Herbergsuche ist für minderjährige Flüchtlinge harte Realität
An ihrem 18. Geburtstag ändert sich das Leben unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge (UMF) schlagartig. „Mit Erreichen ihrer Volljährigkeit müssen UMF die sozialpädagogischen Einrichtungen verlassen und fallen von einer 24-Stunden-Betreuung ins Nichts“, sagt Eva Kern, Geschäftsführerin des Don Bosco Flüchtlingswerkes, einer Initiative der Salesianer Don Boscos, der Don Bosco Schwestern und „Jugend Eine Welt“ und erklärt: „Die Suche nach einer adäquaten Unterkunft abseits von Erwachsenen-Heimen für Asylwerber gestaltet sich extrem schwierig. Es müssen dringend Angebote entwickelt werden, die einen humanen Übergang in die Selbstständigkeit ermöglichen und gleichzeitig die Integration unterstützen.“
Grundstein für ein gelingendes Leben
„Was hilft das Weinen über so viele Übel in der Welt? Es ist besser, sich aller Kräfte zu bedienen, um sie zu beheben“, sagte Johannes Bosco, der große italienische Priester, Apostel der Jugend, Ordensgründer, Sozialpionier und Vorbild der weltweiten Don Bosco Bewegung schon vor über 200 Jahren. Und Don Bosco handelte. Er gründete Wohnheime und Werkstätten und sorgte für schulische, berufliche und sittlich-religiöse Bildung für entwurzelte junge Menschen, bis diese die Reife erlangt hatten, selbstständig für sich selbst zu sorgen.
„Damit legte Don Bosco den Grundstein für ein gelingendes Leben der jungen Menschen“, so Kern und weiter: „Die jungen Menschen von heute sind die Erwachsenen von morgen. Wir – und damit auch Bund, Länder und Gemeinden - müssen uns auch aller Kräfte bedienen und geplante und bereits umgesetzte gesetzliche Regelungen neu überdenken, insbesondere den Lehrstellenverlust bei negativen Asylbescheid, die ungerechte Ausnahme von der Ausbildungspflicht bis 18 oder die lange Dauer von Asylverfahren. Junge Flüchtlinge sind in erster Linie junge Menschen, die zur Gesellschaft etwas beitragen und im Leben etwas erreichen möchten. Geben wir ihnen eine echte Chance. Eine ihrem Alter entsprechende Unterkunft und Begleitung über die Volljährigkeit hinaus ist der Anfang davon.“
Flüchtlinge sind keine halben Kinder
Vor über 25 Jahren ist die Kinderrechtskonvention in Kraft getreten. In ihr steht, dass jedes Kind „Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge, die für sein Wohlergehen notwendig sind, auf bestmögliche Entwicklung und Entfaltung sowie auf die Wahrung seiner Interessen“ hat.
Dass Kinder und Jugendliche geschützt werden müssen, darin sind sich in Österreich alle einig. Doch noch immer können zahlreiche Kinder und Jugendliche, allen voran minderjährige Flüchtlinge, von vielen Grundrechten nur träumen.
Durch diverse Rechtsverletzungen erhalten minderjährige Flüchtlinge weniger Betreuung, Bildung und auch Gesundheitsleistungen als vergleichbare österreichische Kinder.
Die Kampagne „Keine halben Kinder“, die vom Don Bosco Flüchtlingswerk initiiert wurde, kämpft mit über 60 Organisationen und vielen prominenten Persönlichkeiten für die Umsetzung aller Kinderrechte für minderjährige Flüchtlinge. Ziel ist, die Kinder- und Jugendrechte für ALLE in Österreich lebenden Minderjährigen, unabhängig von Status, Religion, Herkunft und Geschlecht zu gewährleisten.
[rs]