegeben.
„Nicht so schlecht aus“ schaue es bei den Männerorden, deren Repräsentant Haidinger als Vorsitzender der Superiorenkonferenz ist, sagte er. Bei der traditionellen Novizenwoche, die den Mitgliedern der insgesamt 85 Männerorden in Österreich dazu dienen sollen, die Ordenswelt in Österreich kennenzulernen, hätten sich vor vier Jahren nur drei Männer angemeldet. Überlegungen, diese Kontaktwoche aufzugeben, habe er widerstanden. Ein Jahr später kamen sieben, danach 13 und heuer 23 junge Ordensangehörige als Teilnehmende.
Schwieriger sei die Situation bei den Ordensfrauen, gestand Haidinger. Aber auch hier belege die Kirchengeschichte ein Auf und Ab: Mitte des 19. Jahrhunderts habe es im Bereich der Habsburger Monarchie nur rund 700 Ordensleute gegeben. 1970 gab es in Österreich sogar 14.000 Schwestern, nur mehr 3.353 lautet die letzte vorliegende Zahl. Zwischen der Superiorenkonferenz und der Vereinigung der Frauenorden mit ihrer Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer wird eine strukturelle "Fusion" vorbereitet.
Ordensgelübde in heutiger Sprache
"Rezepte" für eine Trendumkehr hin zu den geistlichen Gemeinschaften gebe es keine, sagte Haidinger, wohl aber Versuche, sich potenziell Interessierten in einer neuen Weise zuzuwenden. Ein Beispiel: Die Adjektiva "wach - einfach - gemeinsam" stünden für das Bemühen, die den Ordensgelübden zugrunde liegenden "Evangelischen Räte" Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit in heutiger Sprache zu vermitteln, etwa in Form von vielfach angeklickten Videos im Internet. Auch das Modell "Freiwilliges Ordensjahr", bei dem Männer oder Frauen mindestens drei Monate in Gemeinschaft mit Ordensleuten in einem Kloster zusammenleben, finde großen Zuspruch, berichtete der Vorsitzende der Männerorden. Ordensleben könnte in einer von Konsumismus und Zweckrationalität geprägten Zeit eine attraktive Alternative sein, meinte Haidinger.
Sich mehr Zeit für seine Gemeinschaft im Stift Altenburg nehmen, in Ordenskommunitäten Exerzitien anbieten und Vorträge halten wolle er nach seinem 75er, teilte Haidinger mit – und nicht leiser treten. In all seinen Jahrzehnten als Ordensmann und Priester habe er sich nie gescheut, kontroversielle Themen aufzugreifen und anzusprechen. Diesem Wesenszug werde er auch in Zukunft treu bleiben.
Siehe auch den Beitrag: Männerorden-Vorsitzender Abt em. Christian Haidinger feiert 75. Geburtstag. Hier finden Sie auch eine Biographie des Jubilars.
Ein druckfähiges Foto von Abt em. Haidinger
[hwinkler]