Ordensgründerin Hildegard Burjan erhält Gedenkstelle im Wiener Stephansdom
Das Lebensmotto der „Vorkämpferin für soziale Gerechtigkeit“, wie Burjan anlässlich ihrer Seligsprechung am 29. Jänner 2012 im Wiener Stephansdom bezeichnet wurde, war, das Evangelium durch die soziale Tat zu verkünden. Mit diesen Worten ist auch die christlichsoziale Politikerin und Gründerin der Caritas Socialis (CS) auf der 2.40 Meter hohen Stele aus Kunstharz, die vom Bildhauer Kurt Straznicky geschaffen wurde, verewigt. Die Initiative dazu ging vom Hildegard Burjan Forum und von der Dompfarre St. Stephan aus und wird von der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis und vom Dom- und Metropolitankapitel unterstützt.
Stele erinnert an "gesellschaftliche Verantwortung"
Sr. Susanne Krendelsberger, Generalleiterin der CS, interpretiert das Kunstwerk als "Wachhalten des Gedenkens an eine Frau, die sich den Fragen und Problemen der Zeit stellte und auf die Verantwortung jedes und jeder Einzelnen hingewiesen hat". Burjan trat gegen jede Form von ungerechten gesellschaftlichen Strukturen auf. So würde die Stele die vielen Besucher des Stephansdoms an ihre gesellschaftliche Verantwortung erinnern.
Kirche braucht mutige Frauen
In seiner Predigt sagte Weihbischof Helmut Krätzl: „Künftig wird die Porträtbüste von Hildegard Burjan hier im Dom ein Ort sein, wo man auch geistig nicht vorbeigehen darf. Hildegard ruft uns zu: ’Schaut, wer heute die größte Not unter euch leidet! Betet nicht nur für sie, sondern tut etwas und macht euch zum unüberhörbaren Anwalt für sie in der Gesellschaft.“ Die Stele rege auch an, die Stellung der Frau in der Kirche zu bedenken. Für die Erneuerung der Kirche brauche es mutige Frauen, so der Bischof.
Biografie
Hildegard Burjan wurde am 30.1.1883 in Görlitz an der Neisse als zweite Tochter einer jüdisch-liberalen Familie geboren. In der Schweiz studierte sie als eine von wenigen Frauen Philosophie.
Im Jahr 1907 heiratete Hildegard den gebürtigen Ungarn Alexander Burjan. Nach schwerer Krankheit und fast wunderbarer Genesung konvertierte sie zum katholischen Glauben. Ihr neu geschenktes Leben wollte sie ganz für Gott und die Menschen einsetzen.
Das Elend und die Not unter den Arbeiterfamilien veranlassten Hildegard Burjan zu ihren ersten sozialen Tätigkeiten. In Wien setzte sie sich vor allem gegen Kinderarbeit und für die Rechte der Frauen ein. 1912 gründete sie den "Verein christlicher Heimarbeiterinnen" und fasste 1918 im Verein "Soziale Hilfe" alle Arbeiterinnenverbände zusammen.
Auf Grund ihrer hervorragenden sozialen und organisatorischen Fähigkeiten war Hildegard Burjan von 1918 bis 1920 zuerst im Wiener Gemeinderat, später als erste christlich soziale Abgeordnete in der neuen Österreichischen Nationalversammlung tätig.
Am 4. Oktober 1919 gründete sie die apostolische Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis. In der Kapelle des Hauses Pramergasse 9 in Wien-Alsergrund gaben die ersten zehn Schwestern ihre Versprechen ab.
Hildegard Burjan starb am 11. Juni 1933. Ihr Werk, die Caritas Socialis, lebt weiter.
[rs]