Notlagen der Zeit haben uns Orden in Vielfalt hervorgebracht
Es ist eine Tatsache: Österreichs Ordensfrauen werden weniger und älter; aktuell liegt der Altersdurchschnitt der 3.600 Ordensfrauen über 75 Jahre. Doch Totgesagte leben länger.
Schärft man den Blick fürs Detail, so erkennt man, dass Ordensfrauen neue Wege und neue Betätigungsfelder gefunden haben, ihre Berufung zu folgen. Sie stehen an vorderster Linie, sei es bei Werken wie Ordensspitälern oder Ordensschulen, oder engagieren sich couragiert in Bereichen gesellschaftlichen Missstände.
„Ordensfrauen sind heute in den vielfältigsten Bereichen unterwegs“, bringt es Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer, Vereinigung der Ordensfrauen, auf den Punkt. „Damals wie heute waren wir Ordensfrauen die Antwort auf eine bestimmte Notsituation. Jedes Charisma war die Antwort auf die Not der Zeit. Deswegen gibt es auch diese Vielfalt, weil auf diese Not auch in vielfältigster Weise geantwortet wurde.“
Hoffungsvoll in die Zukunft
Der Blick in die Zukunft sei hoffnungsvoll. Auch wenn die Zahl der Ordensfrauen im Sinken begriffen sei, das Charisma werde weiterleben. „Das Anliegen, das unsere Gründerinnen und Gründer gesehen haben, wird auch von vielen anderen Menschen gesehen, geteilt und verantwortungsvoll mitgetragen“, weiß Präsidentin Mayrhofer zu berichten. Es gäbe nicht nur den Kernbereich einer Ordensgemeinschaft, sondern auch konzentrische Kreise derer, die sich vom Gründungsauftrag faszinieren und anziehen lassen. „Diese Menschen sind auch bereit, Verantwortung zu übernehmen, dass das Charisma weitergetragen wird“, so Präsidentin Mayrhofer.
Neue Wege im Berufungsauftrag
Neue Wege in ihrem Berufungsauftrag geht auch die Salvatorianerin Sr. Maria Schlackl. Sie ist die Initiatorin der Allianz gegen Menschenhandel -für Menschenwürde in Oberösterreich. Und meint selbst, „dass sie gar nicht anders könne“ als sich mit dem Thema des Menschenhandels und der Prostitution auseinandersetzen: „Dort wo die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird, wo für Menschen nur Dunkelheit ist und sie entwürdigende Prozessen ausgeliefert sind, da will ich als Ordensfrau meinen Beitrag leisten, dass diese Menschen sich wieder in Würde erleben können.“
Gemeinschaftliches Leben zieht an
Letztendlich gäbe es natürlich auch junge Frauen, die den Weg als Ordensfrau einschlagen. Eine davon ist Sr. Luzia Reiter. Die 26jährige Ordensfrau lebt seit vier Jahren in der Gemeinschaft der Elisabethinen. Was war ausschlagendgebend für ihre Entscheidung gewesen? „Es war die Fröhlichkeit, die die Elisabethinen ausgestrahlt hatten“, sagt Sr. Luzia, „das hat mich angezogen.“ Und letztendlich gerade auch dieser Gemeinschaftsgedanke. Denn: „Ehelos leben heißt nicht beziehungslos leben“, so die junge Ordensfrau. Und: „Wie in jedem Leben gibt es verschiedene Phasen, die ich sehr offen und wohlwollend in der Gemeinschaft besprechen kann. Dieses gemeinschaftliche Leben ist eine wunderbare Bereicherung. So etwas würde ich allen wünschen.“
Die Ordensfrauen waren eingeladen vom OÖ Presseclub und OÖ Journalistenforum. Auslöser für das Gespräch war das Buch „Ein bisserl fromm waren wir auch“, in dem Ordensfrauen und ihre Biografien geschildert werden.
Fotos: Hermann Wakolbinger
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