DolmetscherInnen für die Liebe Gottes
„Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass sich auch auf den katholischen Schulen ein Mangel an religiösem Wissen bemerkbar macht“, definiert Rudolf Luftensteiner, Leiter des Bereichs Bildung der Ordensgemeinschaften Österreich, den diesjährigen Tagungsschwerpunkt. Oft fehle mittlerweile den katholischen bzw. Ordensschulen der Hintergrund einer lebendigen Pfarrgemeinde oder einer lebendigen Ordensgemeinschaft.
Früher sind Kirche und Glaube vom familiären und gesellschaftlichen Umfeld gefördert oder zumindest mitgetragen worden. Das Christsein sei von einer Generation zur nächsten Generation fast automatisch weitergereicht worden. Heute hat sich das drastisch geändert; der Glaube wird nicht mehr als Selbstverständlichkeit weitergegeben. Viele Direktorinnen und Direktoren hatten in ihrer Schulzeit Religionsunterricht, doch das reiche nicht, die Spiritualität einer Ordensgemeinschaft an einer Schule aufrechtzuerhalten. Diese Basis sei auch zu schwach, um Entscheidungen als Direktorin oder Direktor, als Christin oder Christ zu treffen, die den weiteren Weg der Kinder betreffen.
Glaubensentwicklung
Denn gleichzeitig ist trotz des Verlustes, den der Glaube im Alltag genommen hat, eine Sehnsucht nach Gott zu spüren. Rudolf Luftensteiner: „Wir müssen daher neue Wege in der Fortbildung gehen. Ich nenne das die ‚Alphabetisierung der Religion‘“. Damit setzt sich auch der erste Referent der Tagung, der Theologe und Erwachsenenbildner P. Hubert Lenz von der PTH Vallendar auseinander. Gerade in Zeiten, in denen viele äußere Stützen des Glaubens wegbrechen, wird die Frage nach unserer inneren Verwurzelung wichtiger. Die Glut ist nicht erloschen, es gilt, das Feuer neu zu entfachen und zu vertiefen. P. Lenz zeigt auf, welche spirituelle und pastorale Impulse möglich sind zur Glaubensentwicklung und Glaubensbildung Erwachsener. Dabei kämen vor allem drei Begriffe zum Tragen: Das "Dasein Gottes", das "Du", also das Eingeghen auf den Anderen, und das "Ja", also das Vertrauen auf Gott und das Annehmen seiner eigenen Berufung.
Das Ziel für die katholischen Schulen ist letztendlich klar definiert: „Wir müssen Dolmetscherinnen und Dolmetscher sein für die Liebe Gottes“, sagt Bildungsreferent Rudolf Luftensteiner, „nicht durch die Vermittlung von Unterrichtsinhalten, sondern durch unser Leben.“
Foto von Rudolf Luftensteiner zum Downloaden
[rsonnleitner]