Gemeinsam wirksam werden
"Vertrauen, vernetzen, verkünden“ – diese drei Stichworte begleiten als eine Art Motto das Jubiläumsjahr. Drei Worte, die sozusagen zu den drei Eckpunkten Salvatorianischer Spiritualität und in Folge zu den Eckpunkten eines erfüllten Lebens werden. Dieses Motto fand unter dem Titel „Gemeinsam wirksam werden“ auch Widerhall im Hauptevent, der am 16. Juni2018 im Radiokulturhaus in Wien I stattfand. Drei hochkarätige ReferentInnen waren gebeten worden, über Ordensgründer P. Franziskus Jordan und den drei Strichworten zur reflektieren. Als Moderator führte Radio-Journalist Johannes Kaup durch das Programm, das musikalisch von den OÖ Fagöttinen begleitet wurde.
(c) Manu Nitsch
Paul Zulehner: Orden schaffen Oasen des Vertrauens
Den Beginn machte der Pastoraltheologe, Religions- und Werteforscher Paul Zulehner. Er beschäftigte sich mit dem Stichwort „Vertrauen“ auseinandersetzte und das er als „Grundnahrungsmittel für das Menschsein“ bezeichnete. Gleichzeitig seien wir Menschen mit einer Urangst konfrontiert, die damit begann, dass wir vom Baum der Erkenntnis aßen und die uns befürchten lässt, wir seien in dieser riesigen Welt verloren. „Diese Angst ist für die Menschen heute eine sehr bedrängende Erfahrung“, so Paul Zulehner. Denn diese Angst sei nicht nur in uns, sondern werde heute „medial, politisch und wahltaktisch geschürt durch eine Politik mit der Angst, wie Ruth Wodak, die Sprachwissenschafterin der Universität Wien, sagt.“ Aber gerade deshalb sei es Aufgabe der Ordensgemeinschaften, eine Art „Gegenkultur“ zur Angst zu schaffen und vorzuleben. Sie müssten „Oasen der Kultur des Vertrauens“ in einer von Ängsten beherrschten Gesellschaft schaffen. Für Menschen, die mit Ordensleuten auf Projekt- oder persönlicher Ebene in Kontakt gekommen seien, hätten sie mit ihrem Wirken Vorbildcharakter. Bestes Beispiel seien die Ordensspitäler, die Hospize für unheilbar Kranke, aber auch Engagement bei Flüchtlingen. „Was wir brauchen, ist eine Politik des Vertrauens“, so das Resümee von Paul Zulehner. „Wir müssen diese Oasen des Vertrauens weiter ausbauen, immer in der Hoffnung, dass vielleicht die Menschlichkeit und die Vernunft den längeren Atem behält und nicht die Frage, wie man Wahlen gewinnen kann.“
(c) Manu Nitsch
Franz Hirschmugl: Kirche muss Sprache des Gegenübers sprechen
Der Grazer Markenentwickler Franz Hirschmugl nahm sich des Begriffs „Vernetzen“ an. Er erklärte zuerst den Begriff „Maeke“ als das „Bauchgefühl einer entsprechenden Anzahl von Menschen“ zu einem Produkt oder zu einem Unternehmen. Aber die Marke gehöre in Wirklichkeit nicht dem Markenbesitzer, sondern den Menschen, so der Hirschmugl. Viele seiner Kunden wüssten genau, was sie sagen wollten, hinterfragen aber nicht, woran die Menschen eigentlich interessiert seien. Aber: einer der wichtigsten Grundsätze beim Vernetzen sei der, die Sehnsüchte seines Gegenübers zu kennen. Und das sei auch das größte Problem der Kirche beim Kontakt mit den Menschen, vor allem mit der Jugend. Es fange schon an, dass man nicht dieselbe Sprache verwende. Die Kirche müsse sich wesentlich stärker bemühen, die Sprache ihres Gegenübers zu sprechen. Das Gebot laute hier: „Du sollst Glaube aus 2. Hand durch selbstgemachte Erfahrung ersetzen", so der Markenentwickler.
(c) Manu Nitsch
Regina Polak: Kirche muss Trägerin starker Sozialnetze sein
Die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak beschäftigte sich mit dem Stichwort „Verkünden“. Sie machte darauf aufmerksam, dass sich die Gesellschaft immer stärker in die Richtung Sozialdarwinismus entwickle. Umfragen in Deutschland zeigten, dass man immer mehr befürworte, Menschen in „Nützliche“ und „weniger Nützliche“ zu unterteilen und dass sich dies sich auch in der Höhe der Sozialhilfe widerspiegeln soll. Damit werde eine Herausforderung für die Kirche klar, die in Zukunft - wie in der Urkirche - Trägerin starker Solidaritätsnetzwerke sein solle.
(c) Manu Nitsch
Sr. Thalhammer und P. Rauch: Orden müssen Hoffnung vermitteln
Zur anschließenden Diskussion wurden auch Sr. Brigitte Thalhammer, Provinzleiterin der Salvatorianerinnn, und P. Erhard Rauch, ehemaliger Generalsekretär der Superiorenkonferenz Österreichs, auf die Bühne gebeten. Gemeinsam mit den drei ReferentInnen diskutierte man, welche Relevanz P. Franziskus Jordan in der heutigen Zeit habe und wie er in der Gegenwart „gelebt“ werden könne.
Für Sr. Thalhammer gehe es im Ordensleben immer darum, anderen „Hoffnung zu vermitteln“. Die Arbeit im Spital St. Josef habe ihr gezeigt, dass etwa in der Beratung und in der Pflege von Krebserkrankten die Frage nach dem „Woher“ und „Wohin“ im Mittelpunkt stehe. Doch Krankendienst sei nur eins der Felder, wo Ordensleute präsent sein sollten.
In dieselbe Kerbe schlug auch P. Rauch. Sein Resümee lautete, dass die Kirche an solche Orte gehen solle, an denen die engagierten Menschen sind – „das können Amnesty-Gruppen oder auch Trachtenvereine“ sein. Gerade die Pfarren seien hier gefordert. „In Wien ist jeden Tag so viel los, aber die Kirche ist dort nicht präsent“, so der Salvatorianer.
(c) Manu Nitsch
Gemeinsam wirksam werden
Getreu dem Motto: „Gemeinsam wirksam werden“ stellte Sr. Brigite Thalhammer am Ende der Veranstaltung drei soziale Projekte vor, die von den Salvatorianischen Gemeinschaften initiiert wurden bzw. werden und die vom Publikum aktiv unterstützt werden können.
Unter dem Titel „Menschenwürde stärken“ kann man die Arbeit des Vereines „Solwodi“ unterstützen, indem man z.B. Nachtdienste in der Schutzwohnung übernimmt oder bei sonstigen Arbeiten mithilft.
Unter dem Titel „Krankheiten heilen“ ist es möglich, die salvatorianischen Krankenstationen in den ländlichen Gebieten von Tansania finanziell zu fördern.
„Lebensförderliches“ beschäftigt sich damit, ob Vorurteile bzw. Rassismus ent-lernt werden können. Die Salvatorianischen Gemeinschaften greifen diese zentralen Fragen für eine friedliche Zukunft auf und finanzieren ein Drei-Jahres-Stipendium in der Höhe von 30.000 Euro. Auch hier kann man durch eine Spende zur Umsetzung beitragen.
(c) Manu Nitsch
[rsonnleitner]