Bruder David Steindl-Rast in kreuz und quer
Bruder David Steindl-Rast wurde vor 90 Jahren, am 12. Juli 1926, in Wien geboren. Er gehört zu den bekanntesten Mystikern der Gegenwart, dem der interreligiöse Dialog, aber auch das Gespräch mit den Naturwissenschaften ein großes Anliegen ist. Der Benediktiner-Mönch studierte zunächst in Wien Anthropologie und Psychologie, bevor er 1952 nach Amerika ging und dort in das neugegründete Kloster Mount Saviour eintrat. Nach vielen Jahren der Kontemplation bekam er die Erlaubnis, Zen-Buddhismus zu studieren. Nicht die Gegensätze, sondern die überraschenden Ähnlichkeiten in der Praxis der Religionen faszinierten Bruder David. Er verfasste darüber zahlreiche Bücher und führte damit Bestsellerlisten an. Heute lebt Bruder David in seinem Kloster in New York. Immer wieder besucht er Österreich. Dann wohnt er bei seinen benediktinischen Brüdern im Kloster Gut Aich bei St. Gilgen. Seine Gedanken zur Dankbarkeit haben zu einem weltweiten Netzwerk geführt.
Dankbarkeit als spiritueller Anker
Wie kommt es, dass ein „ganz einfacher Mönch“ mit seinen Büchern auf der ganzen Welt eine riesige Leserschaft findet? Dass seine Homepage „Dankbar – Leben“, von Amerika ausgehend, ein globaler Erfolg ist? Dass der Dalai Lama das Vorwort für sein zutiefst christliches Buch „Credo“ schreibt? Erst mit 60 Jahren, nach 30 Jahren Kontemplation, Studium und Meditation, schrieb David Steindl-Rast aus seinem Erfahrungsschatz heraus das erste Buch, „Fülle und Nichts“. Viele weitere sollten folgen. Der Schritt in die Öffentlichkeit führte zu Vortragsreisen und Fernsehauftritten. Bruder David wurde sogar Teacher in Residence im renommierten Esalen-Institute in Big Sur/Kalifornien. Es war die Hochblüte von New Age, wo er mit seinem spirituellen Erfahrungsschatz die nötige Ernsthaftigkeit und Tiefe beizutragen wusste.
Autobiographischer Blick in den Erfahrungsschatz
„Ich bin Christ", sagt der heute 90-Jährige, der wieder mehr Zeit in Österreich verbringt. Hier schreibt er auch an seiner Autobiografie. Für diese Arbeit ist er seinen eigenen Geheimnissen auf der Spur. Diese Reise, auf der ihn der Film begleitet, führt ihn viele Generationen zurück in das Schloss seiner Vorfahren und in den Wallfahrtsort Maria Rast (Ruze, Slowenien), dem die Familie ihren Namen verdankt. Voller Humor und Offenheit begibt er sich auch zu den Stationen seines eigenen Lebens. Vom Geburtshaus in Hietzing zur Kaasgrabenkirche, wo die Familie die Nazizeit im Widerstand überlebte, bis zu jener Gasse nahe der Neulandschule, wo er sein eigenes Leben dem Opfer eines anderen Lebens verdankt. Dankbarkeit begleitet ihn seither ein Leben lang.
Rilke und Rast
Ein Leben lang begleitet ihn auch die Poesie Rilkes, seit seine Mutter ihm als 10-Jährigen „Das Stunden-Buch“ geschenkt hat. Für Steindl-Rast ist Rilke nicht nur der „Rock´n Roll“ seiner Jugend, sondern ein wahrer Mystiker. Zum ersten Mal besuchte Bruder David unlängst das Schloss Duino, wo Rilke seine „Duineser Elegien“ schrieb.
Neuverfilmung
Der Regisseur Robert Neumüller hat bereits vor bald 25 Jahren mit Bruder David gedreht. Aus dieser Zeit gibt es mehrere ORF-Produktionen, aus denen auch Ausschnitte im Film zu sehen sind. So entstand ein sehr persönliches Portrait eines ganz außergewöhnlichen und wunderbaren Menschen.
„Dem Geheimnis auf der Spur“ zu sein bedeutet für Bruder David, auf einer lebenslangen Reise zu sein - auf Gott zu, von dem er, aus großem Respekt und aus dem Wissen um das Nichtwissen-Können heraus, als das „große Geheimnis“ spricht.
Bilder: metafilm.at
[ms]