Ob nicht die Armen uns mehr sagen können als die hohen Herren der Politik und Kirche
Sr. Katharina Kluitmann beantwortet unsere Fragen im #wach-Video
Sr. Katharina Kluitmann meint, dass eventuell manch ein Punker wacher ist als wir. (c) ferdinand kaineder und magdalena schauer
Was bedeutet es für Sie wach zu sein?
„Wach heißt für mich, erstmal schlafen und dann wach werden. Einen Moment innehalten und dann JA, jetzt bin ich da. Da sein, wirklich ganz da sein. In der Situation, die jetzt ist und aufstehen und losgehen.“
Wer sind die wirklich wachen Menschen?
„Ich glaube, die wachen Menschen in unserer Gesellschaft sind häufig die, die als schräge Vögel gelten. Ich weiß manchmal nicht, ob nicht manch ein Punker wacher ist als wir. Ob nicht manche Armen, die einfach ganz kleine Schritte gehen, um aus irgendeiner Misere rauszukommen, ob die nicht uns vielmehr sagen könnten als die hohen Herren in Politik und Kirche.“
Wie können Ordensleute wach bleiben?
"Ich glaube, für uns Ordensleute ist es ganz wichtig, dass wir Kooperationen suchen untereinander, nur dann können wir wach bleiben. Wenn mir einer sagt: Du, wir haben folgende Erfahrung gemacht, hier kannst du von uns was lernen, so hin und her, also eben Kooperation, das ist das eine. Und das andere ist, dass es viele gesellschaftliche Gruppen gibt und da Leute, denen es wirklich schlecht geht, Arme, Betroffene von allen möglichen Arten von Gewalt, die können uns ganz viel lehren und uns helfen, nicht einzuschlafen. Wenn man eine so alte Institution ist wie die Orden, dann kann man manchmal auch ein bisschen müde werden und einschlafen, und das ist genau gegen unser Charisma.“
Wo findet man wache Orte?
„Am meisten erlebe ich wach da, wo Menschen für andere da sind denen es nicht gut geht. Also, wo Menschen sagen: Ja, hier muss ich was tun, hier muss ich einstehen für jemanden, hier muss ich den Mund aufmachen, die Hände dreckig machen. Da würde ich sagen: Da sind Menschen wach und wo Menschen wach sind, sind Orte von Wachheit und da entsteht etwas Neues.“
Was zeichnet einen wachen Charakter aus?
„Wenn ich an eine wache Person denke, denke ich als erstes an Menschen, die ich als prophetisch empfinde. Das können die ganz alten Propheten sein. Aber diese Menschen gibt es heute genauso. Menschen die den Mund aufmachen, die sehen was Sache ist, die mitbekommen, wie es anderen Menschen geht und die das hinkriegen aus einer Vergangenheit zu leben, die eine Zukunft ermöglicht.“
Aus der Krippe in St. Wolfgang (Foto: fkaineder)
Foto in Druckqualtiät
Sr. Beatrix Mayrhofer formuliert ihre Gedanken vor und zum Weihnachtsfest 2018 in Erinnerung an die Entstehung des Liedes „Stille Nacht“ in Oberndorf
"Meine Gedanken gehen zu …..alles schläft, einsam wacht…, die der Kaplan in Oberndorf damals betrachtet und geschrieben hat nach kriegswirrer Zeit und Hungersnot. Es werden in Bethlehem nicht alle geschlafen haben, das Gedränge war zu groß in der Herberge, in der Stadt, bei denen, die das Volk gezählt und die Steuern eingetrieben haben. Aber wirklich wach waren die, die in diesem Kind da am Rand, in der Unterkunft der Armen, den Gott erkannt haben, der zu uns kommt. Die Hoffnung an Weihnachten ist, dass selbst jene, die das Volk zählen und so ihre Gewinne machen, einmal dem Menschen begegnen, bei dem alles Zählen und Rechnen verstummt, weil die Liebe das Vielfache gibt.
Christus, der Retter ist da!“
Goiserer Krippe mit Verkündigungsengel (Foto: fkaineder)
Foto in Druckqualität
Sr. Katharina Kluitmann in Bonn beim "wach"-Interview mit den Ordensgemeinschaften Österreich vertreten durch Ferdinand Kaineder (c) magdalena Schauer
[fkaineder]