Jeder Besitz des Klosters ist heiliges Altargerät
Gleich zu Beginn des Workshops hat die Leiterin des einladenden Controlling-Institutes der JKU Universitätsprofessorin Birgit Feldbauer-Durstmüller das Ziel von Controlling in Ordensgemeinschaften in den Raum gestellt: „Es geht uns bei Controlling in den Orden und im Umfeld der Orden nicht um Gewinnmaximierung, sondern um Optimierung von Prozessen und Entscheidungen, um die Zukunft und Langfristigkeit der Orden und ihrer Werke zu sichern. Es braucht ohne Zweifel für den nachhaltigen Bestand eine solide wirtschaftliche Basis.“ Feldbauer-Durstmüller betont auch, dass Controlling mit den vorhandenen Potentialen arbeitet und gerade auch im Umfeld der Orden die Arbeit von Freiwilligen nicht übersehen werden darf, auch wenn sie schwer messbar ist. Im Rahmen des Workshops wurden in Folge verschiedene Aspekte beleuchtet, vom geschichtlichen Rückblick bis hin zu praktischen Erfahrungen.
Im Sommerrefektorium im Stift Lambach wurde getagt.
Mönche gestalten die Welt
„Genießen sollst du Gott, die Welt nur gebrauchen.“ Diese Aussage von Augustinus stellte Dr. Helga Penz in ihrem Vortrag „Von der Klosterzelle zur Missionsstation. Formen und Funktionen der katholischen Ordensgemeinschaften vom Mittelalter bis zur Gegenwart“ an den Anfang. Penz ist Leiterin des Bereiches Kultur und Dokumentation der Ordensgemeinschaften Österreichs. „Mönchsgemeinschaften lebten zwar durch die Geschichte gemeinsam hinter Klostermauern, aber nicht abgeschlossen von dieser Welt.“ Penz hob einige wesentliche Aspekte der Entwicklung aus dem Gang der Geschichte heraus. Sehr bestimmend wurden die Zisterzienser für die Entwicklung Europas im Mittelalter. Sie haben eine kollegiale Leitungsverantwortung eingeführt und weite Landstriche mit einer neuen Kulturtechnik erschlossen. Orden waren immer mehr als die einzelnen Gemeinschaften, sondern bildeten immer einen eigenständigen Teil von Kirche. „Viele unterstellten sich direkt dem Papst und nicht den einzelnen Bischöfen oder regionalen weltlichen Herrschaften.“ Einfachheit und Genügsamkeit waren die Tugenden der klösterlichen Lebensführung. Anspruchslosigkeit dieser Welt gegenüber zeichnete das Ordensleben aus. Ordensleute bildeten so die Vorwegnahme jener Gemeinschaft, die im Himmel vollendet werde.
Nach dem Zusammenbruch kamen die Jesuiten, Brüderorden und Frauenorden
Nach dem Zusammenbruch des Ordenslebens in der Reformation bildeten die Jesuiten mit ihrem Apostolat, der Mission und dem Schwerpunkt auf Erziehung einen neuen Aufbruch. „Sie verzichteten auf Ordenskleid und das gängige Stundengebet. Binnenmissionierung hat mit ihnen begonnen. Gerade im gegenreformatorischen Österreich hat das Spuren bis heute hinterlassen. Effizienz und Ergebnisorientierung zeichnete die Jesuiten aus, die immer mehr Einfluss gewannen.“ Penz sprach von einem „vierten Gelübde“, das sich neben Handarbeit und Gebetsarbeit entlang der Verkündigungsarbeit, des Apostolat entwickelte. Brüderorden am Beginn der Neuzeit hat Hospitalarbeit in den Mittelpunkt gerückt. Genauso wurden Frauenorden wie der 3. Orden des hl. Franziskus oder der Ursulinen in dieser Zeit mit neuer Schwerpunktsetzung gegründet. Soziale Herausforderungen und Schieflagen haben im 18. / 19. Jahrhundert zu vielen Gründungen von Kongregationen und Gemeinschaften geführt. Darunter die bekannten Barmherzigen Schwestern oder Schulschwestern. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging eine richtige „Welle von Neugründungen“ über Europa hin. Penz sieht die Frauenkongregationen als eine „breite Laienbewegung“ und katholische Orden wurden so zu den größten Schul- und Spitalserhaltern.
