Kirchenpädagogische Highlights im Herbst
Ein ganzer Zoo in der Stiftskirche Wilhering
Am 9. Oktober erlebten und erlernten die SchülerInnen des Stiftsgymnasium Wilhering einen ganz besonderen und neuen Zugang zu „Ihrem“ Kirchenraum. Mit der Kunstvermittlerin und Expertin für Kirchenpädagogik Sr. Ruth Pucher erkundeten sie den Kirchenraum über Tierdarstellungen auf kirchenpädagogische Art. Adler, Drachen, Pelikane, Tauben, Fliegen und Papageien ließen grüßen.
(c) Stift Wilhering
Das Anliegen der kirchenpädagogischen Schulung mit Ruth Pucher war, dass die SchülerInnen den Kirchenraum der Stiftskirche als Lernort nützen und die Schönheit und Besonderheit der Kirche im Laufe der Schulzeit schätzen lernen.
Auch die Direktorin hat das Projekt sehr begrüßt, war selbst an der Fortbildung beteiligt und will das Projekt in den Lehrplan aufnehmen. Es wird eine Regelung für die Einbindung in den Lehrplan geben, sodass jede/r SchülerIn in der zweiten Schulstufe und nochmals in der Oberstufe an einer kirchenpädagogischen Einheit teilnimmt.
In der Vorbereitung auf den Tag hat sich Ruth Pucher mit Abt Reinhold getroffen, der selbst Kirchenhistoriker ist und beim gemeinsamen Erkunden der Kirche fielen beiden die vielen Tierdarstellungen auf. Insgesamt 19 verschiedene, von einer Hirschkuh über einen Drachen, Adler, Fliege, Ziegenbock, Papagei, Adler, Taube, Hunde, Pelikan etc. Daraus kreierten sie ein Spiel: Die Namen der Tiere wurden auf Karten geschrieben und die SchülerInnen mussten zu zweit jeweils nach dem angegebenen Tier suchen. Wenn sie es gefunden hatten wartete als Preis das Tier in Form einer Spielfigur auf sie.
Nachdem alle ihre Tiere gefunden hatten, ging die Gruppe gemeinsam alle Stationen ab und Pucher erzählte die Legenden zu den jeweiligen Tieren, so beispielsweise die Legende des Hl. Rochus zur Figur des Hundes.
Sie wies auch daraufhin, dass manche Tiere eine tiefe Symbolik haben und andere nur schmückendes Beiwerk sind. So zum Beispiel das gefesselte Lamm, das als Geschenk zur Krippe gebracht wird. Es ist Sinnbild für Jesus, der später als Lamm Gottes dargestellt wird. Das gefesselte Lamm ist schon Hinweis darauf, dass er als Opferlamm für uns sterben wird. Solche symbolischen Vorausdeutungen werden hier entschlüsselt, die man normal nicht wahrnimmt.
Als großen Erfolg verbuchte Pucher, dass sich am Ende des Tages spontan drei Lehrerinnen meldeten, die das Anliegen vertreten und in Zukunft selbst kirchenpädagogisch arbeiten und sich dafür einsetzen wollen. Ruth Pucher betont auch, dass sie es mehr als Ordenspädagogik denn als Kirchenpädagogik bezeichnen würde.
Durchdringung in der Konzilsgedächtniskirche Wien.
Am 11. Oktober wurde ein neues Kunstwerk von Katharina Heinrich vorgestellt. Sie spannte ein Netz über den Altar der Kirche. Genauer gesagt ist es kein Netz, sondern eine Art Gewebe, Kunststoffschnüre, die wie Kette und Schuss ineinander gearbeitet sind. Der Titel der Arbeit, Durchdringung, weist darauf hin, dass sich zwei Ebenen begegnen, eine horizontale und eine vertikale. Beide Ebenen sind etwas gegeneinander versetzt, die eine leicht aus der Mittelachse der anderen geschoben. Die Spannung von strenger Form und Unregelmäßigkeit wird nicht nur durch diese Abweichung erzeugt, sondern auch durch die lockere Führung der Schnüre. Sie sind nicht straff gezogen, sondern habe viel Spielraum.
(c) Jesuiten Österreich
Im Zusammenhang des Kirchenraums mit seiner überaus strengen Ordnung stellt die Arbeit von Katharina Heinrich einen spielerischen Umgang mit dem durch die Architektur Vorgegebenem dar.
Sie vollzieht das, was auch in jeder Feier geschieht: Wir stellen uns in eine Ordnung, wissen uns im Rahmen eines Gesetzes und gehen zugleich immer wieder über die Grenzen der Ordnung hinaus. Wir bilden als eine Gemeinschaft von Menschen ein horizontales Geflecht und erfahren, dass unsere Ebene von einer anderen durchdrungen wird. Wir erleben, wie jeder Punkt unseres Bereichs mit einem Mal aufbrechen kann in eine neue Welt, in neue Räume, wie an jedem Ort, in jeder Situation sich der Zugang zu einer ungeahnten Weite, Tiefe, Höhe eröffnen kann. Wir sind stets unmittelbar zu Gott.
"Entdecken heißt nicht nach neuen Ländern suchen, sondern mit neuen Augen sehen.“ P. Gustav Schörghofer, Pfarrer von Lainz Speising erzählt, dass er diesen Satz von Marcel Proust kürzlich auf einem Baustellenzaun sah. „So ist es: Gott entdecken heißt nicht, neue, unbekannte Kontinente des Innenlebens oder von ständiger Sonne beschienene Glückszonen zu suchen, sondern das Gewöhnliche, Alltägliche, oft Beschwerliche und Belastende unseres Lebens hier und jetzt mit neuen Augen sehen. Vielleicht kann die Arbeit von Katharina Heinrich daran erinnern.“, zieht er die Verbindung.
KunstWerkKloster in Graz-Seckau
Am 23.9. startete in Graz die Ausbildung KunstWerkKloster, das Seminar zu Klosterführungen für alle steirischen Ordensgemeinschaften. Organisiert hat es die Diözese Graz-Seckau in Zusammenarbeit mit den steirischen Frauenorden. In diesem Seminar werden 24 Ordensangehörige und Mitarbeitende in ihren Werken zu Klosterführern ausgebildet. Die Seminarinhalte reichen von Kirchengeschichte über sakrale Kunst hin zu verschiedenen Baustilen und Wissen über Heilige. Beim nächsten Termin am 3. November wird Sr. Ruth Pucher kirchenpädagogische Impulse geben.
(c) Anna Felber
Am 11. November sind die neuen Klosterführerinnen und -führer fertig ausgebildet und bieten in weiterer Folge in ihren jeweiligen Klöstern Führungen für interessierte Gruppen an. Die Ausbildung ist ganz neu, sie ist aus dem Projekt KunstWerkKirche entstanden, das freiwillige Kirchenführer in der ganzen Steiermark ausbildet.
ALLE VERANSTALTUNGEN finden Sie immer im KULTURKALENDER DER ORDEN!