Kulturtag am #otag17: Bewahrung der Kulturgüter der Orden ist ein Schritt in die Zukunft
Sr. Ruth Pucher: Kirchenpädagogik ist Dienst im Sinne der Berufungspastoral
Nach einleitenden Begrüßungsworten durch Helga Penz, Leiterin des Referats für die Kulturgüter der Orden, startete Sr. Ruth Pucher, Leiterin des Bereichs Ordensentwicklung im Kardinal-König-Haus, in den Vormittag. Die Missionarin Christi, studierte Kunsthistorikerin, zeigte in ihrem Vortrag auf, dass eine Kirchenführung wesentlich mehr leisten kann als nur die Vermittlung historischer und architektonischer Sachverhalte. Vielmehr gehe es darum, den Menschen den Kirchenraum (aber auch den Klosterraum) aufs Neue zu eröffnen – und zwar „mit Kopf, Herz und Hand“, wie es Sr. Pucher formulierte. Kopf deshalb, weil natürlich Wissen vermittelt wird. Gleichzeitig sollen die Besucherinnen und Besucher mit ihrem Herzen, mit all ihren Sinnen nachhaltig involviert werden. Und sie werden eingeladen, etwas zu tun; Kirchen und Kloster zu „begreifen“ – wortwörtlich mit ihren Händen. Berühren und berührt werden.
Sr. Ruth Pucher
Der Bereich Kirchenpädagogik hatte in Österreich lange Zeit einen Dornröschenschlaf gehalten. Im Jahr 2000 wurde unter Beteiligung der Ordensgemeinschaften Österreich eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, die zwei Jahre später acht Thesen zu Papier brachte. Diese stellen eine Art Wegweiser dar, um die Kirchen den Menschen wieder nahe zu bringen und Neues entdecken zu lassen – nicht nur extern den Besucherinnen und Besuchern, sondern auch intern den Pfarrmitgliedern oder dem eigenen Konvent. So lautet zum Beispiel These 8: Kirchenpädagogik ist eine langfristige Investition in die nächste Generation. „Es ist eine Initiative gegen das Vergessenwerden der Orden in der Gesellschaft“, zeigte sich Ruth Pucher überzeugt. In früheren Zeiten sei Klosterleben mehr bekannt gewesen. Doch: „Wir haben etwas weiterzugeben. Deshalb ist Kirchenpädagogik auch ein Dienst im Sinne der Berufungspastoral“.
Im Bild v.l.n.r.: Karin Mayer (Referat für die Kulturgüter der Orden), Sr. Ruth Pucher (Leiterin des Bereichs Ordensentwicklung im Kardinal-König-Haus), Abt Christian Haidinger (Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs), Hela Penz (Leiterin des Referats für die Kulturgüter der Orden), Klaus Landa (Oberösterreichischer Museumsverbund). (c) Ordensgemeinschaften Österreich/Magdalena Schauer
Karin Mayer: Wir erhalten die Kulturgüter der Orden
Dass sich die Kirche in einem Wandel befindet, ist nicht zu leugnende Tatsache. Die demografische Veränderung der Ordenslandschaft zwingt viele Gemeinschaften, ihre Häuser aufzugeben. Dabei stellt sich oft die Frage: Was geschieht mit den Kunstschätzen, die sich im Laufe der Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte angesammelt haben? Was davon sollte man behalten, was davon einem Museum schenken oder verkaufen? Und was davon sei überhaupt wert, erhalten zu werden?
Helga Penz, Leiterin des Referats für die Kulturgüter der Orden, rief vor rund einem Jahr das Projekt „Sicherung und Erhaltung der Kulturgüter der Orden“ ins Leben. Intension war, Ordensgemeinschaften in dieser schwierigen Situation nicht im Stich zu lassen und sie bei der Archivierung zu unterstützen. Denn wie soll man eine Entscheidung für die Zukunft treffen, wenn man keinen Überblick habe, was man eigentlich besitzt.
Vorsitzender der Superiorenkonferenz Abt em. Christian Haidinger und die Leiterin des Bereiches Kultur und Dokumentation Helga Penz
Diese schwierige Aufgabe übernahm Referats-Mitarbeiterin Karin Mayer. Die Oberösterreicherin brachte langjährige Erfahrung mit in der Inventarisierung von Pfarren in der Diözese Linz. Jetzt ist sie in ganz Österreich unterwegs, um Ordensgemeinschaften beim Durchsehen und Inventarisieren ihres Bestands zu helfen. „Insgesamt 19 Ordensgemeinschaften an 24 Standorten in ganz Österreich habe ich schon beraten“, erzählt sie. Im Laufe der Zeit haben sich in vielen Häusern Dinge angesammelt, die, auf Dachböden oder in Kellern gelagert, nicht dokumentiert und damit vergessen waren. Dabei erzählen sie Geschichten, geben Auskunft über ein Ordensleben, über die Spiritualität und über Menschen, Ordensfrauen und Ordensmännern, die an diesen Orten gewirkt haben. Jetzt kommen sie wieder ans Licht.
Doch nicht alles ist wertvoll. „Oft lagert Krempel neben seltenen Kunstgegenständen“, wusste Mayer zu berichten. „Und oft geht es auch gar nicht um den materiellen, sondern um den ideellen Wert, den ein Gegenstand besitzt.“ Für Ordensleute ist dann gar nicht einfach zu entscheiden, was sich zu archivieren lohnt. Hier gibt Mayer vorsichtig und einfühlsam Hilfeleistung. „Wir geben auch Impulse, wie es weitergehen soll. Und helfen bei der Weitervermittlung von Kunstschätzen.“ Mit Hilfe des virtuellen schwarzen Brettes auf der Homepage des Referates für die Kulturgüter der Orden konnten schon viele Kunstgegenstände eine neue Heimat finden.
Karin Mayr
Klaus Landa: Kleinausstellungen als Chance der Botschaftsvermittlung
Am Nachmittag des Kulturtags präsentierte Klaus Landa vom Verband Oberösterreichischer Museen unter dem Titel „Zeigen, wer man ist – aber wie und für wen“ Überlegungen zur Gestaltung von Kleinausstellungen. Der Germanist und Historiker wies darauf hin, dass es für eine gelungene Ausstellung keine Patentrezepte gebe, und die Spannbreite, was denn eine „kleine“ Ausstellung wäre, durchaus groß sei. Dennoch zeigte sich, dass Ausstellungen gerade für eine kleine Gemeinschaft eine gute Möglichkeit sei, ihre Lebensart, ihre Spiritualität und ihre Botschaft zu vermitteln.
„Diese Frage steht im Mittelpunkt: Warum mache ich diese Ausstellung, und für wen“, brachte es Landa auf den Punkt. „Im Fokus stehen die Besucher. Was will ich ihnen zeigen, und wie kann ich bei ihnen anknüpfen.“ Die Museumsobjekte sprechen selten für sich und sagen in der Regel nur Expertinnen und Experten etwas. Landa: „Ihre Aufgabe ist es nun, Ihre Botschaft, das, was Sie vermitteln wollen, zu transportieren. Mit den Objekten, aber auch mit verschiedenen Vermittlungsinstrumenten. Das ist die Aufgabe von kleinen Ausstellungen.“
[rs]