Propst Maximilian Fürnsinn: Orden sind Vorreiter bei schwierigen Problemfeldern
Die Stifte, Klöster und Häuser der katholischen Ordensgemeinschaften sind "Lebens- und Glaubensräume, die klar zur Kirche gehören, aber doch anders sind": Das hat der Herzogenburger Propst Maxmilian Fürnsinn am Montag erklärt. Anders als die diözesan verfasste Kirche würden Orden andere Akzente setzen, "die oft tiefer in das gesellschaftliche Leben hineinreichen", so der ehemalige Vorsitzende der Superiorenkonferenz der Männerorden, der die Orden zudem als "Freiräume für Gott und die Menschen" bezeichnete.
Neue Formen der Seelsorge
Seit Jahrhunderten würden Österreichs Stifte, Klöster und Ordensniederlassungen die Landschaft, Gesellschaft und Kirche prägen, betonte Fürnsinn. Zentral sei dabei stets der Dienst am Menschen gewesen, weshalb die derzeit 85 Männer- und 120 Frauenorden in der Seelsorge, der medizinischen Versorgung und der Schulbildung noch immer unersetzlich seien. Die Orden vergegenwärtigten eine "zuhörende, helfende Kirche" und seien zudem oftmals „Vorreiter bei schwierigen Problemfeldern“ gewesen, führte der Propst am Beispiel der Begleitung Sterbender und der Einrichtung einer Hospizbewegung durch die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis aus. Auch müsse man neue Formen der Seelsorge ausprobieren und zum Beispiel Angebote für Ausgetretene, Wiederverheiratete und Geschiedene schaffen.
Frauenorden: Verkleinerte Gesellschaften gründen sich neu
Allerdings würden Ordensgemeinschaften heute auch inmitten eines enormen Wandels stecken. Gerade in derart "heiklen" Fragen wie Pfarrzusammenlegungen, Erhalt oder Abtreten ordenseigener Immobilien und Gründe oder Schließen von Einrichtungen sei Mut und Professionalität erforderlich, erklärte der Propst. Vielen Frauenorden gelinge dies sehr gut: "Sie lösen nicht nur Häuser auf, brechen nicht nur ab. Ich habe vielmehr den Eindruck, dass sich verkleinerte Gemeinschaften völlig neu gründen, sich eine neue Bestimmung geben und einen neuen Ansatz, mit dem sie wie ein neuer Orden zu leben beginnen." Das Beispiel der Frauenorden halte er selbst für "sehr wertvoll".
Orden sind durch ihre Gemeinschaft und Kontinuität Vorbilder
Fürnsinn erklärte zudem, die Orden müssten zunehmend neue Wege und Strategien wie etwa die Errichtung von Fonds einschlagen, zudem könnten Gemeinschaften mit ausreichenden Mitteln künftig andere Orden mit weniger Geld auch unterstützen. Wichtig sei es in dieser Situation, die eigenen Stärken wieder mehr ins Auge zu fassen, erklärte Fürnsinn. Einen positiven Trend erkenne er bei der Seelsorge und im Dialog, wenn etwa in Stift Herzogenburg zunehmend "Pilger und Sinnsuchende" einkehren: "Das Gespräch als Dienst am Menschen ist in Zeiten der Individualisierung und immer größerer Beschleunigung von großem Wert", so der Propst. Orden würden hier durch Gemeinschaft und Kontinuität zu Vorbildern.
Wie Fürnsinn betonte, übten Klöster "unglaubliche Anziehungskraft" seit jeher auch auf jene Menschen aus, die sich "nicht unbedingt mit der Kirche identifizieren können". Dieser Gruppe könnten sie als Begegnungs- und Dialogorte auch zeigen, "dass Glaube in erster Linie Freude und Freiheit bedeutet". Hier gelte es neue Formen der Seelsorge zu entwickeln.
[rs]