Katholische Schulen und Ordensschulen als Biotope des Vertrauens
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Die meditative Einstimmung übernahm diesmal das Bildungszentrum Kenyongasse, das damit der vor Kurzem erfolgten Seligsprecherin der Ordens- und Schulgründerin Sr. Alfons Maria Eppinger gedachte.
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In der Begrüßung erinnerte Sr. Beatrix Mayrhofer, die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden, an Luise Hensel, eine Lehrerin und Erzieherin in Aachen, die Kinder wie Eppinger mit ihrer Tätigkeit so fesseln, ermutigen und stärken konnte, dass sie eine Ordensgemeinschaft und eine Schule gründen konnte. „Das Wirken von Pädagogen trägt Früchte, auch wenn es oft erst nach Jahrzehnten gewürdigt wird“, so Sr. Mayrhofer.
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Vorleben, was Gott mit uns allen vorhat
Prof. Zulehner sprach in seinem Vortrag von der Berufung katholischer Schulen heute. Er machte auf den Perspektivenwechsel aufmerksam, der nach dem Konzil stattgefunden habe. Bekannte man sich vorher zu einem exklusiven Heilspessimismus - Wer nicht getauft ist, hat keine Chance auf Rettung -, so ist nach dem Konzil von einem inklusiven Heilsoptimismus die Rede. Es besteht die Hoffnung, dass alle gerettet werden. Das hoffen wir, trauen wir Gott zu. Die Kirche ist Licht und Salz zur Rettung aller Menschen. „Wir nähern uns dem biblischen Normalfall“, so Zulehner. Das Reich Gottes kommt nicht irgendwann, sondern kommt schon jetzt auf die Erde, in Spuren wenigstens. „Die Sendung der Kirche heute, die Sendung als Christinnen und Christen, die Sendung von Ordensschulen besteht darin, vorzuleben, was Gott mit uns allen vorhat: dass wir liebende Menschen werden, persönlich und solidarisch Liebende werden.“ Wir müssten katholisch sein im besten ursprünglichen Wortsinn, den Blick auf die ganze Welt wedergewinnen. „Wir Christen sind nicht auf der Welt, um in den Himmel zu kommen, sondern dass der Himmel schon jetzt zu uns kommt“, zitierte Zulehner Bischof Klaus Hemmerle von Aachen.
Gottes Enthüllungsagentur
Zulehner entfaltete danach die beiden Worte von Licht der Welt und Salz der Erde. Als Licht der Welt gelte es, etwas sichtbar zu machen. Der Referent las den Hymnus vom kosmischen Christus aus dem Kolosserbrief vor und folgerte aus diesem Text: Die ganze Schöpfung reift hinein in die Vollendung. Als Kirche, als Christinnen und Christen, als Ordenssschulen sind „wir Gottes Enthüllunsgsagentur, eine Lesehilfe, was Gott mit uns allen vorhat: die Vollendung in Christus“. Das sei der Grundauftrag der Kirche, an dem die Schulen teilhaben. Das lasse fragen: „Welche Kultur leben wir in unseren Schulen? Erfahren die jungen Menschen Anerkennung, Respekt, keine Diskriminierung, Ermächtigung, Beheimatung? Sind wir ‚signifikant andere‘ Vorbilder, die liebende Solidarität zu leben versuchen, auch im schulischen Alltag? „Was tun Sie, damit die ihnen anvertrauten Menschen liebende, solidarisch liebende und politische Menschen werden?“
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Biotope des Vertrauens inmitten einer Kultur der Angst.
Zum Wort vom Salz der Erde nannte der Pastoraltheologe als die großen weltweiten Herausforderungen heute: Ökologie, Ökonomie, Digitalisierung, Migration. „Sind das Themen in Ihrer Schule? Findet dazu ein sozialer, kultureller und geistiger Dialog statt? Diese Themen gehen uns alle an, egal wo etwas passiert.“ Hinter all diesen Challenges stecke die Angst, entweder die Angst, es wird mir zuviel oder ich habe zu wenig. Diese Urangst stecke in jedem von uns, von Anfang an. Die Frage sei: Wie kommen wir aus dieser Urangst zu einem Urvertrauen, das auch von Anfang an in uns steckt. „Wie können junge Menschen ihre Ängste verstehen und in ihren Ängsten bestehen (lernen)?“, sei die entscheidende Frage. Als Beispiel für eine Sprache der Angst nannte Zulehner die Migrantenfrage. Da ist von Flüchtlingswelle, Flüchtlingslawine, abschotten, Festung Europas, Islamisierung, Bedrohung die Rede. Man könnte auch von Schutzsuchenden, Willkommenskultur, Bereicherung sprechen und so Angst nehmen. Mit der Angst werde Politik gemacht. „Wir müssen wach sein in den Schulen“, so Prof. Zulehner. Die Aufgabe von Schulen bestehe darin, Vertrauen aufzubauen. Angst entsolidarisiere, beschädige Menschwerdung. Wer vertraue, könne in der Angst bestehen und glauben, hoffen und lieben lernen. Zulehner: „Ordensschulen als Salz der Erde sind Biotope des Vertrauens inmitten einer Kultur der Angst. Es braucht also eine Schulkultur, die Vertrauen, menschliche Reifung und gesellschaftliches und politisches Engagement fördert.“ Das geschehe freilich schon früher: im Elternhaus, durch Freund- und Partnerschaften, in der politischen Bildung, durch Begegnungen, Gesichter und Geschichten. Das Hauptgeschenk sei Gottvertrauen. „Wenn es besonders hart wird, spüre ich göttlichen Rückenwind“, habe ihm eine Frau einmal gesagt, erzählte Zulehner. Mit diesem Urvertrauen, mit Jesus, der mit Gott dauerhaft in Verbindung war, in Berührung zu kommen, sei das Beste, was überhaupt geschehen könne.
