Martin Luther im 8. „DIALOG Stift Schlägl“
Die Einladung zum 8. „DIALOG Stift Schlägl“ brachte die Thematik auf den Punkt: „Von der Kirchenspaltung bis heute steht Martin Luther vor allem als Kirchenpolitiker und Theologe im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Oft wird übersehen, dass er ein zutiefst spiritueller Mensch war und dass seine Spiritualität eine treibende Kraft und eine maßgebliche Richtschnur für seine Reformideen war. Diese Spiritualität aber speiste sich aus den Quellen großer geistlicher Gestalten der vorangehenden Jahrhunderte. Sie war nicht neu, wenn sie auch von Luther mit besonderer Kraft vorgebracht wurde. Was waren ihre Kerngedanken? Welche Übereinstimmungen und Unterschiede weist sie im Vergleich mit katholischen Neuansätzen geistlichen Lebens in dieser Zeit auf? Könnte die Spiritualität Luthers vielleicht eine besondere Brücke der ökumenischen Verständigung werden.“
In seinem Impulsreferat sagte Superintendent Gerold Lehner, es gehe in diesem Jubiläumsjahr darum, von Luther das Christsein und die lebendige Christusverbundenheit in der Kirche zu lernen. Der Referent wies in einigen Punkten darauf hin, dass Luther als Augustinermönch zu Erfurt ein leidenschaftlicher Gottsucher war, der an die machtvolle Realität Gottes glaubte als den Herrn, den Schöpfer und den strengen Richter, dem der Mensch von sich aus nicht gerecht werden konnte. Das führte bei Luther zu existenziellen Ängsten, die ihn an der Barmherzigkeit Gottes zweifeln ließen. Erst Röm 1,17 brachte ihm Trost und Befreiung aus der Enge: „Der aus Glauben Gerechte wird leben“ (EÜ). Und allein aus Gottes Gnade, aus seiner Barmherzigkeit und Liebe wird der Mensch gerechtfertigt und gerettet. Das ist Luthers neue Sicht die ihm Trost, Mut, Gelassenheit und Kampfgeist bringt.
P. Markus Schmidt, Assistenzprofessor im Bereich Ökumene, zeigte das Trennende und Verbindende zwischen Luther und Ignatius von Loyola auf. Beide waren leidenschaftliche Gottsucher, die im Blick auf das Evangelium verschiedene Wege gegangen sind: Luther, situationsbedingt von der Kirche im Stich gelassen, in die Reformation, Ignatius in den Dienst an der Kirche, der er sich ganz zur Verfügung stellte. Dabei braucht der Mensch seinerseits das Ja zum Wirken Gottes in ihm, das in der Folge zu „guten Werken“ führt, die uns aufgetragen sind.
Als Resümee des DIALOGES kann gesehen werden: Bei aller Trauer um die Kirchenspaltung hat die Reformation auch Gutes bewirkt: die evangelische Christenheit in ihrer Glaubwürdigkeit und die katholische Erneuerung seit dem Tridentinum. Die eigentlichen gemeinsamen Früchte beider Kirchen sind noch jung und lassen sich in der Ökumene sehen. Die anschließende Diskussion drehte sich hauptsächlich darum. Da müssen in der gegenseitigen Geschwisterlichkeit noch Schritte getan werden. Man denke an Abendmahlsgemeinschaft und Zusammenwirken in diakonalen Diensten im Geiste einer echten gemeinsamen Christusverbundenheit.
[rs]