Es ist das Wasser der Liebe Gottes, auf das wir gemeinsam stoßen
Abt Reinhold Dessl vom Stift Wilhering schildert seine Erfahrungen: „In einem ehemaligen Jugendzentrum wohnen 10 Syrer. Drei minderjährige Flüchtlinge gehen in das Ordensgymnasium. Das Stiftsgasthaus wird gerade für weitere Flüchtlinge adaptiert. Es ist eine Freude, hier dabei zu sein. Für mich sind diese Menschen Freunde geworden. Ich mache Mut, sich neu einzulassen. Es ist das Wasser der Liebe Gottes, auf das wir bei allen kulturellen und religiösen Unterschieden stoßen.“ Sr. Jutta Maria Marte von den Barmherzigen Schwestern in Innsbruck schildert, wie sie das ehemalige Internat für 130 Flüchtlinge zur Verfügun stellen. Geschichte um Geschichte wird im Plenum erzählt. Konrad: „Annähernd 95.000 Flüchtlinge werden in diesem Jahr um Asyl ansuchen. 7.000 sind in Transitlagern oder Notlagern untergebracht. Quartiere, Quartiere, Quartiere. Durch die Notverordnungen ist es einfacher geworden, ein Dach über dem Kopf zu schaffen.“
Abt Reinhold Dessl, Stift Wilhering (Foto: Chris Hofer)
Einfach gemeinsam wach leben
Mit einem Rückblick auf die vielen Veranstaltungen, Initiativen im JAHR DER ORDEN haben P. Erhard Rauch und Sr. M. Cordis Feuerstein hingeführt auf die neue Broschüre „Leben im Orden – einfach, gemeinsam, wach“. Der Kommunikationsexperte Gerhard Pirner stellte dieses „Brücken-Produkt“ für Gespräche mit Interessierten in seiner inneren Logik vor. Die drei Gelübde werden in diesen Kurzbegriffen zugänglich gemacht. Pirner: „Es geht immer um das Übersetzen, die richtige Sprache, die ansprechenden Bilder. Armut, Gehorsam, Berufung, Charisma oder Not der Zeit kommen nicht vor. Diese Begriffe sind für die breite Masse der Menschen mit einer anderen Bedeutung und Emotion aufgeladen.“ Mit der neuen Broschüre sollen Interessierte, Offene und Jüngere angesprochen werden: „Die Menschen sollen neugierig werden.“ Überschriften sollen wesentliche Lebenskoordinaten ansprechen. Orientierung, Inspiration, eine Aufgabe haben, Gemeinschaft sind Beispiele. Einfach leben heißt sich dem Wesentlichen annähern. Ehelos leben heißt frei sein für Aufgaben und für Gemeinschaft. Hörend leben schärft die Sinne und macht wach. Wasser als durchgehende Bildmetapher trägt duch die Broschüre. Taufe, Lebensquellen oder Geist sind Möglichkeiten der Assoziationen. Pirner: "Es ist das Wasser des Almtales, das klar und erfrischend ist."
Die Bälle als Chance
900.000 Ordensleute weltweit. 693.000 Frauen, 135.000 Ordenspriester und 55.000 Ordensbrüder, 44.000 Mitglieder von Säkularinstituten. „Die Ordenskirche hat ein weibliches Gesicht“, meint P. Franz Helm: „In Afrika wachsen die Orden. In säkularisierten Gesellschaften verlieren Religionen an Bedeutung im Alltag. Die geopolitische Lage lässt allerdings heute vieles offen.“ Helm sieht heute viele „zugespielte Bälle“, die wir als Chance oder Problem behandeln können. Gott spielt uns Bälle zu. „Religionen werden konservativer, weil es eine wachsende Unsicherheit gibt, sie werden charismatischer, weil Erfahrung gesucht wird“, weiß der Missionsexperte Helm: „Inkulturation ist weltweit die Herausforderung.“ Orden inkulturieren sich in verschiedenen Kontexten und sind so Trägerinnen der Vielfalt. Gebäude, Lebensform oder Liturgie werden „angepasst“ an die Lebensumstände. „Es entsteht ein gegenseitiger Austausch.“ So wird in gemischten Gemeinschaften „Interkulturalität“ gelebt. In anderen Kontinenten werden Ordensgemeinschaften als „Freiraum“ gesehen, erlebt. Helm sieht durch Papst Franziskus viele "Steilvorlagen, gerade auch für Orden."
Abgeschlossen wird der Ordenstag 2015 mit einer festlichen Eucharistiefeier und einer Predigt von P. Martin Werlen.
[fk]