Vom Mehrwert einer zeitgemäßen Ordenspfarre
Ist die Ordenspfarre überhaupt noch eine zeitgemäße Form der Seelsorge? Bremsen die Ordenspfarren die Neuordnung der Pfarrstrukturen? P. Koch zeigt zunächst in seinem Buch „Die Ordenspfarre. Entstehung, Herausforderungen und Perspektiven“ (Verlag Schöningh), dass das Rechtsinstitut der Inkorporation historisch gewachsen ist. Teilweise wurde es auch hoheitlich dekretiert. Sowohl vermögensrechtliche Interessen als auch seelsorgliche Belange waren oft ausschlaggebend dafür, dass eine Pfarrei und ein Kloster rechtlich dauerhaft verbunden wurden, d.h. die Pfarre dem Orden vollständig inkorporiert wurde. Das Kloster, das heißt eine juristische Person, galt dabei als Pfarrer und war somit Inhaber und Nutznießer des pfarrlichen Vermögens. Das Zweite Vatikanische Konzil verbot zwar diese „Konstruktion“ und stellte die pfarrliche Seelsorge in den Mittelpunkt, doch die österreichischen Ortskirchen hielten an der Inkorporation fest. Das Amt des Pfarrers wurde aber einem konkreten Ordenspriester übertragen.
Lange Zeit waren die Ordensleute in den inkorporierten Pfarren Garanten für die Aufrechterhaltung der Pfarrstrukturen. Kleiner werdende Konvente müssen sich jedoch fragen, wieweit die starke Anbindung an die Seelsorge nicht zu einer personellen und spirituellen Ausdünnung ihrer Klostergemeinschaft führt und wieweit sie die mit der Inkorporation verbundenen finanziellen und personellen Verpflichtungen noch erfüllen können. P. Koch nimmt in seinem Buch kritisch zur vollen Inkorporation der Pfarren Stellung und plädiert für ein Überdenken der Strukturen, damit auch in Zukunft eine seelsorgliche Arbeit von Ordenspriestern in Pfarreien möglich ist und das Proprium des Ordenscharismas für die Gläubigen in den Gemeinden fruchtbar wird.
Der Autor: Dr. theol. Peter Koch CSsR ist seit 2011 Rektor des Redemptoristenkollegs Puchheim in Attnang-Puchheim/Oberösterreich. Er war Mitglied der Graduiertenschule für Geisteswissenschaften an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Foto: [fk]
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