Medienbüro am 2. Österreichischen Kommunikationstag
Den Startschuss zum 2. Österreichischen Kommunikationstag gab Paul Holmes, Gründer der Holmes Group und des weltweiten PR-Rankings „The Holmes Report“. Er referierte in seiner Keynote über die „PR Industry – today and tomorrow“ und gab zu bedenken, dass Social Media eine radikale Transparenz bewirkte. Gleichzeitig würden sich auch die User immer stärker und immer aktiver in den Informationsfluss involvieren. Das eröffne für die PR-Branche neue große Betätigungsfelder, erfordere aber auch ein Ausbrechen aus bisherigen Denkschemata. „Kommunikationsverantwortliche sollten schon auf Vorstandsebene in alle Entscheidungen eingebunden werden, die das Potential haben, die Reputation eines Unternehmens zu gefährden“, so das Fazit von Paul Holmes.
Wie beeinflusst Psyche unsere Kommunikation
Zweiter Keynote-Sprecher war der Neurowissenschaftler Prof. Dr. Manfred Spitzer von der Universität Ulm. Er referierte zum Thema „Erfolgreiche Kommunikation – eine neue Perspektive“ und lieferte einige Denkanstöße, warum so manche Kommunikationsstrategie trotz genauester Ausarbeitung nicht greift. Der renommierte Hirnforscher präsentierte neueste Untersuchungsergebnisse und Fallbeispiele, die zeigten, wie sehr unsere Psyche unser Kommunikationsverhalten beeinflusst. Sein Fazit: Fokussierung sei eine absolute Notwendigkeit – aus einem einfachen Grund: Weil das Gehirn immer nur einem Bedeutungsstrang folgen kann, nicht zweien, nicht dreien. "Kein Mensch ist multitasking-fähig", so Manfred Spitzer.
Digitales Gasthaus
Ferdinand Kaineder, Leiter des Medienbüros der Ordensgemeinschaften Österreich, diskutierte am Nachmittag mit Axel Maireder vom Institut für Publizistik an der Universität Wien über Facebook als das „Digitale Gasthaus“. Für Kaineder, der diesen Begriff prägte, half das Bild, Menschen, die dieses Medium fremd ist, „aus einer haptischen Erfahrung zugänglich zu machen. Wie im Gasthaus wird über alle möglichen Themen gesprochen, über Persönliches, über Politik und so weiter. Wenn jemand 24 Stunden im Gasthaus sitzt, erscheint das seltsam und man fragt man sich, ob er kein Zuhause hat. Wenn ein Kind allein im Gasthaus sitzt, fragt man, wo die Eltern sind.“ Kaineder erläutert an dem Bild des Gasthauses, dass jede und jeder in seiner persönlichen Verantwortung gefordert ist. Die neuen Medien sind nicht hierarchisch, sondern synodal geprägt. Dieser Aspekt von Kirche kommt damit zum Ausdruck. Das Gewissen, Selbstverantwortung und Empowerment für „heutige Kommunikatonsformen“ stehen daher im Mittelpunkt. Für Axel Maireder sei dieses Bild aber unvollständig. „Im Gasthaus sitzt man sich Auge in Auge gegenüber; es ist eine andere Kommunikation. Und es fehlt auch der Aspekt, dass Facebook international ist.“
Kommunikationsstrategie ist kein Feigenblatt
Den Abschluss des 2. Österreichischen Kommunikationstages bildete die Podiumsdiskussion zum Thema „Strategie im Alltag: Luxus, Notwendigkeit oder Feigenblatt“. Kristin Hanusch-Linser (ÖBB), Corinna Trinkler (REWE), Martin Aschauer (Global 2000) und Martin Gundolf (Swarovski Optik) stellten als jeweilige Kommunikationsverantwortliche die jeweiligen Strategien ihrer Unternehmen vor. Das wenig überraschende Resümee aller DiskussionsteilnehmerInnen: Man investiere viel Zeit, um eine effiziente Kommunikationsstrategie zu entwickeln, umzusetzen und auch zu leben. Das koste Kraft und auch viel Mut und bringe manchmal auch eine blutige Nase ein, dennoch sei es eine absolute Notwendigkeit.
Fotos: 1,4: rs; 2,3: Jana Madzigon
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