Ordensfrauen sind dort im Einsatz, wo sonst niemand hinschaut
Das Jubiläumsjahr-Motto "gottverbunden - freigespielt" sei nur auf den ersten Blick widersprüchlich, legte Mayrhofer dar. Wer sich an Gott binde, werde frei, "denn Liebe bindet nicht, sondern macht frei", sagte die Ordensfrau. Freigespielt würden ihre Mitschwestern heute auch dadurch, dass die überwiegend im 19. Jahrhundert als Antwort auf die damalige Not gegründeten Krankenhäuser und Schulen der Frauenorden weitgehend an andere Träger übergeben seien. Dies erst ermögliche es, gerade dort im Einsatz zu sein, "wo andere nicht hinschauen".
Ordensschatz teilen
Als Beispiele für neue Arbeitsfelder nannte Mayrhofer die Betreuung von Opfern von Zwangsprostitution und Menschenhandel in der Initiative "Solwodi" (Solidarity with women in distress), bei der sechs verschiedene Ordensgemeinschaften personell engagiert sind. Viel Zuspruch erfahre als weitere Initiative das neue Angebot "freiwilliges Ordensjahr", bei dem es den Orden nicht um eine Mitglieder-Werbeaktion gehe, sondern darum, "unsere Schätze zu teilen" und auf das Bedürfnis vieler Menschen zu antworten, durch das mehrmonatige Mitleben im Kloster "aus dem Radl auszusteigen".
Wenn in den Klöstern die Lichter ausgehen
Freilich müsse auch die Realität des drastischen Mitgliederschwundes - in Österreich von 13.466 Ordensfrauen im Jahr 1972 auf nunmehr 3.638 - gesehen werden. Die Gesellschaft wisse gar nicht, was ihr fehle, "wenn in den Frauenklöstern nach und nach die Lichter ausgehen", sagte Mayrhofer. Hinsichtlich der Zukunft zeigte sie sich jedoch "gelassen": Berufungen werde es immer geben, nur die Formen des Ordenslebens seien im Wandel. Dokumentationsarbeit leistet hier ein Oral-History-Projekt, bei dem Geschichten von Frauen, die noch vor dem 2. Vatikanischen Konzil in Orden eingetreten waren, aufgezeichnet wurden. Zwölf der 37 geführten Interviews wurden im Styria-Buch "Ein bisserl fromm waren wir auch" veröffentlicht.
Bild: Katrin Bruder
[ms]