Ordensleben als Provokation in Gesellschaft und Kirche heute
Ausgehend von den biblischen Propheten, die für ihre Zeitgenossen meist eine Provokation darstellten, suchten die Schwestern gemeinsam mit Sr. Ilsemarie Weiffen in Kleingruppen nach Merkmalen prophetischen Lebens – mit dem Ergebnis: Prophetische Menschen sind in Gott verwurzelt, haben Weitblick, Visionen und Träume, sind in ihrem Reden und Tun authentisch, dienen als Sprachrohr Gottes, indem sie auf gesellschaftliche Probleme hinweisen und zur Umkehr aufrufen und riskieren dadurch auch Ablehnung und Einsamkeit.
Viele dieser Merkmale lassen sich auch bei den Ordensgründerinnen und Ordensgründern finden, die sensibel die Herausforderungen ihrer Zeit wahrnahmen und mit ihrem je eigenen Charisma darauf reagierten. Nach dem Blick in die Vergangenheit, auf die Zeit der Ordensgründungen, richteten die Schwestern ihren Blick auf die gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart. Als große Herausforderungen werden die Beziehungsnot und Vereinsamung vieler Menschen, der Glaubensmangel, der Priestermangel, die Resignation vieler Frauen in der Kirche, die Ausbeutung von Mensch und Natur und das Unverständnis gegenüber anderen, gegenüber dem Fremden gesehen.
Inspiriert von den drei Stichworten „Prophetie“, „Nähe“ und „Hoffnung“, die Papst Franziskus in einem Gespräch mit Ordensangehörigen erläuterte, überlegten die Teilnehmerinnen der Tagung, wie auf diese aktuellen Herausforderungen reagiert werden kann.
Einige konkrete Schritte zur Veränderung in den einzelnen Gemeinschaften sowie in Kirche und Gesellschaft wurden angedacht. Die Schwestern wollen nach ihren je eigenen Möglichkeiten bei den Menschen präsent sein, absichtslos da sein, sich untereinander vernetzen, einander ermutigen, Organisationen wie „Solwodi“ unterstützen, bewusster mit den Ressourcen der Natur umgehen und dabei auch bewusster einkaufen, ihr Christsein wahrnehmbarer leben und anderen Kulturen und Religionen offen begegnen.
Ermutigt und im Bewusstsein gestärkt, dass Ordensleben auch heute provoziert und sich von Kirche und Gesellschaft provozieren lassen muss, traten die Schwestern nach der gemeinsamen Eucharistiefeier wieder den Weg in ihre Gemeinschaften an, um als prophetische Menschen auch dort ein Stück Provokation zu leben.
[msc]