Kritik an neuer Mindestsicherung aus Bildungssicht
Der Wiener Bildungswissenschaftler Prof. Stefan Hopmann referierte beim "Schultag" über katholische Schulen als "schulpädagogische Alternativen", zeigte sich eingangs aber vor allem über die an diesem Mittwoch von der Bundesregierung angekündigte neue Regelung der Mindestsicherung entsetzt. Mit diesem Gesetz werde von der Regierung "auf unerträgliche Weise in einem der reichsten Länder der Welt die Zukunft von tausenden Kindern zerstört", so Hopmann wörtlich. Das Vorgehen der politisch Verantwortlichen sei "unchristlich, unterirdisch, ja geradezu teuflisch". Für Familien mit Kindern sehen die Pläne der Regierung besonders starke Einschnitte im Bereich der Mindestsicherung vor. Für das erste Kind soll es laut Regierung künftig rund 216 Euro Mindestsicherung monatlich geben, für das zweite 130 und ab dem dritten nur noch 43 Euro. (2017 waren laut Statistik Austria 81.334 von 231.390 Mindestsicherungsbeziehern Kinder.) Dazu kommen weitere Kürzungen: Wie FP-Sozialministerin Beate Hartinger-Klein am Mittwoch sagte, soll der Kinderabsetzbetrag (58 Euro pro Kind und Monat) künftig von der Mindestsicherung abgezogen werden. Derzeit wird er gemeinsam mit der Familienbeihilfe an alle Familien ausgezahlt und reduziert die Mindestsicherung nicht.
Prof. Stefan Hopmann (Foto: fkaineder)
Warnung vor Trägheit
Der Leiter des Bildungsreferats der Ordensgemeinschaften, Rudolf Luftensteiner, rief dazu auf, dass sich die Ordensschulen immer wieder ihres Auftrags in der Gesellschaft vergewissern müssten, um aktuelle Herausforderungen nicht zu verschlafen. Oberflächlich betrachtet bestehe dazu zwar wenig Notwendigkeit, denn die Schülerzahlen seien gut, die Schulen oft gar "überbucht". Doch dies beinhalte freilich auch die Gefahr der Übersättigung und Trägheit. "Kann es sein, dass viele Eltern ihre Kinder zu uns schicken, nicht weil wir ein christliches Profil haben, sondern es bei uns weniger Migranten gibt oder bestimmte soziale Probleme nicht so schlagend sind wie in anderen Schulen?", so die rhetorische Frage Luftensteiners.
Rudolf Luftensteiner im übervollen Karl Rahner Saal vor den Schulverantwortlichen (Foto: fkaineder)
St. Georgs-Bildungs-Preis 2018 veliehen
Im Anschluss an das Referat von Prof. Zulehner wurde der St. Georgs-Bildungs-Preis 2018 des Hauptverbandes Katholischer Elternvereine Österreichs verliehen.
In der Kategorie Eltern erhielt DI Michael Müller für sein langjähriges Engagement im Schulverein Sta. Christiana den Preis. Sein Einsatz ist auch ein ermutigendes Beispiel für die Übernahme von Verantwortung durch Laien im Ordensbereich.
In der Kategorie Schüler wurden Julia Gottwald, Dilara Ergin, Mateja Antunovic und Gülsena Kavaklar vom BAfEP 7, Bildungsanstalt für Elementarpädagogik Mater Salvatoris, Kenyongasse 4-12, 1070 Wien ausgezeichnet. Die Schülerinnen der 4a engagieren sich in dem Schulprojekt der Flüchtlingsinitiative seit über zwei Jahren, organisieren einmal pro Monat ein großes Fest für die Geburtstagskinder im Caritas Haus Karwan und stellen auch anderen Schülerinnen und Schülern dieses nachhaltige Projekt vor.
In der Kategorie Lehrer heißt der Preisträger Mag. Marilena Neuböck vom Europagymnasium vom Guten Hirten, 4342 Baumgartenberg 1 für die Initiierung, Umsetzung und Organisiation eines umfassenden, kreativen Sozialprojekts. Damit konnte durch verschiedenen Projekte für die in Kenia liegende Arbing School Kamobo sowohl Unterrichtsmaterialien und Geldspenden, als auch Kleiderspenden gesammelt werden.
In der Sonderpreis Kategorie Lehrer erhielten den Preis Rene Gumpinger und Ulrike Matula. Schulen: Schulverein der Kreuzschwestern, NMS Rudigier, Steyr NMS Kreuzschwestern, Linz. Sally, der Therapiehund von Rene Gumpinger, kommt mit ihren 19 Monaten schon regelmäßig zu Trainingseinsätzen in die Schule und ist schon ein wohltuender Lehrpartner der Klasse 1b.
Seit sechs Jahren ist die Hündin Pippa für 2-3 Stunden wöchentlich an der VS und an der NMS im Einsatz. Bei den Projekten „Lesehund" und „Englischhund" an der VS werden die Kinder durch die Anwesenheit des Hundes motiviert, ängstliche Kinder überwinden ihre Scheu und lesen Pippa vor. Lebhafte Kinder bemühen sich auf den Hund Rücksicht zu nehmen.
[hwinkler]