Birgit Feldbauer-Durstmüller, Helga Penz, Franz Gmainer-Pranzl, Abt Maximilian Neulinger (vlnr) Foto in Druckquallität
Bildung und Selbstbestimmung
Nach dem II. Vatikanischen Konzil wurde die Erneuerung stets auch unter dem Aspekt der Rekrutierung geschehen. Penz: „Der Rückgang von Ordensleuten ist eigentlich ein Rückweg von einem Ausnahmezustand hin zum Normalzustand entlang der Jahrhunderte. Transformation ist die Folge dieses Reduktionsvorganges und ein neues Verständnis von Verantwortungsübertragung sichert die im Laufe der letzte Geschichte entstandenen Werke und Einrichtungen der Orden wie die Ordensspitäler, Ordensschulen und vielen sozialen und kulturellen Organisationen und internationalen Institutionen.“ Näher beleuchtet Penz die Frauenorden: „Der Weg zur Bildung und Selbstbestimmung ist im Bereich der Frauenorden ein bestimmender Faktor geworden.“ Mit Blick auf die Zukunft äußerte die Historikerin Penz einen Wunsch: „Ich würde es wichtig finden, wenn sich aus geschichtlicher Perspektive die Ordensleute nicht nur der eigenen Kommunität zugehörig fühlen, sondern genauso dem vielfältigen Netz der Ordensgemeinschaften insgesamt. Die Nachhaltigkeit ist wahrscheinlich in den größeren Zusammenhängen und Kooperationen leichter zu erreichen als mit dem alleinigen Blick auf das Eigene.“
Anwälte von Gerechtigkeit und Solidarität
„Orden sind durch ihre gemeinschaftliche Lebensform Anwälte von Solidarität und Gerechtigkeit.“ Der Fachbereichsleiter der Systematischen Theologie und Leiter des Zentrum Theologie Interkulturell Univ.-Prof. Franz Gmainer-Pranzl referierte beim Fachseminar zum Thema „Orden – Lebensformen der Nachhaltigkeit, Solidarität und Gerechtigkeit“. „Orden ist ein kritisches Potential jener Wirtschaft gegenüber inne, die nicht das Gemeinwohl, den Gemeinnutzen in den Mittelpunkt stellt. Nachhaltigkeit ist dem Ordensleben immanent.“ Mit Blick darauf, dass Ökologie und Nachhaltigkeit heute als wichtiges Thema entdeckt werden, meint Gmainer-Pranzl: „Orden setzen sich heute nicht auf das Thema drauf, weil es aktuell und modern ist, sondern weil dieser nachhaltige Zugang zum Leben der Orden von innen her schon längst dazugehört.“
Es gibt keinen Planeten B
Um den Begriff Nachhaltigkeit fassen zu können, meinte der Theologe: „Nachhaltigkeit wirtschaften heißt zu wissen und danach zu handeln, dass wir diesen einen Planeten haben. Es gibt keinen Planeten B. Es geht darum, die Nutzung nach gemeinsamen Kriterien und zum Wohle aller auszuführen. Der Auftrag der Ordensgemeinschaften ist, Wächter des Morgen und Übermorgen zu sein. Orden verkörpern eine Existenzform, die das Noch-Nicht in den Blick nimmt. Das schärft den Blick in die Zukunft hinein. Und: Eine Wirtschaft, die nur einen kleinen Teil der Weltbevölkerung mit Wohlstand versorgt, kann nicht im Sinne der Nachhaltigkeit sein. Orden sind durch ihre gemeinschaftliche Lebensform Anwälte von Solidarität und Gerechtigkeit. Vor allem das Armutsgelübde im Sinne einer solidarischen Existenz ist ein wesentliches Zeichen in dieser „besitzenden Gesellschaft“. Nachhaltig leben heißt über die eigenen Grenzen hinaus international zu denken, zu handeln. Dieses Handeln stellt Gerechtigkeit in den Mittelpunkt. Gerade die interkulturelle Suche nach solidarischen Lösungen wird heute von Ordensleuten international angestoßen und eingefordert. Gmeiner-Pranzl sieht im Zweiten Vatikanischen Konzil dieses Anliegen bis heute angestoßen: „Die erste Frage ist nicht: Wie geht es mir? Sondern: Wie können wir alle, weltweit gemeinsam gut leben?“
