Kritische Auseinandersetzung mit humanen und gesellschaftspolitischen Themen
Der nach dem Stiftsgründer benannte „St. Leopold Friedenspreis“ zeichnet Kunstwerke aus, die sich kritisch mit humanen und gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Es gibt keinerlei Vorgaben, was die Ausführung der Werke betrifft. Nur inhaltlich gibt es ein - meist der Bibel entnommenes - Motto, das zum Nachdenken auffordern soll. Das Thema 2014 wurde durch Abtprimas Propst Bernhard Backovsky gewählt und lautet: „Bin ich der Hüter meines Bruders?“ aus dem Buch Genesis, Kapitel 4, Vers 8.
Basis war Überwachungskamera
Bereits zum sechsten Mal wurde der mit EUR 12.000,- dotierte internationale Kunstpreis im Rahmen eines Festaktes im Marmorsaal des Stiftes Klosterneuburg verliehen. Höchst beeindruckende Werke, vom großformatigen Bild über vielfältige skulpturale Objekte bis hin zur zarten Graphitzeichnung oder zur sozialkritischen Fotografie, wurden eingereicht. Eine fachkundige Jury wählte in mehreren Sitzungen aus über 480 Einsendungen die Sieger.
Der Hauptpreis (EUR 10.000,-) ging an den deutschen Peter Müller für sein Werk „Funny Games“, das nach einem Video der Überwachungskamera der Berliner U-Bahn entstanden ist. Es zeigte, wie zwei Jugendliche grundlos einen Mann zusammen schlugen. Die umstehenden Mitmenschen kamen nicht zu Hilfe. Die Angst war größer als die Zivilcourage. Dieses Standbild hat er abstrahiert und so die Aggression und Angst verbildlicht. Das verwendete Material Holz zeigt, dass dieses Verhalten in der Natur des Menschen verankert ist.
volnr:Stiftskustos Dr. Nicolaus Buhlmann, Peter Müller, Abtprimas Propst Bernhard Backovsky,
Willy Puchner, Landesrat Mag. Karl Wilfing
Fotografen bekamen Förderpreise
Je ein Förderpreis (á EUR 1.000,-) wurden an die beiden Fotografen Willy Puchner und Dominik Fleischmann vergeben. Das Alter in all seinen Facetten beschäftigt Willy Puchner seit vielen Jahren. Mit seinem Werk „Dialog mit dem Alter“ zeigt er in einer berührenden Serie, wie sich alte Menschen umarmen und lieben. Das zweite Werk, „Lakew II“, stammt von Dominik Fleischmann aus der Serie „Leaves of Grass - Söhne und Töchter Äthiopiens“. Sein Fokus liegt auf dem Leben der Menschen und deren sozialen Verhältnissen in allen Teilen der Welt. Es zeigt einen schlafenden Wächter im Nebel der Simien-Mountains im Hochland Äthiopiens.
Die Ausstellung der nominierten und ausgezeichneten Werke des St. Leopold Friedenspreis 2014 ist vom 26. September bis 30. November im Stift Klosterneuburg zu besichtigen. Das preisgekrönte Werk wird nach der Ausstellung in den Bestand des Stiftsmuseums, genauer, der „Galerie der Moderne“, aufgenommen.
2016 geht es um die Macht der Gier
Das Motto für den St. Leopold Friedenspreis 2016 leitet sich aus dem Evangelium nach Lukas 12,20-21 ab: Da sprach Gott zu ihm: „Du Narr! Noch diese Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du aufgehäuft hast?“ So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist. Daraus ergibt sich das Motto „Die Macht der Gier“.
[fk]