Die 13 Niederlassungen der Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol werden künftig organisatorisch den Kapuzinerprovinzen Deutschland, Krakau und Venetien zugeordnet. Am 16. November 2022 machte im italienischen Frascati Br. Roberto Genuin, der Generalminister der Kapuziner weltweit, die Entscheidung bekannt.
Am 16. November 2022 wurde es amtlich - der Kapuzinerorden in Österreich-Südtirol wurde neu geordnet. (c) kapuziner.at
Der Kapuzinerorden in Österreich-Südtirol wurde neu geordnet. Die Kapuziner-Niederlassungen in Feldkirch, Irdning, Innsbruck und Salzburg sind ab sofort als „Delegation Tirol“ Teil der Deutschen Kapuzinerprovinz. Die Kapuziner-Niederlassungen in Wien, Wiener Neustadt, Leibnitz und Klagenfurt sind als „Delegation Wien“ Teil der Krakauer Kapuzinerprovinz. Die Südtiroler Kapuziner-Niederlassungen Bozen, Brixen, Bruneck, Meran und Neumarkt werden an die venezianische Provinz angegliedert.
Präsenz des Ordens in Europa sichern
„Die europäische Zusammenarbeit wird immer wichtiger“, so Br. Helmut Rakowski, Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz. „Mit der Unterstützung aus Deutschland, Polen und Italien wollen wir durch diese neue Struktur die Präsenz des Ordens in Österreich und Südtirol sichern. Wir wollen Leitungsdienste und organisatorische Aufgaben zusammenfassen, damit die Kräfte freibleiben für den eigentlichen Auftrag der Brüder: das Leben in Gebet und Gemeinschaft und den Dienst an den Menschen.“
Die neue Aufteilung der Provinzen: Die 13 Niederlassungen der Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol werden künftig organisatorisch den Kapuzinerprovinzen Krakau (oben), Deutschland (mitte) und Venetien (unten) zugeordnet. (c) kapuziner.at
Aufgaben neu verteilen
Die wichtigsten Gründe für die Neuaufstellung der ehemaligen Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol sind die sinkende Brüderzahl und die wirtschaftliche Situation des Ordens. Immer mehr Brüder können aufgrund ihres Alters weniger Tätigkeiten verrichten. Außerdem reicht die Zahl der Neueintritte in den Orden bei weitem nicht aus, um die zahlreichen Aufgaben in den Niederlassungen auch in Zukunft in gleicher Intensität weiterführen. „Wir stehen vor einem großen Wandel, dem wir uns als Kapuziner in ganz Europa stellen müssen und wollen“, sagte Br. Erich Geir, der ehemalige Provinzial der Provinz Österreich-Südtirol. „Die Provinz hat sich – auch über Ländergrenzen hinweg – immer wieder gewandelt. Wir blicken dankbar auf die vergangene, gemeinsame Geschichte.“
Gruppenbild der Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol, die seit 16. November 2022 neu zugeteilt ist. (c) kapuziner.at
Die Kapuziner in Österreich
Das erste Kloster der Kapuziner in Österreich wurde 1593 in Innsbruck gegründet. 1605 kam es zur Errichtung der selbstständigen Tiroler Provinz, die damals auch Bayern umfasste. Gut 60 Jahre später war die Zahl der Brüder so angestiegen, dass der bayerische Teil abgespalten wurde. Im frühen 17. Jahrhundert gab es je eine Kapuzinerprovinz Tirol, Steiermark und Österreich-Böhmen. 1928 kam es dann durch die Abtrennung von Südtirol an Italien zwangsweise zur Teilung in die Nordtiroler Kapuzinerprovinz und die Kapuzinerprovinz Brixen. Vor 15 Jahren vereinigten sich Wien und Nordtirol erneut. 2011 entstand, auch wieder länderüberschreitend, die Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol. Schon lange lebten und arbeiten besonders in Österreich polnische Kapuziner aus der Provinz Krakau mit.
"Wir schließen kein Buch, sondern schlagen eine neue Seite auf"
In den kommenden Tagen werden für die neu entstandenen Delegationen ihre künftigen Vertreter, die sogenannten Delegaten ernannt. Es geht in den nächsten Wochen dann auch darum, die Auswirkungen der Neuordnung auf die zivilen, administrativen und wirtschaftlichen Belange der ehemaligen Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol zu klären. Br. Pio Murat, Generalrat des Kapuzinerordens, sagte in Frascati: „Wir schließen kein Buch, sondern schlagen eine neue Seite auf und beginnen nun, diese neue Seite zu beschreiben.“
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[renate magerl]