Valentina Aversano-Dearborn, Karin Niederwimmer, Fr. Augustinus Fries (vlnr)
Jeder Besitz des Klosters ist heiliges Altargerät
Der Frage „Nachhaltiges Wirtschaften in Benediktinischen Klöstern?“ ging Valentina Aversano-Dearborn von der Arbeitsgruppe „Transdisziplinäre Systemforschung“ von der Universität für Bodenkultur in Wien nach. Sie definiert Nachhaltigkeit so: „Nachhaltigkeit sichert eine Entwicklung, die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ Aversano-Dearborn tut sich schwer, „bei einem Kloster von einem Unternehmen zu sprechen. Es ist eher so etwas wie ein Mikrokosmos mit verschiedensten Lebensaspekten von Landwirtschaft, Forst, Tourismus, Energieversorger bis hin zu Bildungsangeboten und spirituellen Orten und als Angelpunkt das Gebet.“ In ihren Studien wurde bestätigt: „MitarbeiterInnen schätzen das Arbeitsklima als ein „anderes“ ein. Der Druck ist nicht so groß. Der einzelne Arbeiter wird gesehen und ist nicht eine Nummer, ein Produktionsfaktor. MitarbeiterInnen können selbständig arbeiten. Zentral ist eine freiwillige Beschränkung. Ordensleute sind der konkreten Gemeinschaft, der lokalen und regionalen Umgebung verpflichtet. Das beinhaltet auch die Verantwortung gegenüber den Generationen, den Armen, Kranken und Schwachen, gegenüber Gästen.“ Alle Entscheidungen werden durch das Sieb der Nachhaltigkeit und Spiritualität gebracht und Ziel ist nicht Profitmaximierung. „Eine tiefe Suffizienzorientierung (Was ist genug?) ist den Orden inne.“
Wenn das Controlling eingeführt wird
„Controlling in Klöstern“ wurde von Mag. Karin Niederwimmer vom Institut für Controlling und Consulting von der Johannes Kepler Universität Linz behandelt. Sie beschäftigt sich im Rahmen ihrer Studien mit der Einführung von Controlling-Werkzeugen in Stiften und Orden. Aus ihrer Erfahrung sieht sie: „Gottsuche und Verherrlichung in allen Dingen sind bei den Orden zentral. Das muss bei der Einführung von Controlling berücksichtigt werden. Die soziale Verantwortung, das Kriterium Nachhaltigkeit oder die Generationenfrage sind der Rahmen. Controlling hilft den Führungskräften in ihrem Leadership in der ganzen Organisation. Controlling kann durch das spezielle Berichtswesen positiv unterstützen.“ Niederwimmer kennt viele positiv Beispiele, wie Controlling mitgeholfen hat, „die wirtschaftliche Basis für die Zukunft gut aufzustellen“. Niederwimmer im Kreise der Controlling-Fachleute: „Ohne die Geschwindigkeit der Ordensabläufe anzunehmen, wird eine externe Hilfe nicht funktionieren. Aber: Gerade bei Sanierungsmaßnahmen oder Neuausrichtungen wurde Controlling als hilfreich erlebt. Eine besondere Spannung ist immer vorhanden, wenn es um Personalabbau oder Einsparungen im persönlichen Umfeld geht. Es braucht eine klare Kommunikation von Ziel und Nutzen des Controllings.“
Fr. Fries: Ausgeliefert an das immer billiger
