#OfflineGehen hilft, Prioritäten zu erkennen
Es war ein Experiment. Und: „Vorweg, es ist mehr als gelungen“, schreibt Ferdinand Kaineder in seinem Blog www.kaineder.at über die Idee, die er gemeinsam mit Magdalena Holztrattner, Direktorin der ksoe, entwickelt hatte. Zwölf Männer und Frauen, von Innsbruck bis Wien stammend, machten sich gemeinsam auf den Weg. „Niemand hat ein Handy oder Smartphone dabei. Das war ausgemacht“, berichtet der Kommunikationsfachmann und begeisterter Wanderer. „Das Bedürfnis nach Offline ist groß. Auch bei mir. Es liegt in der Luft, dass wir nur dann Balance finden, wenn wir uns konsequente Distanz verschaffen (können). Zumindest zeitweise. Vier Tage in unserem Fall.“
Nach Stift Admont den Benediktweg entlang
Die Route ist schnell geschildert und nahm den Benediktweg als Basis: Der Start erfolgte am Donnerstag 19. April 2018 vom Bahnhof Spital / Pyhrn und ging durch die Vogelgesang-Klamm über das Pyhrgas-Gatterl (1.308m) hinunter in das Ennstal in das Stift Admont.
(c) Ferdinand Kaineder
„Am Pyhrgas-Gatterl erwartet uns auf 1.300 m Schnee“, erinnert sich Kaineder in seinem Blog. „Wir halten oben noch inne: Atmen ist heute unser Grundimpuls. Atmen und schauen, ganz da sein im Hier und Jetzt. Das Wetter ist wunderschön. Wir kommen ins Gespräch, in die Gespräche.“ Erzählen, einfach zuhören, schweigen, gehen, Rucksack tragen. Die Begrüßung im Stift Admont war herzlich. „Wir gehen noch zum Teich und genau in diesem Moment geht die Sonne unter. Ein unglaubliches Panorama prägt sich ein, in den Kopf und das Herz, weil wir keine Fotos machen“, schildert Kaineder diesen für ihn unvergesslichen Augenblick.
Tag 2 führt nach Trieben
Tag 2 brachte die Pilgerschar von Admont durch das Tal hinauf in die Kaiserau und von dort wieder hinunter nach Trieben bis ans Ende des Triebentales, wo auf 1.198m genächtigt wurde.
„Wir starten mit unserem Einstieg in den Tagesweg in der Stiftskirche mit dem Gedanken ‚Mehr und Weniger‘, schreibt Ferdinand Kaineder. Basis dafür ist der von den Ordensgemeinschaften Österreich herausgegebene spirituelle Ratgeber mit dem Titel ‚Quellen der Kraft‘ als „Background für das, wohin wir uns öffnen, wenn wir nicht in den Online-Verstrickungen gefangen sind“, so Kaineder. Und weiter: „Wir haben Schweigen vereinbart. Das tut richtig gut. Atmen, schauen, staunen, bewegen, spüren, was es mehr und was es weniger braucht in meinem Leben.“
Tag 3: Abschluss in Stift Seckau
Tag 3 führte über das Kettentörl (1,864m) vorbei am malerischen Ingeringsee nach Gaal und vor dort in die Abtei Seckau zum gemeinsamen Abendessen und Abschluss. Am nächsten Tag ging es dann wieder heimwärts.
(c) Ferdinand Kaineder
Im Stift Seckau werden die Pilgerinnen und Pilger mit benediktischer Gastfreundschafft erwartet und bewirtet. „Alles ist sauber, hat Geschichte. Ein schöner Ort, wie eine Teilnehmerin meinte“, schreibt Kaineder über die letzte Etappe.“ Das Abendessen schmeckt uns. Drei Tage gehen. Über 60 km, über 3.000 Höhenmeter.“
Kaineders Resümee: „Wir spüren: Alle genießen es, bei jeder und jedem hat ‚sich was getan‘, berührt von der Ge[h]meinschaft, offline tut gut, so wunderbare Gespräche. Offline gehen geht! Persönlich bin ich überzeugt, dass gerade diese zeitweise brutale Distanzierung zur Onlinewelt uns helfen kann, die Wahrnehmung und Prioritäten nicht zu verlieren, der Seele und den Beziehungen wieder Raum zu geben, das Spüren, Riechen, Schmecken und lieben nicht zu verlernen. Und das Singen.“
Der Blogeintrag von Ferdinand Kaineder zum Nachlesen
[rsonnleitner]