Wiener Gesprächsinsel feiert 10 Jahre
Das Jubiläumsfest im Schottenstift in Wien (Höhere Aufläsung: fkaineder)
Am 1. Dezember genau vor zehn Jahren hat die "Gesprächsinsel" in der Wiener Innenstadt zum ersten Mal ihre Pforten geöffnet. Die Einrichtung ist ein Halbe-Halbe-Projekt der Ordensgemeinschaften Österreich (Superiorenkonferenz der Männerorden und Vereinigung der Frauenorden) und der Erzdiözese Wien. Am Montag luden Verantwortliche zu einem Festakt in das Schottenstift anlässlich des Jubiläums. Die "Gesprächsinsel" fungiere als Seismograf für den Zustand der Gesellschaft und die Nöte der Menschen, auf die es Antworten brauche, "damit daraus nicht ein Tsunami wird oder ein Feuerbrand, wie wir ihn gerade in Paris erleben", betonte Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs. Dort werde Menschen ohne viel Bürokratie geholfen, "sie werden gehört, so wie sie gerade sind und können einfach reden".
Gespräche von Angesicht zu Angesicht
Die Idee dazu hatte P. Lorenz Voith 2005 von Innsbruck nach Wien mitgebracht. Seit 1. Dez 2018 engagieren sich sowohl Ordensangehörige und Priester als auch Laien in der Seelsorge-Einrichtung. Für Voith ist die Einrichtung eine gute Ergänzung zum "normalen Betrieb in der Kirche", denn das Angebot könne anonym, kostenlos und ohne Anmeldung genutzt werden. Wien war in den letzten Jahren auch Ideengeber für Gesprächsinseln in Budapest und in Lemberg. Das Angebot richte sich vor allem an Menschen in Orientierungsphasen, erläuterte Martin Wiesauer, Geschäftsführer der Kategorialen Seelsorge der Erzdiözese Wien. "In der 'Geprächsinsel' finden sie Menschen, die im Glauben beheimatet sind und daraus Orientierung geben können." Authentische Christen seien durchwegs gefragte Gesprächspartner. Der Lebensbereich Stadt werde aufgrund seiner Diversität und Größe oft zu einem Ort der Einsamkeit. Hier müsse die Kirche ein Angebot setzen, die "Gesprächsinsel" ziele genau auf diese Problematik ab. Für etwas "ganz Besonders" hält die "Gesprächsinsel" Bezirksvorsteher Markus Figl. Das Angebot mache deutlich, "was wir in der Welt brauchen". Kommunikation laufe heute zumeist digital, Menschen sehnten sich aber nach Gesprächen von Angesicht zu Angesicht. Für Wien sei es essenziell, eine "Insel der Menschlichkeit" zu haben, denn gerade in Großstädten würden viele Menschen oft vereinsamen.
Großteil der Ratsuchenden weiblich
Der Großteil der Ratsuchenden ist weiblich. Zwischen 2016 und 2017 machten Frauen fast 70 Prozent aus. Überdurchschnittlich repräsentiert waren in den letzten zehn Jahren Menschen zwischen 30 und 60 Jahren. Von 2016 bis 2017 waren mehr als 50 Prozent der Klienten in diesem Alter. Die Gesprächsinhalten drehen sich vor allem um die Themen Glaube, Soziales, Familie und psychische Erkrankungen. Die hier tätigen 41 Seelsorginnen und Seelsorger kommen aus unterschiedlichen Berufen. Alle haben eine Ausbildung in Gesprächsführung und bringen einen fundierten und reflektierten christlichen Glauben mit. Weiterbildungen und regelmäßige Supervisionen unterstützen die Mitarbeiter. Sechs der 41 MitarbeiterInnen sind Priester.
[fkaineder]