„Kooperationen zwischen Wirtschaftsunternehmen und Abteien“ war das Thema von Fr. Augustinus Fries vom Benediktinerstift Ettal in Bayern. Er beantwortete die Frage: Warum sind wir wirtschaftlich aktiv? „Mönche sind nur Mönche, wenn sie von ihrer Hände Arbeit leben. Da haben sich heute die Rahmenbedingungen geändert, weil die Gemeinschaften kleiner geworden sind. Deshalb: Wir sind sehr abhängig von den 175 weltlichen Angestellten. Und der hl. Benedikt gibt vor, dass wir unsere Produkte ein wenig günstiger als üblich anbieten müssen. Trotzdem sind wir den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausgesetzt und dem Verbraucherverhalten „nach immer billiger“ ausgeliefert.“ Fries gibt Einblick in den Tourismus und die Wallfahrten als wichtige Standbeine in Ettal. Eine Schaukäserei als Genossenschaft mit den Bauern der Umgebung organisiert veredelt ihre landwirtschaftlichen Produkte, die regional und lokal vertrieben werden. Die historische Apotheke wurde weiterentwickelt in eine Likör-Destillerie und die Brauerei ist seit 1609 in Betrieb. Genau hier ist die Abtei Ettal eine Kooperation eingegangen: „Die Abtei kooperiert mit der Bitburger Holding, einem 200-jährigen Familienunternehmen, die im Schankbetrieb Marktführer in ganz Deutschland ist.“ Diese Kooperation ist von beidem Partnern durch Erfahrung in sehr langfristiger Zusammenarbeit, ein gutes Verständnis für das Wertesystem und der Struktur von einem Familienunternehmen getragen. Warum hat sich das Kloster für ein Familienunternehmen entschieden? „Ein gegenseitiges Verständnis ist eher möglich als mit multinationalen Konzernen. Was für den „Familienvater“ zutrifft, ist auch für den Abt zutreffend: „Weisheit in allen Facetten ist gefordert. Verantwortung-, Nachhaltigkeits- und Subsidiaritätsprinzip zeichnen diese Weisheit aus.“
Gartengespräch mit Helmuth Neuner, Franz Auinger, Rena Haftlmeier-Seiffert, Ferdinand Kaineder (Moderation), Peter Wirtz (vlnr)
Charisma, Sinn und eine Weite beim Fragen
Bei der abendlichen Gartendiskussion – moderiert von Ferdinand Kaineder vom Medienbüro der Orden - entlang des Hauptthemas „Nachhaltigkeit und monastisches Leben“ brachte der Geschäftsführer der Inovato Unternehmensentwicklung Franz Auinger seine Erfahrungen ein. Der Wirtschaftsdirektor des Stiftes Admont Helmuth Neuner betonte die „tiefe Verankerung von Verantwortlichen von Wirtschaftsbetrieben im jeweiligen Ordenscharisma“. Rena Haftlmeier-Seiffert von der gemeinnützigen Stiftung EQUA betonte die Parallen von Familienunternehmen und Ordensunternehmen und sprach von „denselben Dilemmatas“, in denen beide stehen, und hob sowohl die Führungskräfteentwicklung als auch die Eigentümerentwicklung hervor. Universitätsprofessor Peter Wirtz von der Universität Jean Moulin Lyon 3 forscht im Bereich „Governance“ und sieht in den Orden mit ihren Ordensregeln, Werthaltungen und Führungsinstrumenten ein Knowhow, das auch in der Wirtschaft Eingang finden könnte. Wesentlich erachtet wurde die „Nähe zum Betrieb“, das „aktive Fördern des Zusammenwirkens“ und der „persönliche Kontakt zu den Leitungsverantwortlichen der Betriebe“. Dass Wirtschaften heute ganz massiv den Homo Ökononicus hervorbringt, ist für Ordensleute und das Wirtschaften in und um die Orden ein „Kontrapunkt“. Als wesentlich wurde im Gespräch auch hervorgehoben, dass Frauen und Männer ja nicht in erster Linie in Orden eintreten, „um Wirtschafterinnen oder Wirtschafter“ zu werden. Da braucht es auch ein Stück Normalität in den gegenseitigen Erwartungen. Neuner betonte als Wirtschaftsdirektor im Stift Admont: „Wir können uns Regionalisierung leisten in einer globalisierten Welt und wir können nachhaltig sein. Der sofortige Gewinn ist nicht der Maßstab, sondern die Sicherung der Wirksamkeit auf Jahrzehnte hinaus. Das Miteinander von Gemeinschaft und Wirtschaft entlang des Charismas, der darin enthaltenen Werte sichert uns Zukunft.“ Franz Auinger weiß von seinen Beratungsprozessen, „dass die Sinnfrage heute ganz zentral ist. Es geht auch darum, Fragen – auch ungewöhnlichen – breiten Raum zu geben. Das geht bei Ordensbetrieben sicher leichter als in Konzernen.“
