Klein.Blind.Kind unterstützt und vernetzt Eltern von sehbehinderten Kindern
„Sie müssen es sich so vorstellen: Das Gehirn ist bei der Geburt wie eine Landkarte, in der einfach nur die Städte eingezeichnet sind. Die Straßen, Flüsse, Berge kommen dann mit Reizen von außen hinzu. 98 Prozent dieser Eindrücke werden durch das visuelle System aufgenommen. Ein blindes oder schwer sehbeeinträchtigtes Kind hat das aber nicht“, erklärt die Leiterin der Sehfrühförderung Brigitte Ruttmann.
Gemeinsame Initiative
Der Unterschied, der bewirkt, ob ein sehbehindertes Kind eine normale Schule besuchen kann oder in eine Blindenschule geht, ist extrem gering: Nur zwei Prozent Sehleistung machen den Unterschied aus. Hier setzt das Projekt „Klein.Blind.Kind“ an, eine gemeinsame Initiative des Teams der Sehfrühförderung im Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz und des Lions Club Linz City. Mit der besonders nachhaltigen Hilfe für die kleinen Patienten von Beginn an kann die Wahrnehmungsfähigkeit deutlich verbessert und die Lebensqualität deutlich erhöht werden. Mit gezielten Maßnahmen und Therapien wird das Gehirn der Kinder stimuliert.
Gezielte Therapie
„Man kann sich das als Außenstehende wahrscheinlich ganz schwer vorstellen: Bei der Therapie gibt es zum Beispiel einen Teppichboden mit eingebauten LEDs. Die Kinder im Krabbel-Alter bemerken diese Lichtpunkte und fangen an, sie anzusteuern, anzugreifen, sich damit zu beschäftigen. Damit wird das Gehirn angeregt. Und mit solchen Stimulationen kann man tatsächlich diese zwei, drei Prozent an Sehleistung rausholen. Diese zwei, drei Prozent an zusätzlicher Leistung ermöglichen dem Kind später ein relativ normales Leben“, erzählt Karl Gartner vom Lions Club Linz City.
Ist ein Kind vollkommen erblindet, kann auch das Team des Sehfrühförderzentrums keine Wunder bewirken. Hier wird auf allen anderen Ebenen angesetzt und das Kind auf der Gehör-Ebene, in Sensorik, Mobilität und bei lebenspraktischen Fertigkeiten geschult.
Hilfe für Eltern
Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für die Sehfrühförderung nicht, dafür aber die Sozialhilfe. Die Eltern bleiben jedoch oft alleine. Die Belastung der Eltern auf sozialer Ebene ist immens. „Die Sehfrühförderung kümmert sich um die Kinder, wir Lions wollen vor allem den Eltern zur Seite stehen. Wenn etwa ein junges Paar ein blindes oder fast blindes Kind bekommt, dann steht plötzlich deren Leben auf dem Kopf. Wir wollen da unterstützend eingreifen“, so Gartner.
Eltern-Kind-Wochenende und Begegnungszentrum
„Wir betreuen im Schnitt 130 Kinder vom Säuglingsalter bis zum Eintritt in die Schule. Die Eltern sind nicht alleine mit ihrem Schicksal, glauben aber, dass sie es sind“, so Brigitte Ruttmann, die Leiterin der Sehfrühförderung. Um der Vereinsamung der Eltern entgegenzuwirken, wurden im Rahmen von „Klein.Blind.Kind“ Eltern-Kind-Wochenenden im Mühlviertel und ein Begegnungszentrum im Sehfrühförderzentrum ins Leben gerufen. Einmal jährlich organisiert das Team der Sehfrühförderung das Wochenende, vom Lions Club Linz City wird es finanziert. Hier können sich die betroffenen Eltern kennenlernen und vernetzen, während die Kinder bei Therapeuten bestens aufgehoben sind. Genauso wie im Begegnungszentrum stellen die Therapeuten rund um Brigitte Ruttmann ihre Freizeit dafür zur Verfügung. Im Begegnungszentrum können sich die Eltern treffen und austauschen. Es bietet ihnen auch die Möglichkeit, wieder kurz Zeit für sich zu haben.
Info: Barmherzige Brüder Linz
Bild: Barmherzige Brüder Linz
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