Ordenswerkstatt: Religion in unserer Migrationsgesellschaft
Seit 2015 sind Ordensgemeinschaften GastgeberInnen für Flüchtlinge und heuer, 3 Jahre später, ging es in der Ordenswerkstatt darum sich zu fragen, wie es den Gemeinschaften heute geht, welche Erfahrungen gemacht wurden, was man gelernt hat und wie einen Religionskompetenz im Allgemeinen weiterbringt und im Alltag hilft.
Aufgegriffen und von allen befürwortet wurde die Papstidee: Wir kämpfen nicht für ein christliches Europa sondern wir müssen uns fragen, was der Beitrag der Christen FÜR Europa sein kann.
Religion und Pluralität sind sicher ein zentrales Thema unserer Zeit, unsere Gesellschaft wird in allen Bereichen pluraler: sozial, kulturell, ökonomisch und religiös. Die Säkularisierungsthese wird verdrängt von der Theorie eines weltweiten Aufschwungs von Religiosität. Die „Postsäkulare Welt“ etabliert sich als neuer Begriff, denn Religion verschwindet nicht, es entsteht ein religiöser Pluralismus – „Man muss Religion einfach einmal aushalten!“ wurde in den Raum gestellt.
Eine sehr eindrucksvolle Übung/Rollenspiel vertiefte bei allen Beteiligten das Verständnis zur Bedeutung von Religionskompetenz. Aufgabe: In der Nachbarschaft eines Klosters wird eine Moschee gebaut. Die Baugenehmigung liegt beim Magistrat vor, nun folgt eine Befragung der Anrainer wie sie zu diesem Vorhaben stehen. Teilnehmende Parteien am Gespräch sind: Der Islamsiche Verein, die Bürgerinitiative die dagegen ist , die Klostergemeinschaft die unentschlossen ist und einzelne BürgerInnen die Ihre Sichtweise formulieren.
Das Hineinversetzen in die Gedanken- und Lebenswelt der einzelnen Parteien und das Resümieren im Nachhinein führte zu vielen Aha-Erlebnissen und individuellen Formulierungen zur Definition und Voraussetzung von Religionskompetenz:
· Heruntergebrochen heißt Religionskompetenz für mich: Wenn ich meinen Glauben und mein „religiös sein“ ernst nehme, muss ich in eine Haltung der Offenheit und des Umgangs auf Augenhöhe kommen. Egal ob der andere religiös ist oder nicht.
· Die grundsätzliche Haltung der Offenheit und Liebe ist Bedingung für Religionskompetenz
· Wenn ich auf die Gesellschaft schaue und was sich so abspielt frage ich mich, ob es eine Religionskompetenz oder eine Ängstekompetenz braucht? Wie kann man umgehen mit Ängsten? Das schlimmste sind die Ängste!
· In meiner Religion soll ich kompetent sein, aber auch über den Zaun schauen welche Religionen es in meiner Gegend gibt und mich auch da schlau machen
· Mir ist aufgefallen, dass ich aus Büchern viel weiß, aber der direkte Kontakt scheint noch wichtiger zu sein
· Lernen und sich Wissen aneignen, damit überhaupt eine Möglichkeit des Miteinanders geboren werden kann. Wenn ich den anderen nicht kenne geht das nicht, sonst bleibe ich ewige Mitläuferin von Vorurteilen
· Den Dialog des Lebens, im ganz normalen Alltag zu Begegnungen kommen lassen, ist Grundvoraussetzung für alles andere auch bezüglich von Ängsten und Sicherheitsempfinden
· Pluralität als Reichtum und Chance sehen, als etwas wo ich auch lernen kann, das braucht bewusste Aufmerksamkeit
· Paulusbrief „Ertragt einander in Liebe“
· Pluralität zulassen und wahrnehmen! Toleranz sollte viel größer sein als nur aufs Religiöse beschränkt
· Vertrauensvorschuss geben- das hilft den anderen auch
- Es ist oft ein Aushalten aber das muss ich auch akzeptieren
[mschauer]