Behüten und bebauen
Katharina Hinterhofer vom Controllinginstitut analysierte die Denkwelt Benedikts mit dem Thema „Labora - Benedikts Ansichten zur Arbeit“. Heilige Schrift, Basilius, Augustinus, Cassian und Magisterschriften haben Eingang gefunden in die Regel Benedikts. „Von allen diesen Einflüssen ist die Arbeitsethik von Benedikt geprägt“, weiß Hinterhofer und zeigte den TeilnehmerInnen am Workshop eine ausgiebige Quelltextanalyse. „Behüten und bebauen ist der Schöpfungsauftrag. Arbeit ist in diesem Zusammenhang für Benedikt eine zentrale Realität des Lebens.“ Gerade das „Ora et labora“ hat sich fast wie ein Mythos verbreitet. Es geht bei allem immer wieder um die „Rückkehr zu Gott“ und die „Gottsuche“. Arbeit kommt in der Regel in verschiedenen Kontexten vor: Arbeitszeit, Arbeitsgebiete, Arbeitstugenden, Arbeitsmaß oder auch Arbeitszweck sind angesprochen. Hinterhofer geht vor allem der Arbeitszeit nach und verdeutlicht, dass es Benedikt darum geht, „zu bestimmten Zeiten der Arbeit nachzugehen“. Auch beim Arbeitsmaß spricht Benedikt vom rechten Maß und von einer zumutbaren Arbeitszuteilung. „In jedem Fall ist der Bruder angehalten, die ihm zugeteilte Arbeit zumindest zu versuchen, auch wenn sie ihm schwer fällt.“
Katharina Hinterhofer, Sr. Aquinata Böckmann (vlnr)
Sr. Böckmann: Eine gepflegte Mitwelt dient dem Humanum
Die Achtung vor den Dingen, den kleinen und großen, die Bewahrung der Schöpfung und die Verantwortung für die Zukunft spricht Universitätsprofessorin Sr. Aquinata Böckmann von der Universität Sant’ Anselmo in Rom unter dem Thema „Achtsamkeit und Verantwortung für die Zukunft“ an: „Eine gepflegte Mitwelt dient dem Humanum, der Gemeinschaft und dem Frieden.“ Böckmann spricht über die Hinführung zu Ordnung, zu Sauberkeit und Reinlichkeit und die Verantwortung dafür als grundlegendes Erziehungsziel des Ordenslebens. „Da gab es Probleme, weil Geräte so benutzt wurden, dass sie von anderen nicht mehr benutzt werden konnten, weil sie zu wenig gepflegt, intakt und sauber gehalten wurden.“ Alle Geräte sind heiliges Altargefäß. Böckmann führte aus, dass auch Kranke solche „Gefäße“ sind. „Benedikt will uns zur Achtung von den ganz kleinen Dingen erziehen und hinführen.“ Der Abt übergibt Dinge in die Verantwortung von Mitbrüdern, „auf deren Leben und Charakter er sich verlassen kann. Zuverlässigkeit, Sorgsamkeit und Achtsamkeit sind wichtiger als Fachkenntnis. Denn: Der nächste Bruder wird mit viel mehr Freude sein Arbeit übernehmen, wenn er die Geräte und Dinge sauber und funktionsfähig übernehmen kann.“ Böckmann führt auch die „Redlichkeit dem Klostergut gegenüber“ aus. Habsucht kann sich auch zur „kollektiver Habsucht“ auswachsen. „Man gebe die Dinge etwas billiger“ heißt es in der Regel. „Klöster werden sich wahrscheinlich kein viel billiger leisten, aber es soll immer etwas billiger angeboten werden. Benedikt hat sich auch ganz klar gegen das Verschleudern ausgesprochen.“ Böckmann weist darauf hin, „dass es keine Handeln gibt, das aus der Sphäre der Gottesverehrung herausfällt“.
Ferdinand Reisinger und Georg Winkler (vlnr)
Weniger brauchen besser viel haben wollen
Im Zuge der Exkursion in das Stift St. Florian hat der Florianer Chorherr Universitätsprofessor Ferdinand Reisinger über „Nachhaltigkeit als Anliegen im Stift“. Nachhaltigkeit ist ein Krisenbegriff und es geht um Elemente der Nachhaltigen. „Wenn wir das Maß verlieren, geraten wir in eine Krisensituation. Dann geht es um die Frage: Was können wir tun, um das Maß wieder zu finden?“. Das sieht Reisinger als die Herausforderung heute. Als Augustiner bringt Reisinger das Denken von Augustinus, dem es eher um Genügsamkeit, Anspruchslosigkeit – auch ein Stück Reduktion: „Es ist besser, wenig zu brauchen als viel haben zu wollen.“ Reisinger spricht davon, „dass wir vom Kult des Habens in eine Kultur des Habens wechseln müssen“. Reisinger sieht Nachhaltigkeit als einen Tatbestand mit Rufzeichen und damit auch ein „prophetischer Begriff“. Mit Blick auf die Orden sieht Reisinger dort im Laufe der Geschichte „große Innovationsschübe mit großer nachhaltiger Wirkung“. Reisinger sieht gerade in den Ordensschulen eine zutiefst nachhaltige Anstrengung, um der nächsten Generation nachhaltiges Handeln zu vermitteln. Wagemut und Langfristigkeit erwartet sich der Florianer Chorherr. Das Stift St. Florian sieht er „auf einem nachhaltigen Weg“. Landwirtschaft und Forst sind klein. Vieles ist im Laufe der Geschichte weggefallen. Eine große Last ist die große Gebäudekubatur. Die Wirtschaftsführung ist in Respekt auf die Schöpfung nachhaltig zu gestalten und das Stift achtet auf eine Balance von Bewahren und Verändern. Der Wald wird natürlich verjüngt und die Landwirtschaft wird biologisch-dynamisch geführt. Reisinger: „Das größte Nachhaltigkeitspotential sehe ich in den 70 MitarbeiterInnen, die engagiert und zufrieden ihre Aufgaben engagiert erfüllen.“ Einen wesentlichen Beitrag leistet das Stift auch mit den vielfältigen Kulturveranstaltungen.
Es braucht konkrete Modelle
„Nachhaltigkeit ist ein Gummi-Begriff. Er ist in Gespräche heute plausibel, aber es gibt einen große Kluft hin zum konkreten Handeln.“ Der Universitätsassistent von der Katholischen Privat-Universität Linz Georg Winkler führte die TeilnehmerInnen mit dem praktischen Thema: „Eine Anleitung zum nachhaltigen Leben“ auf konkrete Weg, „wie Nachhaltigkeit in die Gänge kommen kann. Es braucht konkrete Modelle.“ Winkler belegt, dass der Mensch anhand konkreter Erfahrungen lernt: „Entweder sieht der Mensch, so geht das nicht, oder er macht eine besondere Sinnerfahrung, ein Licht geht ihm auf und die Motivationserfahrung, das hat mit mir zu tun.“ Modelle regen zur Nachfolge, zur Nachahmung an. Es geht nicht um kopieren, weil jedes Handeln in das persönliche Umfeld transferiert werden muss. Erst wenn es dort angekommen ist, ist es nachhaltig.
Abschluss im Stift St. Florian
Controlling-Institut, Stift Lambach, Stift St. Florian
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